Hallo,
Ich arbeite seit 15 Jahren in einem sozialen Beruf, habe sämtliche Fortbildungen gemacht, einige Kurse besucht und mich ständig weitergebildet. Nun stehe ich da, nach all den Kursen, Zertifikaten und merke, daß ich total ausgebrannt bin. Das Schichtsystem, die ständigen Überstunden, der Stress machen mich fertig. Jeden Sonntag abend habe ich Bauchschmerzen; weil die Arbeitswoche beginnt. Ich habe kaum Zeit für Familie und Freunde, von Hobbies ganz abgesehen. Nach der Arbeit bin ich so k.o das mir die Lust fehlt überhaupt mit jemanden zu reden.
Jedoch traue ich mich nicht zu kündigen, da ich ganz tolle Chefs habe, super Kollegen und gutes Gehalt.
Wann habt ihr gemerkt, das es beruflich nicht so weitergehen kann und euch gewagt, etwas neues zu machen?
LG Lala
Neuanfang?
Als ich mit einem Mann verheiratet war und in RLP lebte, war ich in meinem Leben noch nie so beschäftigt gewesen. Ich arbeitete Vollzeit als Bankkauffrau, zog zwei Kleinkinder groß, erledigte den Großteil der Hausarbeit und besuchte drei Abende pro Woche Deutschkurse. Was mich weitermachen ließ, war, dass ich mich noch nie in meinem Leben so wichtig gefühlt hatte. Ich war so stolz auf mich.
2010 lief es dann schlecht. Zuerst das Fremdgehen meines Ex-Mannes. Schließlich ließen wir uns scheiden. Und meine rheumatoide Arthritis geriet außer Kontrolle. Ich musste meinen Bankjob aufgeben und war 11 Jahre lang arbeitslos. Ich hatte keine Energie, ich konnte nur noch weiter eine liebevolle Mutter und Hausfrau sein. Ich musste sogar aufhören, High Heels zu tragen, ich konnte nicht einmal mehr mittelhohe Absätze tragen. Schließlich war das Rheuma unter Kontrolle; ich bekam endlich die richtigen Medikamente und die rheumatoiden Knoten waren aus meinen Händen und Füßen entfernt worden. Eines Tages war ich in meinem Tabakladen, wo ich seit vielen Jahren die beste Freundin der Geschäftsführerin war und auch eine ihrer Stammkundinnen. Ich erwähnte ihr gegenüber, dass meine Invalidenrente bald auslaufen würde. Sie strahlte wie ein Weihnachtsbaum und bat mich, eine ihrer Verkäuferinnen zu werden. Was ich dann auch tat. Zuerst war es Teilzeit, aber innerhalb eines Monats war es Vollzeit. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich drei Jahre lang „neugierige“ Neigungen, aber nachdem ich mein ganzes Leben mit traditionellen Erwartungen und erlernten Normalitäten gelebt hatte, wurde mir schließlich klar, dass ich eigentlich doch lesbisch war. Eines Tages traf ich bei der Arbeit eine Frau, die eine Kundin war und bald meine Partnerin und nicht lange danach meine Ehefrau werden sollte. Seitdem war ich in meinem Leben nie glücklicher oder energiegeladener!
Also passierten in meinem Leben mehrere Dinge, die mich aus meinem Tief herausholten. 1) Ich bin wieder gesund, 2) ich habe einen Job, den ich jetzt wirklich liebe, 3) ich habe meine wahre Orientierung erkannt und akzeptiert und 4) ich habe die perfekte Partnerin geheiratet.
Liebe Lala, ich wünsche Dir viel Glück dabei, den Weg aus Deinem Tief zu finden. PN ist sehr willkommen, wenn Du möchtest.
LG,
Laurette
Mein Neuanfang hieß damals ab in die Selbstständigkeit. In meiner alten Firma ist viel gelaufen, was ich nicht OK fand. Teilweise war ich auch selbst Schuld. Mit Mitte 30 habe ich dann endgültig einen Schlussstrich gezogen und habe mich selbstständig gemacht. Seit dem entscheide ich, mit wem ich zusammenarbeite, wie viel ich arbeite usw. Kann ich nur empfehlen, aber man braucht einen Plan.
Ich berate Kommunen im Rahmen der Digitalisierung.
Liebe lala, so geht es leider vielen Frauen. Da kommen sicher auch viele Faktoren zusammen, die jetzt zu dieser Erschöpfung führen. Gleichzeitig fällt es gerade Frauen leider auch oft schwer, Grenzen zu ziehen, einfach, weil wir oft darauf programmiert sind, "nett" zu sein, andere nicht zu enttäuschen, wir wollen helfen etc. Ich kann dir nur aus eigener Erfahrung sagen, dass es manchmal dann zum gesundheitlichen Super-Gau kommt und gar nichts anderes übrig bleibt, als sich selbst an erste Stelle zu stellen. Ich finde es immer sehr hilfreich, die eigenen Optionen zu kennen (das sind naemlich immer mehr als man denkt) und zu bewerten. Veraenderungen muessen gar nicht immer radikal sein. Herzlichen Gruss