Kenn ich...
Ich war 13 Jahre alt, als ich während der Schulstunde meine erste Panikattacke bekam - ich dachte, ich sterbe. Eine Woche danach bekam ich zum ersten Mal meine Periode. Das war vor genau 24 Jahren, seit dem lebe ich damit. Da ich mittlerweile weiss, dass meine Attacken durch den Eisprung sowie eine Woche vor der Periode ausgelöst werden, kann ich mich damit arrangieren. Diese Theorie wollte mir allerdings bis heute niemand bestätigen.
Ich führe aber seit 15 Jahren ein Angst-Tagebuch. Dazu habe ich einen Stufenplan erstellt.
Stufe 0 = weder psychische, noch physische Beschwerden.
Stufe 1 = Nervosität, Bauchangst
Stufe 2 = Negative Gedanken, Bauchangst, Durchfall, Taugheitsgefühl
Stufe 3 = Gummibeine, Atembeschleunigung, Taubheitsgefühl, Bauchangst, Flucht
Stufe 4 = Fluchtwunsch, Flucht, Hyperventilation, Todesangst
Stufe 5 = eher selten, aber grösste Panik, sogar über Stunden/Tage - geschah bis jetzt 5x in 24 Jahren.
Jeder Tag wird notiert, dann Ende Monat jeweils eine Statistik gezogen. Siehe da: Die hohen Stufen erreiche ich jeweils beim Eisprung oder vor bzw. während der Periode.
Mit diesem Tagebuch bin ich von Fachärzten, Gynäkologen, Neurologen, Psychiater, Psychologen, zu Heilpraktiker gegangen, keiner will mir das bestätigen, was schwarz auf weiss steht.
Ich habe alles probiert, was es auszuprobieren gibt! Mittlerweile kann ich sagen, dass mir Cymbalta bis zur Stufe 3 hilft und ich morgens kein Wrack mehr bin. Das ist schon viel wert. Des Weiteren habe ich immer und überall Temestas dabei - allein zu wissen, dass ich sie dabei habe, beruhigt mich. Kommt dann eine hohe Stufe, werfe ich eine rein - jedoch wirkt die dann erst wenn die Attacke schon wieder vorbei ist :-) :-)
Vor 8 Jahren war ich an einem Punkt angelangt, wo ich das Haus nicht mehr verlassen konnte. Wo ich sogar in meinem Bett Angst hatte. Jeden Morgen Nervosität, Fingerschmerzen, viele Schmerzen. Dann habe ich mir mal gesagt, dass ich 2 Möglichkeiten habe: Suizid oder zurück ins Leben. Ich wählte das Letzte :cool: Nun, ohne Attacken geht's nicht, aber ich sterbe nicht daran. Ich geh wieder überall hin, habe sogar in einem Spital (früher ein no-go!) ein Baby (nein, das werde ich niemals können!) geboren - das Baby ist heute 7 Jahre alt. Was mir unglaublich hilft, ist Humor! Das Ganze lächerlich machen, sogar mein Mann und meine Freunde machen jeweils auf meine Kosten Witze über meine Krankheit. Das tut mir echt gut!
Und so wie andere Menschen ein Leben lang mit Krankheiten wie Rheuma, Arthrose, Crohn, Migränen, Hautproblemen, sonstige Krankheiten, zu kämpfen haben, habe ich eben mit dieser Krankheit zu kämpfen. Damit habe ich mich jetzt abgefunden und es auch akzeptiert.
Ich habe mich mit mir arrangiert :razz: In der Tierwelt gibt es zwei Arten Beutetiere: Die, welche bei Gefahr flüchten, und die, welche bei Gefahr erstarren. Ich bin ein Fluchttier :mrgreen: Kommt eine Attacke, flüchte ich, auch wenn nur ins Zimmer nebenan. Das hilft. Und nein, ich werde nicht ausharren und warten bis die Attacke vorbei ist. Bei mir hört sie auf, wenn ich flüchten kann - so ist mir doch auch schon gut geholfen, nicht?
Viel Glück all den Gleichgesinnten!
Grüssli
Yepi
PS: Ich wollte mal eine Selbsthilfegruppe ins Leben rufen, es kam aber keiner, denn alle hatten Agoraphobie und konnten das Haus nicht verlassen... Wir haben das dann per Skype gelöst :BIEN: