:shock:
Meine Güte..... Das ist hier aber inzwischen verworren.
Ich finde es interessant, dass zur Relativierung deutschen Rassismus und religiöser Intoleranz ausgerechnet die religiöse Verfolgung in verschiedenen Ganz-weit-weg-Ländern bemüht wird.
Es heißt nicht umsonst, man solle zuerst vor der eigenen Tür kehren. Gleichwohl ist es verständlich, wenn man zunächst auf Missstände aufmerksam macht, unter denen man selbst leidet und erst an zweiter Stelle um solche, die weit weg sind und durch völlig fremde Konflikte am Leben erhalten werden.
Und mal ganz konsequent gedacht: Was soll uns der Verweis auf böse (vor allen Dingen muslimische) Länder denn bitte sagen?
"Also, wenn die dort die Christen SO übel behandeln, dann dürfen wir uns aber auch mindestens so übel den Muslimen hier gegenüber verhalten!" oder wie?
Nicht?
Na, worum geht es denn dann hier bitte sehr?
Offensichtlich nicht um Nächstenliebe. Nein. Eher um fehlgeleitete Projektion. Sich lieber mit der eigenen Glaubensgemeinschaft zu solidarisieren als mit andersgläubigen Mitbürgern.
Wir alle - auch die Muslime hier - stecken nicht in den Köpfen derer, die sich in anderen Ländern (oftmals von Krisen gezeichnete übrigens) gegenseitig die Köpfe einschlagen und sich gegenseitig die Tempel verbrennen.
Aber soll ich mal sagen, wovon wir tatsächlich ein Teil sind? Von *dieser* Gesellschaft hier! Und wenn Rassami sich bemüht, unsere Sinne für Mechanismen zu schärfen, die zu Katastrophen führen *können* und es in der Vergangenheit in Form von Judenverfolgung auch mal dazu geführt *haben*, dann mag das auch deutlich eigennützig sein (was ist das eigentlich für ein Argument? Hätten Frauen auch nicht für Frauenrechte einstehen sollen oder die Arbeiterschicht die Klappe halten sollen?), aber immerhin spricht sie Probleme an, die sie HIER sieht und an denen wir alle mehr bewirken können, als an der Christenverfolgung im Iran oder sonstwo.
Was man diskutieren kann, ist die Frage, ob die Probleme Deutschlands mit seiner muslimischen Minderheit tatsächlich so ernst sind, was Ursache und was Wirkung ist und wer welche Anteile an der Misere hat.
Man darf auch die Unterschiede zur Judenverfolgung nennen. Oder Diskrepanzen in den Wertvorstellungen usw.
Aber die Probleme einer Minderheit damit niedermähen zu wollen, dass man selbst, wäre man Minderheit in Sonstwo-Land, es ja eh noch schwerer hätte (wobei man aber natürlich keine Minderheit ist, sondern selbst alle Privilegien eines Teils der Mehrheit genießt....), das finde ich dann in der Tat heuchlerisch!
Unrecht kann man nicht durch Unrecht aufwiegen. Und alle vernünftigen User hier - ganz gleich welcher Religion - sind natürlich bestürzt darüber, dass Menschlichkeit leider auch Intoleranz, Hass, Krieg, Gewalt, Unrecht, Rassismus, Verfolgung, Egoismus, Ausnutzen usw. bedeutet.
Und Unrecht kann man übrigens auch nicht dadurch rechtfertigen, dass sich ein nennenswerter Teil einer Minderheit sonstwie aufführt. (Hier schließe ich eigentlich an Rassamis Thread wieder an)
Wir glauben doch nicht daran, dass sich die Türken, die Apfel kennen und hassen gelernt hat, aufgrund ihrer bösen türkischen oder muslimischen Gene so sind, wie sie sind, oder?
Also handelt es sich um anerzogene und sozialisierte Probleme und diesen können wir alle entgegenwirken. Indem wir ein vernünftiges Klima schaffen. Das heißt nicht, Integrationsunwilligen den Allerwertesten hinterher zu tragen, aber nicht alle über einen Kamm scheren, das bedeutet es schon.
Und auch Probleme ernst nehmen, wenn sie einen nicht selbst, sondern nur Teile der eigenen Gesellschaft betreffen.
Ein Türke, der aufgrund von Hass durch Pauschalisierungen zusammen geschlagen wurde ist einer zuviel. Und das *unabhängig* von jedem Christen der woanders umgebracht wird und der natürlich nicht weniger zu betrauern ist.
LG
Ele
btw.: Mein jüngstes Gericht war Pasta in Sauce :mrgreen: