Nochmal kurz was von mir...
... es geht mir im Prinzip gar nicht so sehr um kleine Gefallen. Wenn mir an der Kasse der Geldbeutel runterfällt, kann ich ihn selbst aufheben, gar kein Ding.
Vor kurzem Stand ich im Baumarkt an der Kasse und einer alten Frau (schätzungsweise 75-80) ist hinter mir ein hunderterpack Nägel runtergefallen, in alle Richtungen. Ich habe ihr beim einsammeln geholfen und deer vor mir ist gerade weggegangen (hatte fertig bezahlt) und ich wollte aufstehen, weil wir alles wieder drin hatten und ich auch zahlen wollte. gerade in diesem moment läuft ein Mann von etwa 35 jahren an mir vorbei zur kasse (obwohl ich dran gewesen wäre) und motzt noch über die "verzögerung".
Die leute, die am lautesten motzen, wenn anderem ein missgeschick passiert, sind meistens auch die schlimmsten, wenn ihnen keiner hilft. ich finde das insofern einfach nur arm, weil jeder mit dem denken "nach mir die sintflut" durchs leben rennt.
Es geht mir vorallem um die "wegschau"-mentalität hier. Du kannst doch auf der straße angegriffen werden und keiner hilft.
Auch ich habe schon um hilfe gebeten und mir wurde nicht mal dann geholfen. Als ich 14 war, ist mir ein kerl (etwa 20 damals) hinterhergelaufen, er war in mich verknallt und ich hatte ihn abgewiesen, darum wollte er mich zwingen, mit ihm etwas anzufangen. Als ich weggerannt bin, habe ich eine gruppe von männern angesprochen, ihnen kurz geschildert, was los ist und sie gebeten, mir zu helfen. Alle waren um die 30. die hälfte hat auf den boden geschaut und der rest meinte lächelnd, ich sollte mich nicht deswegen verrückt machen. Und dank dieser mentalität ist der kerl auch zu dem gekommen, was er wollte.
Als ich 9 war, hatte mein bruder einen autounfall. meine schwester war mit ihm weg, sie sind aber mit verschiedenen autos gefahren. durch rote ampel usw. ist meine schwester erst 5 min später am unfallort gewesen. es ist eine relativ vielbefahrene strecke hier. Die polizei beschrieb den unfallort später mit den worten "das auto war um den baum gewickelt"., was auch stimmte, ich habe bilder des wracks gesehen. meine schwester hielt an, nicht, weil sie das auto erkannte, sondern um zu helfen (das auto hatte zu dem zeitpunkt auch keinen wiedererkennungswert mehr). bis dahin hatte noch keiner angehalten. meine schwester ging an das auto und erkannte erst dann meinen bruder, trotz extremer verletzungen (knochen standen aus dem fleisch, schwere kopfverletzungen usw.). bei so einem unfall zählt jede sekunde. meine schwester bekam sofort einen schock und war nicht mehr in der lage, klar zu denken. es dauerte nochmal 5 min, bis jemand anderes anhielt und einen krankenwagen holte. meine schwester saß zu dem zeitpunkt an der straße und hatte sich zusammengerollt, man hat also klat erkannt, dass etwas schlimmes passiert ist.
Mein bruder starb, weil durch sauerstoffmangel zu viel hirn abgestorben war. wäre sofort hilfe geholt worden, hätte er überlebt.
Schaut euch mal an, wenn im fernsehen getestet wird, wer in einer fußgängerzone einem schreienden kind hilft, das von einem mann weggezerrt wird. keiner hilft (oder sehr wenige).
Es fängt bei kleinigkeiten an, aber es endet im wegschauen.
wenn mal jemand hilft, kommt er in den nachrichten als "held des tages", seine zivilcourage wird in den himmel gepriesen, obwohl er eigentlich nur seine bürgerpflicht getan hat.
Es sozialstaat erfordert, dass man sich gegenseitig hilft. Egoismus ist allerdings in unserer gesellschaft vorherrschend.
Man will nur die billigsten Lebensmittel, also nichts von einem deutschen biobauern, aber dann motzt man, wenn die frau arbeitslos wird, weil eben ihr job mit der branche in irgendeiner weise zusammenhängt.
man will die "sch.. arbeitslosen" nicht "durchfüttern", motzt aber, weil man selbst mal arbeitslos ach sooooo wenig geld bekommt.
Übrigens kann ich unterscheiden, ob ich angelacht oder ausgelacht werde. das war auslachen. Natürlich liegt schadenfreude in der natur des menschen. man kann ja auch lachen, wenn man dann wenigstens hilft. um hilfe fragen zu müssen ist ja wohl ein armutszeugnis. was, wenn etwas ernsthaftes passiert "oh, könnten sie bitte kurz einen krankenwagen rufen, schauen sie, mein knochen steht aus dem bein"- "tut mir leid, keine zeit". Klar, das sind teilweise übertreibungen, aber so weit kann es noch kommen, wenn sich nichts ändert.
All meine erlebnisse zeigen mir, dass man wegschaut und dadurch nur schlimmeres verursacht. Es ist einfach eine schande. Darum rege ich mich über etwas, das eigentlich eine kleinigkeit ist, so auf.