Zwickmuehle
Hallo,
für mich sieht es danach aus, als wäre dein alter Schulfreund dir geschickt worden damit "du" dir über Dinge in deinem Leben klar werden kannst und nicht zuletzt über dich selbst. Er selbst fungiert ein klein wenig wie ein Platzhalter. Wer seine Gefühle mit Verliebtheit rechtfertigt macht sich in der Regel weniger Gedanken, denn die meisten Menschen argumentieren, den Gefühlen gegenüber sei man machtlos. Dies stimmt nur bedingt, in einigen Fällen könnte dies nämlich auch eine Flucht vor den eigenen Gefühlen sein. Eine Flucht vor den Konflikten im eigenen Leben, vor denen man gerne die Augen verschließt, weil hinzusehen viel zu schmerzhaft oder unangenehm wäre.
In langen Beziehungen hört man immer wieder das Dinge im Alltag verloren gehen, wie Liebe und Wertschätzung oder Sexualität und Zuneigung. Das sind alles ungute Gefühle, die viele Menschen schlucken und zur Tagesordnung übergehen als wäre nichts und als hätten ihre Bedürfnisse keine Berechtigung, weil entweder Kinder vorhanden sind oder man selbst der Überzeugung ist eigene Bedürfnisse für einen höheren Zweck unterzuordnen.
Ich glaube, wer sich selbst nicht klärt d.h. Wünsche, Bedürfnisse, Ziele ect. kommt vermutlich immer irgendwann an einen Punkt, an dem es nicht weiter geht. Ich glaube auch, dass es eine Form von Lernaufgabe im eigenen Leben sein kann diese Aspekte zu beleuchten und im eigenen Sinne zu lösen. Weil es um dein eigenes Glück geht und jeder Mensch nach Glück strebt.
Du könntest versuchen das Glück mit deinem Ehemann wiederzufinden, indem du mit ihm über die Dinge sprichst, die dich wirklich bewegen. Dazu gehören meines Erachtens auch deine Gefühle für einen anderen Mann. Manchmal muss es vielleicht einen lauten Knall geben bevor sich etwas verändert. Fakt ist jedenfalls, du kommst nicht aus dieser Zwickmühle, wenn du alles so belässt. Der Crush auf den alten Schulfreund wird bleiben und deine Unzufriedenheit in deiner Ehe bleibt. Auch mangelnde Glücksgefühle gehören dazu.
Der Alltag mit 4 Kindern tut vermutlich sein Übriges dazu. Hier eine Paarebene herzustellen scheint oftmals schwierig. Zwei Menschen fungieren dann möglicherweise als Einheit wenn es darum geht den Alltag zu bewältigen und die Kinder zu erziehen. Ansonsten schielt jeder auf die Befriedigung von eigenen Bedürfnissen, nimmt sie aber nicht "in" die Beziehung. Vermutlich hat das damit zu tun, dass alle immer davon ausgehen ein Paar müsste prinzipiell eine Einheit darstellen und die Einzelperson findet sich durch diese Einheit. Das stimmt aber nicht, denn jeder Mensch ist auch ein Individuum. Dieses Individuum braucht einen Platz in einer Partnerschaft, so sehe ich das. Dann wird ein Ganzes daraus. Sofern der Partner auch ein Individuum sein darf.
Ich würde an deiner Stelle auch einmal überlegen, was dein Schulfreund dir mit seinen täglichen Nachrichten gibt, was dir in deinem Alltag fehlt.
LG Coeur