Hallo Kerstin :)
Ich kenne das Problem zu Genüge und weiß, wie furchtbar das ist. Aussenstehende denken immer, dass das gar nicht so schlimm ist.
Ich hatte so eine Panikattake das erste mal in einer Disco. Da war ich vllt 16. Da habe ich gedacht, dass es an dem vielen Rauch und der Hitze lag und ich eben nur einen Kreislaufzusammenbruch hatte. später als ich dann mein Abitur machte, bekam ich erneut eine Panikattake im Englischunterricht. Komischerweise hatte ich diese Attaken nur da. Bin zum Arzt und er konnte nichts körperliches feststellen. Ich solle mit dem Rauchen aufhören, vielleicht bessert es sich, meinte er. Doch auch nach 3 Monaten ohne Rauchen kamen die Attacken, sodass mein Arzt meinem Klassenlehrer einen Brief schrieb, dass ich jederzeit, wenn ich merke mir wird schlecht, aus dem Unterricht an die frische Luft gehen darf. Die Gewissheit, dass ich eben jederzeit, egalwann raus kann, hat mir bereits geholfen. Ich wusste jedoch immernoch nicht, was mit mir los war. Bis ich dann in einem Fach ein Referat über Platzangst halten sollte und ich im Internet las, dass es eine 2. Form gab - unsere verhasste Agoraphobie. Ab daan wusste ich, was mit mir los war. Im Internet stand immer, man solle zum Psychologen, was ich jedoch nicht wollte.
Seit dem Abitur meide ich sämtliche Situationen, bei denen eine Panikattake auftaucht und egal wo ich hingehe, drehen sich meine Gedanken darum. Neulich war ich beim Helge Schneider Konzert und wir sind extra 2h (!!!) früher hin, damit ich mir den abgelegensten und für mich sichersten Platz wählen konnte. So mach ich das auch bei allen Situationen - der erste Gedanke ist immer, wo kann ich am schnellsten hinlaufen, wenn mich eine Attacke überfällt. Das ist ziemlich anstrengend und nervenaufreibend... Aber das kennt ja jeder, der eine Agoraphobie hat.
Seit einer Woche nehme ich nun Antidepressiva (12 Wochen lang) und habe extra Tabletten, die ich im Falle einer Attacke sofort nehmen muss. Mein Arzt will mich jetzt soweit bringen, dass ich erstens diese Gedanken verliere und die Attacken nicht mehr kommen und zweitens ich nur noch die Extra-Tablette in der Hand halten muss, ohne sie zu nehmen, sodass die Attacke sofort aufhört. Rede doch mal mit deinem Arzt darüber.
zu deinen Fragen:
Warum ist mir das passiert?
Es gibt so viele Gründe dafür. Ein für mich ausschlaggebender Grund könnte sein, dass du schon einmal jemanden gesehen hast, der sich in der Öffentlichkeit übergibt. Da das ja sehr peinlich ist, hoffst du ständig darauf, dass dir sowas nicht passiert. außerdem wenn man eine Panikattacke mit Übelkeit hatte, verstärkt sich der Gedanke "hoffentlich übergeb ich mich nicht hier vor den ganzen Leuten".
Andere Gründe sind vorallem psychisch - wenn man einen Verwandten oder nahen Bekannten verlor (ich habe in ca. 4 Jahren 5 Kumpels inklusive meinen besten Freund bei einem Autounfall verloren) oder man Beziehungsprobleme hat... da gibt es soooo viele.
Kommen diese Panikattacken öfters? Und warum kommen diese?
Sie kommen immer dann, wenn du dich zu sehr in deine Gedanken reinsteigerst. Versuche dich am besten abzulenken und vorallem vorher - such dir eben keinen Platz mitten in der Menge sondern am Rand. Sobald du eben bemerkst, dass zig Leute um dich rum stehen, kommen die Gedanken. Und wenn du dich nicht jederzeit "retten" kannst, überwältigen die Gedanken deinen Körper und du bekommst mit sicherheit eine Panikattacke.
So ist es jedenfalls bei mir.
Wie kann man sich helfen / helfen lassen?
Geh einfach zum Hausarzt. ca. 30-40% der Menschen leiden an diesem Problem und dein Arzt hat sicher viele Patienten, die das haben, denen er sicher auch schon geholfen hat. Mein Arzt beispielsweise hat eine Patientin, die ihn immer anruft, wenn sie eine Attacke hat, und sobald sie seine Stimme nur hört, ist die Attacke weg. Komisch, aber wahr. Vielleicht findest du mit deinem Arzt eine Möglichkeit, die Attacke zu 'hintergehen'.
Ich habe Angst vor der Angst......und bin ziemlich gebunden.
Gehe nicht mehr weg vor lauter Angst - es schränkt mich sehr ein.
Das ist eher nicht so gut. Schnapp dir einen Freund oder ein Familienmitglied, erklär ihm alles und macht euch auf den Weg in das Getummel. Du musst dich deiner Angst stellen. Wenn du dann eine Attacke bekommst, bist du erstmal sicher, dass jemand, der dein Problem kennt, bei dir ist, und du nicht allein bist. Geht unter Leute, in Geschäfte und sonst was und probiert einfach mal aus, ob die Angstattacken kommen. Wenn, dann geht eben schnell raus, an einen sicheren Ort. Isolation ist meiner Meinung nach das schlimmste, was du da machen kannst. Ich denke, wenn du daheim bist und Angst hast rauszugehen, und du dann doch mal einen Schritt vor die Tür machst, dass du sofort eine Attacke bekommst, weil du dich daheim so hineinsteigerst. "Übe" einfach, dich in eine Menschenmenge oder einfach nur auf die Straße zu begeben. Wenn du irgendwann merkst "hey, es geht ohne Attacke" - gehst du viel öfter raus und machst wieeer alltägliche Sachen.
Ich weiß ja wie schlimm das ganze ist, aber versuch einfach alles mögliche, vielleicht findest du einen ganz eigenen weg, wie du dir helfen kannst. dein Psychologe hilft dir ja auch dabei.
Ich hoffe, es geht dir schnell wieder gut.
Darf ich fragen, wie alt du bist und wann du das das erste mal hattest? Ich bin gerade mal 19 und hoffe sehr, dass ich nicht mein Leben lang mit dem Sch**** leben muss :) Aber hey, wir schaffen das :)
Liebe Grüße, Susi