Hallo Leute,


ich wohne nun schon seit etwa vier Jahren in Berlin, habe mir aber noch immer keinen Hausarzt zugelegt. Da ich selten krank werde, bestand da bisher kein Bedarf. Nun habe ich mir aber ein Wehwehchen eingefangen, das von allein nicht wieder weggehen will und plage mich nicht nur damit schon seit einigen Tagen herum, sondern auch mit dem Gedanken, bald einen Arzt aufsuchen zu müssen.


Einige von euch werden sich vielleicht fragen: ja warum geht sie dann nicht einfach in eine Praxis, lässt sich etwas verschreiben und fertig ist der Lack? Wenn dies für mich eine so leichte und sorglose Unternehmung wäre, dann hätte ich das sicher schon getan - nur löst der Themenkomplex "Krankheit und Behandlung" bei mir Grübelattacken inklusive Horrorszenarien und schlaflose Nächte aus. Ich kann nicht anders, als mir die gruseligsten Diagnosen für meine Symptome auszumalen und an die Methoden, das Leiden zu kurieren, mag ich gar nicht erst denken. Hinzu kommt noch, dass ich mit dem Autoritätsverhältnis zwischen Arzt und Patient nicht wirklich umzugehen weiß, es verwirrt mich; und Ärzte kommen mir für mein Empfinden etwas zu nahe - sie sehen und erfahren Dinge, die fremde Personen eigentlich nichts angehen und erhalten somit die Möglichkeit, Punkte an mir zu kritisieren, mit denen ich noch nicht ins Reine gekommen bin oder über denen sich noch keine harte Schale gebildet hat, da sie bisher keiner feindlichen sozialen Witterung ausgesetzt wurden - sie waren ja mein Geheimnis.


Summa summarum sind mir Arztbesuche ein Graus und das wird man mir ansehen, sobald ich das Wartezimmer betrete. Ich bin generell ein Mensch mit schüchtern anmutender Gestik und Mimik und wenn ich unter Stress stehe, verstärken sich die äußeren Anzeichen meines vorsichtigen Charakters wahrscheinlich noch. Ich bin nicht sehr extrovertiert und mein Körper reagiert nicht mit extremen Signalen wie etwa einer Panikattacke, aber ich glaube schon, dass mein Unwohlsein für andere Menschen bemerkbar ist. Und meine Mitmenschen reagieren verschiedenst auf diese Körpersprache: einige ändern ihr Verhalten nicht, anderen wird der Helferkomplex angeregt und letztlich gibt es auch den Typ Person, der sich arrogant bis aggressiv zeigt gegenüber solchen Anzeichen von Schwäche. Ungeduld, verdeckte Sticheleien und Besserwisserei à la "stellen Sie sich nicht so an" sind charakteristisch für solche Personen. Und an genau diese möchte ich natürlich nicht geraten. Um ein Missverständnis auszuräumen: ich bin nicht zu blöde, um ein Bewertungsportal wie Jameda aufzurufen und mir dort Erfahrungsberichte durchzulesen. Das habe ich schon zur Genüge getan. Nur wurden die Texte dort mitunter von "normal" empfindsamen Patienten verfasst und nicht aus der Perspektive einer schmerzempfindlichen und ängstlichen Person wie mir. Was der eine noch für höflich hält, findet der andere schon eiskalt und überheblich. Ein Arzt, der mit dem Durchschnittsdeutschen gut zurecht kommt, wird mit einem Sensibelchen vielleicht auf eine harte Geduldsprobe gestellt.


Deswegen frage ich euch nun: könnt ihr mir einen guten Berliner Hausarzt empfehlen, der mit mir nicht überfordert wäre und mich nicht dazu missbrauchen würde, um seine scharfe Zunge zu wetzen? Am praktischsten wären für mich Mediziner im Spandauer Raum.


Vielen Dank fürs Lesen und vielleicht Antworten,
Eure Meergut

8 Tage später