Komplizierte Situation
Zum Mann: Ihn nicht zu vermissen, muss nicht heissen, dass Du ihn nicht mehr gern hast. Das heisst einfach, dass Du alleine gut zurecht kommst, nicht von ihm abhängig bist und gerne Deine Zeit für Dich nutzt. Wenn Du ihn nicht mehr sehen wollen würdest, dann wäre das eher ein Indiz dafür, dass Du nicht mehr besonders viel von ihm hältst. Du sprichst auch davon, dass Du die Beziehung gerne verbessern (oder beenden) würdest. Bestimmt hast Du auch gewisse Vorstellungen davon, was "besser" bedeutet. Wenn Dein Freund mit Dir zusammen bleiben möchte, dann kannst Du doch auch Deine Bedingungen stellen, die er erfüllen kann oder eben nicht. Wichtig hierbei aber auch: Erwarte nicht nur von ihm, dass er der perfekte Partner ist, sondern sei auch Du der perfekte Partner.
Zum Kind: Sei Dir bitte bewusst, dass Dein Freund und Dein Kind zwei unterschiedliche Personen sind. Dein Kind trägt nicht die Schuld für das Fehlverhalten seines Vaters bzw dass Du seinen Vater nicht mehr so magst. Es ist nicht nur sein Kind, sondern in erster Linie mal Deins - DEIN Fleisch und Blut. In DIR wächst es, vom Vater kam nur ein winziges Spermium. In der 12. Woche ist auch schon alles am Baby dran. Wann hast Du es zuletzt im Ultraschall gesehen? Das ist ein kleines Menschlein, kein Wurm, keine undefinierbare Masse.
Zu Dir: Wie Carn schon sagte: Lass Dein Kind leben, das macht Dich schon zu einer guten Mutter. Du hast ja schon bewiesen, dass Du ohne Vater ganz gut zurecht kommst. Erwarte zu diesem Zeitpunkt nicht, dass Du schon Muttergefühle hast und Dich auf Dein Kind freust. Du hast Angst, Du bist unsicher und Du bist gestresst. Sowas lähmt jeden Anflug von Freude. Gib Dir selber mal Zeit. Die hast Du noch. Meine Muttergefühle kamen erst, als ich mein Baby nach Hause brachte. Dann war es meins, ein Teil meines Lebens und ich wollte es lieben und beschützen wie nichts anderes in dieser Welt. Ich bin mir sicher, dass es Dir auch so gehen wird. Wenn nicht, dann hast Du immer noch die Möglichkeit, eine Adoption anzustreben. Nicht falsch verstehen. Sowas tut man nur, wenn man es wirklich will und dann kommt man auch damit zurecht. Der Gedanke an diese Möglichkeit gäbe Dir zum jetztigen Zeitpunkt die Sicherheit, dass wenn Du Dich für Dein Kind entscheidest, Du nicht zwangsläufig 18 Jahre an ein Kind gebunden bist. Solltest Du wirklich nicht Mutter sein wollen, wenn das Kind da ist, dann hast Du immer noch eine Alternataive. Auch wenn die Situation nicht ideal wäre, eine Abtreibung ist schlimmer. Sie endet mit dem Tod. Mit der Adoption könntest Du zumindest stolz darauf sein, dass ein anderer Mensch dank Dir ein Leben hat, aus dem es etwas Grossartiges machen kann. Du könntest Teil davon sein, indem Du Kontakt zur Adoptivfamilie pflegst. Aber auch das ist kein Muss.
Ich wünsche Dir den Mut zu diesem Kind, womöglich das Grösste, was Du je erleben wirst.