In wiefern soll ich die 70er mit den 50ern verwechseln?
In Bezug auf die berufliche Rolle der Frau? Habe ich in der Generation meiner Eltern live und in Farbe miterlebt - und später selbst noch genug davon abbekommen.
Ich arbeite seit ca. 2000 in der IT - schon die Unterschiede damals => heute in den 17 Jahren sind drastisch. Ich hatte weniger Probleme, einen Job zu finden, aber dann war es teilweise echt lustig. Da riefen mich Leute an, mit denen ich vorher Email - Kontakt hatte. Ich melde mich halt am Telefon "hier ist Firma xxx, Sie sprechen mit yyyy" Antwort: "Hallo, hier ist... ich hätte gern Herrn yyy gesprochen!" Oder ich habe die Nachtbereitschaft gehabt und damit das Bereitschaftshandy - und ja, es war klar, dass derjenige, der das Bereitschaftshandy hat, auch für die Bereitschaft zuständig ist - kommt ein Anruf rein, weil ein Kunde ein Problem hat, ich geh ran und höre "ja, hier ist Firma blablubb, ich brauche mal bitte einen Techniker" ... und dann diese bedeutungsschwangere Pause, wenn ich gesagt habe, dass ICH der Techniker bin in dieser Nacht. ... Das war nicht 1950, auch nicht 1970, sondern 2000 / 2001 / 2002. Und nein, das waren nicht die Ausnahmen, das war die Mehrzahl der Fälle. Gibt es heute gar nicht mehr. Überhaupt nicht mehr, da führt sich keiner mehr so auf. Zu meiner Zeit war es nicht wirklich etwas sehr schlimmes, nur halt ab und an nervig. Aber ehrlich: 1970 hätte ich es nicht versuchen wollen.
Eine Schulfreundin von mir wollte Elektrotechnik an der BA studieren - d.h. inkl. Fach-Ausbildung als Elektroniker. Sie brauchte also einen Lehrbetrieb. Sie hat wirklich eeeeeeeewig gesucht, um einen zu finden, der sie als Frau in diesem Beruf angenommen hat. Nein, hing nicht an den Noten, die haben locker zum Studium gereicht und auch sonst nicht an den Voraussetzungen, sie hat da schon lange vorher angefangen herumzubasteln und wirklich Interesse und ein Händchen dafür. Auch das war nicht in den 50ern, ganz sicher nicht, da waren wir noch nicht mal ein feuchter Traum unserer Eltern. Nein, das waren die späten 80er und frühen 90er.
Die Einstellungen zu Müttern, die arbeiten gehen, habe ich selbst auch noch genug miterleben können und die Einstellung zu "Behinderten" - die alle nur als "PlemPlem" hingestellt wurden und zu meiden waren, als wäre das hochgradig ansteckend, egal, ob sie wirklich eine geistige Behinderung hatten oder eben nur nur nicht hören, nicht sehen oder nicht laufen konnten - davon habe ich von der Generation meiner Eltern, die nun einmal die 70er geformt haben (und von dieser Zeit geformt wurden) noch genug mitbekommen.
Nein, ich verwechsel das bestimmt nicht.
Ja, kann sein, dass Deutschland da die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt war - ich möchte dennoch um keinen Preis der Welt in dieser Zeit leben statt heute. Auch nicht für eine "gut ausgestattete Wohnung". Die ist mir nämlich tatsächlich kein ständiges Spießrutenlaufen für mich und meine Familie wert.