Hallo zusammen!
(Etwas lang)
Eine langjährige und gute Freundin von mir ist gerade im Begriff Hartz 4 für sich, ihren Freund und den gemeinsamen Sohn zu beantragen. Sie wird dieses Jahr noch 30, hat vor 4 Jahren ihr Studium erfolgreich beendet und eine Zeit lang auch in einem Beruf gearbeitet, bevor sie sich entschied, ihre Zelte abzureißen und als "digitale Nommadin" auf Reisen zu gehen.
Sie und ihr Freund führen seit ca. 3 Jahren ein- lasst es mich so ausdrücken- Hippieleben. Ihr Motto lautet irgendwas in der Art wie "unabhängig und frei leben, verbunden mit der Natur..." Letztes Jahr, kurz nach der Geburt des Kindes haben sie sich ein altes Wohnmobil geholt. Dazu muss ich sagen: beide haben kein Geld gehabt, um sich das WoMo zu kaufen, weshalb sie mithilfe einer Crowdfunding- Seite eine gewisse Summe zusammenkriegen wollten, um "JETZT, SOFORT" ihren Traum leben zu können und "in Bächen und Flüssen baden" zu können. Für mich war das die erste Situation, in der ich den beiden eine scheppern würde. :pcbreak:
Sie wollen MEIN Geld, für welches ICH ARBEITEN gehe, damit SIE sich ein schönes Leben ohne Verpflichtungen machen können? Nein, ohne mich. Und diese Gedanken hatten viele Leute scheinbar, denn es sind von den erhofften 10.000 Euro lediglich 50 Euro zusammengekommen.
Trotzdem haben sie sich auf irgendeine Weise dieses WoMo gekauft und sind einige Monate damit unterwegs gewesen. Auf ihrer Reise schrieb meine Freundin in ihrem Blog und an ihrem E-Book, von dem sie sich erhoffte, Geld zu verdienen. Ein paar E-Books hat sie tatsächlich verkaufen können, jedoch reichte es nicht, wie sich später herausstellte. Auf ihrem Blog hat sie einen Artikel geschrieben, wie sie die Zeit gemeistert haben, als kein Geld mehr zur Verfügung stand. Und zwar haben sie sich teilweise von Löwenzahn und Gras ernährt oder haben im Süden vor Supermärkten gestanden und gesungen, um Geld zu "erbetteln". Natürlich sehen sie es nicht so, dass sie gebettelt haben, aber anders kann ich es nicht ausdrücken. Als dies auch nicht mehr funktionierte, der Kleine größer wurde und Kleidung brauchte, da der Herbst nahte, sind sie wieder nach Deutschland gekommen und wohnen in ihrem mittlerweile defekten WoMo auf einer Wiese in der Nähe ihrer Mutter. Anfang August habe ich sie dort mit einer anderen Freundin besucht und ich habe den Mund nicht mehr zubekommen:shock:. Hätte ich nicht gewusst, dass sie da wohnen, hätte ich gedacht, dass es ein verlassenes "Pennerlager" ist. So dreckig und unordentlich und mir steckte ein Kloß im Hals, als ich realisierte, dass ein sechzehn Monate altes Kind dort lebt.:neutral: Abgesehen davon war dieses Treffen das Erste seit fast 2 JAhren und ich musste feststellen, dass sie und ich kein gemeinsames Thema mehr haben. Das hat mich zum Nachdenken gebracht...:neutral:
Jetzt ist Oktober und seitdem habe ich nur wenig richtigen Kontakt zu ihr gehabt, da sie fragte, ob ich Kleidung für sie hätte, die ich nicht mehr trage...
Neulich erzählte mir unsere gemeinsame Freundin, dass sie, diese "Hippie"-Freundin, nach einer Wohnung sucht und Hartz 4 beantragen möchte. Okay, dachte ich mir. Ihre einzige Möglichkeit momentan, zur Überbrückung ist es ja nicht schlimm. Aber nein... sie will scheinbar gar nicht mehr da raus. Sie will nicht einmal versuchen, einen Job zu finden. Sie will weiterhin an irgendeinem E-Book schreiben. Wenn ich finden würde, dass sie ein Schreibtalent hat und ihre Themen interessant sind, okay. Aber so ist es nicht. Ihr Freund, der ist jünger als wir, hat sich in "seinem" Land für ein Studium eingeschrieben. Er hat aber keine Absichten zu studieren, soviel ich weiß; er will bloß das "Bafög" kriegen, damit sie davon reisen können oder Ähnliches.
Ich weiß nun nicht, was ich machen soll. Klar, es ist ihr Leben und da habe ich mich nicht einzumischen. Habe ich nie. Ich bin im Moment auch selber in einer nicht so einfachen Situation und die Letzte, die jemandem eine Standpauke halten sollte, könnte, dürfte...
Ich mag meine Freundin aber. Ich verbinde viele schöne Momente mit ihr. Sie gehört zu meinem Leben dazu. Und ich mach mir Sorgen um sie. Sie war schon immer dazu geneigt, Depressionen zu entwickeln und Dinge zu tun, die unüberlegt sind. Ich denke, dass sie in etwas hineingerutscht ist und nicht weiß, wie sie da wieder herauskommen kann. Ihr Freund ist ihr auch keine Hilfe, denn so wie es für uns scheint, hat SIE die Hosen an.
Nur weiß ich nicht, was ich ihr sagen könnte oder ob ich mich da einmischen soll?
Wie würdet ihr denn da reagieren?