Hallo ihr Lieben, erstmal vielen vielen Dank für die vielen Meinungen!
@flifla und @apolline es tut mir so leid, dass ihr auch an solche Männer geraten seit. Ich glaube insbesondere apolline hat es echt mies getroffen, ums mal so doof zu formulieren.. aber mir fallen dazu gar nicht die richtigen Worte ein :( Leider wird es Männern auch sehr sehr leicht gemacht. Deshalb möchte ich doch mal etwas loswerden, insbesondere nachdem was @mrs.breakdown geschrieben hatte. Auch wenn ich das eigentlich nicht weiter erörtern wollte..
Ich kann die Argumentation "ihr hättet ja abtreiben können und ihr habt euch dazu entschieden" ein wenig verstehen, weil ich früher auch immer so daher geredet hatte. Heute sehe ich das ein wenig anderst und ich denke, dass mich Karma wegen dieser Aussagen nun eingeholt hat^^
Ja rein theoretisch hätte ich abtreiben können. Aber nur in der Theorie. Erstmal vorne weg: ich habe meinem Ex verhütungstechnisch nie etwas vorgemacht oder sonst wie angelogen! So etwas würde ich niemals tun, da dass meinen moralischen Grundeinstellungen einfach komplett widerspricht. Das kann man natürlich glauben oder auch nicht.
Jedenfalls bin ich schwanger geworden und habe ihn gleich davon erzählt, da ich zum einen total mit der Situation überfordert gewesen bin und zum anderen dachte, dass ich mit ihm über alles reden kann und wir zusammen eine Lösung finden. Nur war das eben nicht der Fall. Ich habe ihn an dem Tag, an dem ich ihm gesagt hatte das ich schwanger bin, für viele Monate das letzte Mal gesehen. Er hat mir über Whatsapp durch die Blume mitgeteilt das er weg ist, wenn ich nicht abtreibe.
Beim Frauenarzt saß ich also ALLEINE.
Das Ultraschallbild hab ich mir ALLEINE angesehen.
Ich habe mich ALLEINE damit auseinandersetzen müssen, wie eine Abtreibung abläuft. Nun gibt es da 2 Möglichkeiten: die eine wirkt recht harmlos auf den ersten Blick, denn man schluckt einfach eine Tablette. Doch dann bekommt man Wehen und muss den Fötus gebären! Und nein es ist kein Klumpen oder eine Pfüze.. der sogenannte Fötus hatte bereits ein Köpfchen, Beinchen mit Füßchen und Ärmchen mit kleinen Händchen. Wenn man Pech hat und die Wehen nicht frühzeitig genug einsetzen, wird man heim geschickt (denn für so Frauen die sich schwängern lassen und dann abtreiben werden keine Betten freigehalten und Mitleid gibt es da schon gar nicht), so dass ichs im schlimmsten Fall ALLEINE daheim geboren hätte.
Die zweite Variante wäre eine Ausscharbung mit Vollnarkose - also ein operativer Eingriff mit allen Risiken. Auch diesen hätte ich ALLEINE überstehen müssen und die Risiken hätte ich ebenfalls ALLEINE getragen.
Nun kommt außerdem hinzu, dass ich Anfang 30 bin. Er kann Kinder noch mit 80 zeugen, wenn er Glück hat.. uns Frauen ist das nicht vergönnt. Vielleicht wäre es das dann gewesen, weil man mich z.Bsp. verletzt hätte bei der OP oder es wäre dann einfach nicht mehr gegangen, dass ich nochmal schwanger geworden wäre (man denke an Karma). Solche Ängste hatte ich vor der Schwangerschaft nie gehabt, aber als ich mich mit dem Thema Abtreibung befasst hatte eben schon. All diesen psychischen Druck den ich hatte, als ich plötzlich ungewollt schwanger war in einer sehr schwierigen Lebenssituation, die Auseinandersetzung mit der Abtreibung und der Verlust des Partners - musste ich ALLEINE durchstehen.
Hinzu kamen die ganzen hormonellen Veränderungen meines körperlichen und seelischen Befindens, welche ich wirklich sehr früh zu spüren bekam, weshalb ich es recht frühzeitig gemerkt habe, dass ich schwanger bin. Auch diese musste ich ALLEINE tragen.
Ich habe mir die Augen ausgeheult, als ich mich mit dem Thema Abtreibung beschäftig habe und mir immer wieder vorstellen musste wie dieses kleine Baby - mein kleines Baby - in meinem Bauch ist und ich es nun töten soll - ALLEINE.
Für ihn ist es einfach zu sagen - treib ab und ich lebe bis dahin mal normal mein Leben ohne dich weiter. Richtig wäre es gewesen, wenn er an meiner Seite gewesen wäre und das mit mir zusammen durchgestanden hätte! Wenn er mit beim Frauenarzt gewesen wäre, sich das Ultraschallbild mit angesehen hätte, mich in den Arm genommen hätte, als ich geweint habe und meine Gedanken sich angehört hätte, wenn er sich mit informiert hätte, wie eine Abtreibung abläuft.
Ich bin zu einem Zeitpunkt schwanger geworden, der für mich gar nicht beschi****** hätte sein können im Leben und ich wollte kein Baby haben! Das war das letzte was ich mir gewünscht habe zu diesem Zeitpunkt. Doch ich konnte nicht abtreiben - wegen all der Ängste und diesem Gefühl, dass ich mein Baby töten würde. Ich kann es nicht besser erklären. Also nein - ich hatte auch keine Wahl! Nicht in meinen Augen.
Und das ist eigentlich die bitterste Pille an all dem, wenn ich solche Aussagen höre - "er wollte kein Kind und nun finde dich damit ab." Auch ich wollte keines! Ich wurde schwanger wegen eines Fehlers von uns beiden. Doch die Konsequenzen trage ich ALLEINE.
Das ist nicht in Ordnung meiner Meinung. Doch durch genau "solche" Frauen (ohne das jetzt böse zu meinen. Wie gesagt - ich war kein Stück besser) bekommen Männer einen Freifahrtschein immer wieder ausgestellt und es ist völlig in Ordnung, dass sie sich nicht ihrer Verantwortung stellen müssen.
Ich vergleiche das immer mit einem Verkehrsunfall: der passiert in der Regel tatsächlich auch ungewollt, trotz ABS, Ampeln, Verkehrsschildern, -regeln, Winter- und Sommerreifen etc. Die wenigsten Unfälle sind absichtlich herbeigeführt. Doch kann da der Mann auch nicht sagen: "Huch, das war jetzt aber keine Absicht. Blöd gelaufen.. naja ich bin dann mal weg. Seh zu wie du jetzt damit klarkommst und all den möglichen Konsequenzen." Natürlich ist das etwas überspitzt dargestellt, aber ich hoffe man versteht auf was ich hinaus will.
Jetzt hab ich so viel zu einem völlig anderem Thema geschrieben, was ich eigentlich nicht wollte. Aber mich ärgern heute solche Aussagen doch sehr, weil das Leben nicht so einfach ist: "treib halt ab"