Hallo zusammen, ich werde versuchen meine/unsere Situation so kurz und knapp wie möglich zu schildern und ich hoffe euch einen kleinen Einblick in die Problematik geben zu können. Eigentlich könnte ich einen ganzen Roman schreiben was wir in den letzten 15 Monaten so durchgemacht haben, aber ich hoffe ihr werdet euch auch so ein Bild von der Situation machen können, zumindest wird es jeder können, der schon einmal eine solche Beziehung hatte.
Vorab ein paar Eckdaten über uns und dem direkten Umfeld. Sie Türkin, 34 Jahre alt, wohnt zusammen mit ihrem jüngerem Bruder (ledig) in einer kleinen Wohnung, wo sie seit dem Tod ihrer Mutter vor 4 Jahren (mehr oder weniger alleine) neben ihrer Berufstätigkeit noch ihren pflegebedürftigen Vater pflegt. Ihr älterer Bruder wohnt mit seiner Familie in derselben Stadt.
Ich 32 Jahre alt, seit 3 Jahren geschieden und Vater einer 7-jährigen Tochter.
Seit nunmehr 15 Monaten habe ich eine heimliche Liebesbeziehung mit meiner ehemaligen türkischen Arbeitskollegin, die ich schon seit sechs Jahren (wir haben in demselben Büro gearbeitet) kenne. Verstanden haben wir uns auf der Arbeit immer schon sehr gut. Aufgrund eines externen Jobangebotes reichte ich eines Tages meine Kündigung ein. Am letzten Arbeitstag hat sie mir ihre Liebe gestanden. Sie konnte es einfach nicht mehr unterdrücken mir es nicht zu sagen, obwohl sie auch im gleichen Atemzug sagte, dass sie mich, aufgrund ihrer und meiner Herkunft, nicht lieben dürfte. Aber ich würde für sie der Mann sein, den sie unter ihresgleichen immer gesucht aber nie gefunden hätte. Dazu muss ich sagen, das sie so ein Mensch ist, der immer lieber heimlich alle Probleme herunterschluckt (nicht nur innerhalb ihrer Kultur), bevor sie andere in eine missliche Situation bringt. Wie sie sagt, kennt sie es aus ihrer Kultur gewissermaßen nicht anders, als der Gesellschaft alles recht machen zu müssen um ihrem Nachnamen keine Schande zu bereiten. Trotz allem hat sie es gemacht und mir ihre Liebe gestanden, was sie also wahnsinnig viel Überwindung gekostet haben muss.
In diesen 15 Monaten hat sie schon fünfmal versucht unsere heimliche Beziehung aufgrund unserer unterschiedlichen Herkunft zu beenden, denn da diese Liebe verboten wäre, wäre es besser, es eher als später zu beenden. Meistens hielt sie die von ihr verhängte Funkstille aber nicht länger als ein bis zwei Wochen aus und schickte entweder eine Sms mit einem wie geht es dir?, oder sie rief gleich an, denn gar nichts mehr von mir zu hören wäre schlimmer als alles andere und ich wäre sowieso nur in ihrem Kopf. Nur wollte sie mit mir in den ersten Gesprächen nicht über uns sondern einfach nur reden reden reden,. Ihr zu Liebe habe ich immer versucht es mitzumachen, aber ihr könnt euch vorstellen, das das eine grosse Qual für mich war. Spätestens aber wenn wir uns meistens auf ihre Initiative hin heimlich für ein oder zwei Stunden getroffen war es mit der versuchten Distanz eh vorbei.. Die Gefühle waren nicht nur nicht da, sondern bei jedem Wiedersehen nach einem vorangegangenen endgültigem Abschied wurden sie noch grösser als davor. Ja, jeder zwanghafte Abschied brachte uns eigentlich immer näher und somit wurde bei beiden aber auch das Chaos im Kopf immer grösser. Ich denke bei ihr war es noch viel schlimmer als bei mir, denn ich hatte mich von vorne rein darauf eingestellt, das es so schnell keine öffentliche Beziehung werden könnte.
Zu Hause hat sie sich nach langer Überwindung nur erst ihrem jüngeren Bruder verraten. Seine Reaktion war ein entgeisterter Gesichtsausdruck mit einem zweimaligen tiefem Schlucken und dem Kommentar Deutscher? Geschieden?- Das ist gar nicht gut! Er hat ihr versprochen es nicht weiter zu sagen und es ihr auch nicht direkt verboten.
Auf jeden Fall hat sie von vier Wochen dann ihren Vater gefragt was er sich denn für sie für einen Mann vorstellen würde. Der erste Satz war es muss natürlich ein Türke sein. Auf ihre Nachfrage ob auch ein Mann aus einer anderen Kultur in Frage käme, kriegte sie ein NEIN von ihm zu hören. Sie dürfte zwar mit einem Mann aus einer anderen Kultur befreundet sein und einen Kaffee trinken gehen, aber mit so einem Mann zusammen zu leben käme nicht in Frage. Am nächsten Tag erzählte mir dies und sagte, dass wir uns nun endgültig und für immer trennen müssten, denn ihr Weg sei vorbestimmt und man könne nichts daran ändern, ihr Herz würde zwar immer nur mir gehören, aber man könne es nicht ändern. Sie würde sich zwar nichts lieber wünschen als zu mir zu kommen, aber dann würde sie wohl verstoßen werden und sie wüsste dann nicht ob wir unter den Voraussetzungen glücklich werden könnten. Zum Abschied sagte sie noch: Ich möchte den Kontakt zu dir nicht verlieren und möchte das du mein bester Freund wirst. Ich sagte ihr, dass ich das jetzt nicht so einfach kann und erstmal Abstand bräuchte.
Vor einer Woche dann rief sie mich an und wollte sich ein wenig von der Situation ablenken (O-Ton von ihr, lachte und weinte zugleich und sagte: Ausgerechnet mit dir will ich mich davon ablenken) . Natürlich kam von mir die Frage wie es weitergehen soll. Sie sagte nur sie wüsste es nicht, aber sie kann uns einfach nicht vergessen. Als ich ihr entgegnete, das ein weiß ich nicht mehr als ein geht nicht ist bekam ich keine Antwort. Es folgte eine Woche wo wir mehrmals jeden Tag mit Unterbrechungen (sie muß ja ihren Vater pflegen) bis in die Nacht telefonierten. In diesen Gesprächen stellte ich halt fest, das ihre Gefühlsschwankungen immer größer wurden, denn einerseits sprach sie von ihrer Zukunft ohne mich und das ihr Verstand ihr Herz besiegen müsste, im nächsten Satz sagt sie dann so Dinge wir beiden haben noch soviel Zeit die wir miteinander verbringen werden. Es kam so wie es kommen musste und wir verabredeten uns eines Tages für den nächsten Tag und legten auf, fünf Minuten später ging wieder das Telefon und sie fragte mich ob es gut sei das wir uns sehen würden. Ich sagte ihr, das ich ihr die Entscheidung überlassen würde. Sie sagte nur noch, dass sie es sich noch überlegen würde und mich morgen früh auf der Arbeit anrufen würde und verabschiedete sich den mit den Worten ich freue mich auf morgen. Ganz ehrlich gesagt, glaube ich, dass sie es in solchen Augenblicken gar nicht selber merkt das sie sich von einem auf den anderen Satz so was von widerspricht. Na ja daran könnt ihr natürlich sehen wie sehr sie innerlich zerrissen ist.
Auf jeden Fall trafen wir uns am nächsten Tag . Sie suchte uns eine abgelegene Wiese am Waldrand und wir setzten uns in Gras. Dort angekommen schlug sie mir ein paar mal vorsichtig auf die Brust und murmelte was auf türkisch, sank danach in meine Arme und wir wälzten uns strahlend im hohen Gras umher.
Als wir auf dem Weg zu unseren Autos waren, sagte sie dann im ersten Satz das sie nicht wüsste ob sie eines Tages mit einem Partner aus ihrer Kultur so glücklich werden könnte und im nächsten Satz sagte sie, das es ein wunderschöner Nachmittag gewesen wäre den sie es so dermaßen genossen hätte und sich schon jetzt auf das nächste mal freut. Als ich sie darauf ansprach, dass sie sich immer so dermaßen wiederspricht guckte sie mich nur an und sagte sie hätte es gar nicht mal bewusst gemerkt, und sagte, einmal spricht das Herz und einmal der Verstand. Sie sagt selber eines Tages werde ich noch verrückt und das nur wegen dir, aber seit ich dich kenne weiß ich, das ich noch lebe, denn eigentlich fühlte ich mich, hinter der Fassade für die anderen, schon lange tot.
Das Problem bei ihr ist ja auch, das sie sich niemandem so richtig anvertrauen kann. Sie wartet jetzt darauf, das eine Freundin von ihr aus ihrem Türkeiurlaub zurück kommt und der will sie sich endlich anvertrauen. Allerdings meint sie auch das diese Freundin ihr raten wird mich zu vergessen.
Ich weiß manchmal wirklich nicht mehr wie ich mich verhalten soll, ich würde sie auch nicht zu etwas drängen wollen, wie zb das sie mit ihrer Familie bricht oder aus dem Grund melde ich mich auch nicht bei ihr, wenn sie uns mal wieder eine Zwangspause verordnet. Also das weiss sie auch das das der Grund ist, das ich mich dann nicht bei ihr melde. Ich verstehe die Welt nicht mehr, vor allem wurde sie ja auch nie zwangsverheiratet oder jemandem versprochen, denn wenn sie immer nein gesagt hatte wurde das von ihrer Familie akzeptiert.
Aber wie soll das weitergehen? Wir dürfen nicht nicht miteinander, können aber auch nicht ohne den anderen? Wer hat so was ähnliches auch schon einmal mitgemacht? Wer kann mir/ihr Tipps geben? Wie kann ich ihr helfen?