Vielleicht hilft es
deiner Frau, wenn sie Kontakt zu anderen Betroffenen hat.
Ich wollte Kind Nr.2 (das nun bald schlüpft) in den dunklen Momenten der ersten Monate auch abtreiben. Ich kann nicht einmal sagen, dass ich froh bin, es nicht getan zu haben. Bis zur 32. Woche habe ich Medikamente gebraucht.
Als ich in der Frühschwangerschaft in der Klinik war, weil meine Blutwerte unter aller Sau waren, haben sie mich mit Vomex vollgepumpt. Gegen das Erbrechen und die Übelkeit hat es nicht wirklich geholfen, ich habe aber die Nebenwirkung "Müdigkeit" voll mitgenommen und sehr viel geschlafen. Das hat meinem Körper gut getan. Dazu hatten sie auf der Station eine Psychologin, mit der ich über das Thema sprechen konnte. Das war auf jeden Fall kein Fehler.
Mein Mann hat mir seit der Zeit den Rücken frei gehalten: direkt nach dem Klinikaufenthalt war ich samt Tochter (2) bei meinen Eltern, die sich komplett ums Kind gekümmert haben und dafür gesorgt haben, dass ich alles habe, was ich brauchen könnte. Dann hatte mein Mann den Kitaplatz auf einen Ganztagsplatz erweitert und seine Arbeitszeiten an die Öffnungszeiten der Kita angepasst. Er hat sich die ganze Schwangerschaft um alles gekümmert: Kind, Kita, Haushalt, mich. Erst als ich langsam anfing, mich ein wenig stabiler zu fühlen, habe ich langsam wieder Aufgaben übernommen. Mal die Kleine aus der Kita holen, das war das erste "Große Ding". Dann habe ich wieder meine Arzttermine alleine wahrgenommen. Irgendwann habe ich angefangen, etwas zu nähen. Mein Mann hat Stoff besorgt und mich ermutigt, diese sitzende Tätigkeit zu machen und mir keinen Kopf um den Haushalt zu machen. Ohne meinen Mann wäre die Abtreibung wirklich besser gewesen. Dank ihm habe ich aber immer noch einen Tag gepackt.
Was mir auch geholfen hat, so krass es klingt, war, dass ich Anfang letzten Jahres durch eine schwere Depression (inklusive drei Monate Klinik) gegangen bin und so noch in Psychotherapie bin. Die Gedanken, abtreiben zu wollen, sind nicht ohne und machen einen fertig, vor allem wenn man weiß, dass man sich das Kind gewünscht hat. Da tut es gut, wenn man komplett offen darüber sprechen kann, ohne dass es "das Beratungsgespräch" ist und ohne, dass es sofort einen medizinischen Rat gibt.
Egal für was deine Frau sich entscheiden sollte: vielleicht würde ihr das dann auch gut tun.
Ich hoffe, dass deine Frau ihren Weg findet und ihr ihr eine zauberhafte Familie sein könnt, die ihr egal wie den Rücken freihält. Nur so ist es halbwegs machbar, egal wie sie sich entscheiden wird.
Liebe Grüße von Vanille mit Krümel (Hyperemisiskind-Nr.2 in der 38.SSW)