Ich mit meiner 40h-Woche mit mehr als Mindestlohn weiß am Ende des Tages auch, was ich gemacht habe. Die Kollegen, die näher am Mindestlohn arbeiten, müssen hart körperlich arbeiten und unter schlechteren gesundheitlichen Bedingungen. Finde ich das gut? Nicht wirklich. Will ich dafür bezahlen, dass es ihnen besser geht? Nun ja... eigentlich auch nicht.
Das Problem, das ich am Mindestlohn und seiner Steigerung sehe ist: Alles wird teurer, weil die Speditionen und Paketdienste teurer werden, die Restaurants werden noch mal teurer und die Friseure sowieso etc. etc. eben die ganzen klassischen Low-Budget-Berufe.
Wenn nun mein Gehalt nicht im gleichen Maße steigt, dann wird es immer unwahrscheinlicher, dass ich zum Friseur oder ins Restaurant gehe. Ich spare dann um so mehr genau dort, wo die Leute mit Mindestlohn arbeiten. Am Ende gehe ich dann auch nicht mehr bei Rewe und Real einkaufen, sondern nur noch bei Aldi. Ob es den Regaleinräumern bei Aldi besser geht, ich weiß es nicht, aber die Rewe-Mitarbeiter werden es spüren. Nicht heute, nicht morgen, vielleicht nicht mal die, die schon dort arbeiten, aber spätestens wenn in der nächsten Generation niemand mehr eingestellt oder auf automatisierte Supermärkte umgestellt wird (Real hat bereits Selbstbedienungskassen, IKEA auch), werden es auch diejenigen zu spüren bekommen, die eben "nur" so einen Job bekommen.
Umgekehrt, WENN ich meine Gehaltserhöhung bekomme, dann ist das Gefälle wieder hergestellt und der Mindestlohn ist zwar höher, man kann sich davon aber nicht mehr kaufen. Weil ja alles teurer geworden ist.
Aus dem Grund sehe ich den Mindestlohn grundsätzlich als sinnlos an. Zumindest hier in Deutschland mit unserem starken sozialen Netz. Er treibt nur die Inflation an, hilft nicht wirklich, und schränkt bestimmte Wirtschaftszweige ein.