sanjiv_12671428Relativ einfach: ...
... da gibt es nämlich nur drei Gründe.
1. Mit dem Angebot an Stiefeln ist es nicht getan. Was trägt Mann denn dazu? Das übliche Hosenangebot ist nämlich dafür ungeeignet, da die Hosen viel zu weit sind, Hosenbeine aber in die Stiefel gehören. Wozu sollte man sonst Stiefel tragen? Der Schaft soll ja eben die Hose schützen.
2. Das steht auf wackligen Beinen: Hohe Stiefel werden oftmals mit Militär bzw. Offizieren in Verbindung gebracht. Die zahlreichen Kriege und die Tatsache, daß Offiziersränge von nach den Kriegen geächteten Aristokraten oftmals besetzt waren, haben zu einer Ablehnung dessen in der proletarischen Bevölkerung geführt. Warum dem Anzug jedoch nicht das gleiche Schicksal blühte, bleibt ungeklärt. Außerdem gibt es zahlreiche Länder, wo keine derartigen Exzesse an Verachtung ggü. dem Militär zu beobachten waren.
3. Zu einem Zeitpunkt, wo Männer einfach mal längere Zeit keine Stiefel mehr getragen hatten, entdeckte die Frauenmode den Stiefel. Dieser wurde begeistert von Frauen aufgenommen. Wie mit so vielen Sachen, die von Frauen übernommen wurden, sind sie damit für Männer 'verbrannt', gelten als unmännlich.
Ich denke, die Punkte 1 & 3 zusammen mit dem männlichen Desinteresse an Mode und dem krampfhaften Zwang nach praktischer Kleidung führten letztendlich zu der heutigen Situation. Männer haben Stiefel nicht als modischen Gegenstand sondern als Funktionsgegenstand verstanden. In der Industriewelt gab es spezielles Schuhwerk, in der Bürowelt hat sich ein Dresscode eingebürgert. Für den Stiefel in der (spärlichen) Freizeit gab es neben dem Reithobby keinen sinnvollen Einsatz. Hosen, die in den Stiefel gesteckt werden können, also relativ schmale Hosenbeine haben, körperbetont sind, gelten heutzutage auch als weiblich und damit für Männer als ungeeignet. Oder als militärisch, was auch nicht gut ist.
Wenn ich mit meinen Stiefeln unterwegs bin, dann sind die Assoziationen in meinem weiteren Umfeld, von denen ich was mitbekomme, entweder "Wo ist denn Dein Pferd?" oder "Du siehst aus wie ein britischer Landherr!" -- komisch, nicht? Entweder muß der Mann als modisches Wesen erst wiederentdeckt werden, oder wir können das Ende aller Mode ausrufen. Ich fänd ersteres schöner. Aber das geht eben nicht nur mit der tausendsten Reinkarnation von Sakko, Hose, Hemd, Krawatte, Pullover, T-Shirt und Halbschuh, man muß auch mal was Neues machen, doch die Grenzen sind durch die Geschlechterangst abgesteckt. Also muß man die überwinden: Männer verlieren nicht ihre Männlichkeit, wenn sie sich abseits der Modekonventionen bewegen, ebensowenig wie Frauen ihre Weiblichkeit verlieren oder verloren haben.
LG
Madinside