Hallo,
ich hoffe, dass ich durch eure Ratschläge etwas mehr Klarheit bekomme. Ich bin komplett verzweifelt, war schon bei 4 Beratungen, und bin jetzt in der 12. Woche schwanger. Ich bekomme jeden Tag Weinkrämpfe, konnte mich aber bisher noch nicht zum Abbruch durchringen, habe einen Termin schon einmal abgesagt.
Auf den ersten Blick ist meine Lage nicht ganz verkehr:t 29, seit 4 Jahren mit dem Partner in Fernbeziehung (er wohnte mal in London, mal in Helsinki) zusammen. Es war eine Verhütungspanne, bei mir bestand keinerlei Kinderwunsch.
Aber:
Ich bin mir seit längerem unsicher ob ich die Beziehung zu ihm noch will, ich habe das Gefühl er tut mir überhaupt nicht gut, wir haben komplett andere Ansichten vom Leben. Kulturelle Unterschiede (Er ist Italiener) kommen noch dazu, er setzt mich mit so vielem unter Druck (ich soll nach Finnland ziehen, wo ich aber keinen Job finde etc.). Auch wenn es schön ist, wenn wir zusammen sind- Ich vermisse ihn nicht wenn er nicht da ist sondern freue mich über meine Freiheiten. Das klingt gemein, ich weiß.
Auf alle Fälle war es mir schon vorher ein Horror, von ihm schwanger zu werden - genau das ist jetzt passiert. Ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen und die Beziehung zu ihm entweder bessern oder beenden. Aber mei, Selbstmitleid ist jetzt fehl am Platz.
Über dem positiven SS Test bin ich erstmal zusammengebrochen. Hab versucht eine Woche normal weiterzuarbeiten, bin dann zu ihm nach Finnland (Horror! Er hat sich null auf mich eingestellt, seiner Familie gegen meinen Wunsch alles erzählt + das Ultraschallbild zugeschickt). Hab mich dann getrennt...und musste dann ne Woche auf den Abtreibungstermin warten. Er kam dann uneingeladen her, machte Versprechungen dass es alles werden würde - ich hab es nicht geschafft abzutreiben.
Was das Kind angeht: Es ist mir eine Horrorvorstellung ein Kind großzuziehen jetzt. Zwar habe ich in der ersten Woche als ich es wusste, noch gleich ein paar Bauch-Bilder gemacht (was ja eher in Richtung pro-Kind deutet), aber nach und nach kam die Emotionale Keule: Ich weiß nicht ob ich es schaffe, und ich will eine gute Mutter sein, keine gestresste, alleinerziehende, genervte, ohne Geld (weil selbständig und nicht arbeitsfähig). Ich glaube nicht, dass ein Kind reiche Eltern braucht, aber zumindest Eltern die im gleichen Land wohnen, oder ein soziales festes Umfeld haben. Ich bin erst vor einem halben Jahr nach Berlin gezogen, habe hier kein soziales Netz. Ja, ich möchte irgendwann Kinder. Aber nicht so wie hier und jetzt. Nicht in dieser instabilen Beziehung mit instabilem Netzwerk. Auf der anderen Seite breche ich ständig weinend zusammen wenn ich an einen Abbruch denke. Fühle mich schuldig, schäme mich, denke ich hätte es alles besser handeln müssen. Habe Angst, es hinterher grandios zu bereuen. Manchmal denke ich, tot sein wäre besser - dummer Gedanke, ich weiß.
Klar, keine Schwangerschaft ist leicht, und ein Kind passt nie - aber ich habe gerade so Angst, dass ich nicht nur mein sondern mehrere Leben versaue - egal in welche Richtung ich mich entscheide.
Ich wäre wahnsinnig dankbar über Rat. Wenn möglich keine Hasstexte - ich hasse mich schon selbst genug für das was da gerade passiert. Danke