Bitte nicht falsch verstehen: Ich halte das Thema Depression absolut nicht für ein Problem von Empfindlichkeit/Belastbarkeit. Ich finde es gut, wenn man sich professionell helfen lässt und rate dies auch oft. Es tut mir leid, dass die Wortwahl eures Freundes dich erzürnt hat. Ein paar Gedanken, warum es auch Argumente für die Meinung (nicht verwechseln mit der Wortwahl!) deines Bekannten gibt:
Es lässt sich über die Quellen von Unzufriedenheit und Depressionen in unserer Gesellschaft schon streiten. Verglichen mit anderen Ländern auf dieser Welt, leben wir in Mitteleuropa sehr privilegiert.
Ich war mehrmals für längere Zeit in Ländern der dritten Welt unterwegs. Familienanschluss inklusive. Vieles was bei uns absolut normal ist, ist dort absoluter Luxus. Die Menschen kamen mir trotzdem deutlich glücklicher vor als in Europa.
Auch wenn man die Mimik von Passanten in Großstädten vergleicht, könnte man auf den Gedanken kommen, Diktatur statt Demokratie, schlechte Gesundheitsversorgung, gerade noch genügend oder zu wenig Lebensmittel, schlechte Verfügbarkeit von sauberem Trinkwasser oder (Aus-)Bildung als Frage des Geldbeutels, gäbe es in Deutschland und nicht in diesen Ländern.
Die ständige Selbstoptimierung und permanentes Vergleichen (Partner, Geld, Immobilien, Lebensstandard), Statusdenken (Job, Wirkung auf andere) und Unzufriedenheit darüber ist ganz klar Folge unseres Wohlstandes !
Gegen Depressionen wird oft Bewegung und Ausdauersport empfohlen. In besagten Ländern ersetzt körperliche Arbeit den Sport.
Durch unseren Wohlstand ist bei uns vieles automatisiert. Nicht jeder ersetzt den Wegfall durch Sport. Im Körper fehlen dann die Endorphine.
Es gibt viele Quellen von Depressionen. Luxus ist eine davon.