Einheitsgeschlecht?
Zunächst mal, lieber blauberg, ich fordere kein Einheitsgeschlecht. Das wäre auch etwas vermessen. Die äußere Natur zweifelt niemand an. Aber schon bei der inneren Natur wirds so individuell, dass die Kategorien Mann und Frau allein da zu stark vereinfachen und deren Dogmatisierung alles ausgrenzt, was nicht die beiden Schubladen passt. Bei der Psyche und (Betonung) individuellen Eigenschaften lassen sich kaum mehr haltbare Zuordnungen zur Kategorie Mann oder Frau machen.
Dass Mensch auf Dichotomie getrimmt ist, wage ich zu bezweifeln, auch wenn Du das nicht wahrhaben willst. Bestes Beispiel so manche Völker, wie die Indianer oder Südostasiaten. In deren Gesellschaften gibt es seit Jahrtausenden drei bis fünf Geschlechter, die sich ergo logischerweise auch nicht polar gegenüber stehen können. Und ich würde diese Leute sehrwohl zum Menschengeschlecht rechnen. Es am Phänotyp festzumachen, fällt ja wohl spätestens bei mehr als drei recht schwer. Und an der Psyche auch nicht und auch nicht an der Biologie. Also erzähl keine Märchen von + und -! Übrigens leben diese Menschen dort ohne gegenseitige Diskriminierung und erst recht ohne Faschismus und ich bin mir ziemlich sicher, dass denen auch der Begriff Gender wenig sagt. Offensichtlich liegt es an der Kultur und die ist - wie Du sehr gut weißt - veränderbar, auch in Europa! Da sitzen nämlich die Polarier.
Ich bin mit Dir überein, dass es für viele Dinge und Eigenschaften Extreme gibt (nass - trocken, schwarz - weiß, usw.). Aber das heißt noch lange nicht, dass wir Menschen zu einem Pol zuordnen können. Ein Mensch kann gleichzeitig kräftig, empathisch, emotional, redegewand und etwa stur sein. Rein nach unseren Zuschreibungen würde dieser Mensch nicht in die Schublade Mann oder Frau passen, weil sehrwohl wir!!! uns anmaßen, diese Eigenschaften Frauen oder Männern zuzuordnen. Eben das berühmte Klischeedenken.
Folgerichtiger ist es doch zu sagen, jede einzelne Eigenschaft hat zwei Extrema und eine Spannbreite dazwischen. Da findet sich dann wirklich jeder Mensch darin (dennoch würde ich es mir verbitten, einen Schwarzafrikaner als Gegenpol zu einem Europäer wegen der Hautfarbe zu sehen wegen Rassismus, usw.; soviel zu Poldogmen...). So, also jeder Mensch liegt also mit seiner Eigenschaft xy irgendwo zwischen den beiden Extrema, die sich völlig unabhängig in einem n-dimensionalen Raum befinden (n=Anzahl der Merkmale). Die Eigenschaft yz auch. Der Phänotyp vy auch, die Biologie xyz auch, usw. Dabei dürfte die Extrema von etwa emotional und empathisch nicht auf einer Ebene liegen und nicht in die gleiche Richtung im Raum zeigen, da sie unabhängig voneinander sind.
Mathematisch ausgedrückt erhalten wir eine Funktion n-ten Grades, die also den Menschen beschreibt und die auf eben so vielen n Ebenen liegt und in n Richtungen zeigt. Würde Deine Theorie von nur zwei Polen richtig sein, dürfte sie nur jeweils zwei Grade haben, die auf einer Ebene in zwei gegensätzliche Richtungen zeigen, nicht?
So, und somit ist die schöne Mär von zwei ultimativen Polen männlich und weiblich ins Reich der Sagen verwiesen. Nicht mal bei beim Phänotyp haut sie hin, denn es gibt zwischen Puller ;-) und Mumu ja unbestritten Zwischenformen, nicht wahr? Bei der Biologie funktionierts auch nicht. Ich sage nur Homonkonzentrationen und Keimdrüsen sowie Chromosomen. Und in der Psyche lässt sich schon gar nicht mehr die Kategorie männlich oder weiblich anwenden. Es gibt allenfalls Tendenzen, die aber keinen bis dato nennbaren Regeln folgen. Und nichts anderes sagt der Begriff "Gender". Ins Deutsche übertragen heißt das nichts anderes als: Jeder Mensch ist individuell und unvergleichbar, Stereotype sind dagegen eindimensional.
Also, lieber blauberg, die Sache mit den Geschlechtern ist leider etwas difiziler, als Du es gerne hättest.
Für die Zukunft würde ich mir außerdem wünschen, dass Du deine Aussagen mit Begründungen und Beispielen belegst, so wie sich das gehört und nicht irgendwelche Ergüsse ins Blaue schreibst. Das riecht nämlich nach Dampfplauderei!