nadja1101
Grüße dich. Ich habe zu deinen Beiträgen ein paar Gedanken, möchte mich aber dem Inhalt nach Cœur anschließen. Man sollte ehrlich sein, auch wenn man dann etwas bzw. jemanden verliert, wodurch bzw. durch den das Leben angenehmer ist.
Warum geht es dir so?
Gedanke 1: Es ist eher Freundschaft als eine Beziehung. Man verliert manchmal einen Freund, weil der Freund mehr will. Das muss man geschehen lassen, auch wenn man die Freundschaft selbst gern hätte. Da darf man nicht egoistisch sein. Und es gibt schon Freundschaften, bei denen man sich manchmal durch die besondere Verbundenheit fragt, ob es auch mehr sein kann. Wenn man insgeheim aber fühlt, dass die Antwort ein Nein ist, dann sollte man es lieber bleiben lassen, etwas zu versuchen. Gerade wenn man leidet, kann ein Mensch, mit dem eine tiefe freundschaftliche Verbundenheit erlebt, der vielleicht auch nicht hässlich ist und schon ein toller Partner wäre, als anziehender wahrgenommen werden, als es unter anderen Umständen der Fall wäre. Wenn man sich dann wieder erholt, ist die Person eben nicht mehr so interessant. Das ist leider, ob nun gewollt oder nicht, auch diese tückische Seelentrösterdynamik. Wenn man etwas älter ist und so etwas öfter erlebt hat, sollte man gewisse Konstellationen daher gar nicht mehr zulassen.
Der zweite Gedanke: Es ist relativ normal, dass einen nach einer Trennung ein Gefühlschaos einholt und dass man für einen neuen potenziell richtigen Menschen, der unter anderen Umständen sehr gut passen würde, nicht bereit ist. Leider kann man daran erfahrungsgemäß nicht viel ändern. Man kann den richtigen Menschen, der im falschen Zeitpunkt ins Leben tritt, nicht für den richtigen Zeitpunkt vorbestellen. Nicht umsonst rät man Menschen, die sich binden wollen dazu, um frisch Getrennte einen großen Bogen zu machen.
Nicht selten kommt dann noch ein Dritter, mit dem die Beziehung dann möglich ist. Ich glaube dir, dass du deine Bekanntschaft magst und deine Gefühle nicht zur Gänze einordnen kannst und dass es kein vorsätzliches Warmhalten ist, sondern dass du dich tatsächlich fragst, ob du mit dem Neuen eine Zukunft haben kannst, wenn man dir noch etwas Zeit lässt. Ich glaube es dir wirklich, weil ich in meinen jungen Jahren Ähnliches erlebt habe und weil auch ich, ob man es mir nun glaubt oder nicht, nicht aus böser Absicht gehandelt habe, mir niemanden warmhalten wollte, niemanden verletzen wollte, und weil ich wirklich verwirrt war und von meinen Gefühlen überrannt und weil meine Gefühlswelt nach der Trennung tatsächlich für mich selbst unberechenbar und unverständlich war. Das änderte aber leider nichts an der Tatsache, dass die Erfahrung in meinem Fall für beide Männer, den Ex, der mich zurück wollte, und den Wartenden eine sehr verletzende Erfahrung war. Auch für mich selbst war es keine schöne Zeit. Ich unterstelle dir keine böse Absicht, aber einen Mangel an Einsehen der Tatsache, dass du dich derzeit nicht binden kannst und solltest (so jedenfalls war es bei mir). Mit meiner heutigen Lebenserfahrung würde ich mich in einer derartigen Lebensphase nienandem antun, sondern mich allein wenig sortieren.
Ich denke, deine Gefühle sind menschlich, normal, nachvollziehbar. Lass sie zu, du wirst zu innerer Klarheit finden. Aber vergiss den anderen nicht. Du schuldest ihm etwas Ehrlichkeit. Du könntest ihm ja sagen, dass du dich derzeit gerade selbst nicht ganz verstehst und dass du einfach Zeit brauchst, zu wissen, was du willst, und dass du den Kontakt daher im Interesse aller Beteiligten einstellen möchtest, um weitere oder zukünftige Verletzungen zu vermeiden.