Zunächst einmal: ja, es ist wohl für die meisten Männer extrem peinlich zugeben zu müssen, dass man es benutzt oder "braucht" . Und warum? Weil du den Druck verspürst, als Mann so zu funktionieren wie es überall kolportiert wird. Seine Aussage, durch die Einnahme von Potenzmitteln einen Tiefpunkt als Mann zu erleben, ist durchaus ernst zu nehmen - die Angst, nicht mehr akzeptiert zu werden falls die Partnerin es bemerkt, ist immanent. Gut möglich, dass er durch diese Aussage in eurem Gespräch deine Haltung austesten und irgendeine Form der Absolution für seine Medikamenteneinnahme zu hören.
Da gilt es für beide Seiten erst einmal zu lernen, offen damit umzugehen: die Potenz des Mannes ist kein Selbstläufer - kann man(n), kann frau damit umgehen, dass Sex nicht immer dem zwangsläufigen Muster mit Penetration als Abschluss folgt? Und wenn Beide es wünschen, man die Hilfsmittel nimmt, die dafür notwendig sind?
Ihr seid wohl Beide noch nicht so weit, offen darüber zu sprechen. ER muss die saure Pille erst noch verdauen, dass dies nun mal sein derzeitiger und zukünftiger "Potenzstatus" ist. Hinzu kommt die Unsicherheit wie du reagieren wirst: er hat mit Sicherheit Angst vor deiner Ablehnung.
DU musst dir vermutlich selbst klar werden ob du einen Partner wirklich als vollwertig ansehen kannst, dessen Erektionen nicht mehr allein durch dich ausgelöst werden. Manche Frauen scheinen damit tatsächlich ein größeres Problem zu haben und fühlen sich auf eigenartige Weise "hintergangen" und hadern nicht nur mit ihrem "suboptimalen" Lover, sondern fangen an ihre eigene Attraktivität in Frage zu stellen - alles Humbug. Ein Mann, der die Mühen, Kosten und nicht zu vernachlässigenden Nebenwirkungen nicht scheut, um seiner Partnerin zu genügen, tut das aus Liebe und Begehren (und natürlich aus Selbstschutz).
Ich tendiere dazu zu glauben, dass dein Partner das Blister absichtlich nicht heimlich entsorgt hat und er dem Schicksal eine Chance geben wollte. Möglich dass du es entdecken solltest. Er traut sich nicht mit der vollen Wahrheit zu kommen und beobachtet deine Reaktion: ändert sich etwas an deinem Verhalten ihm gegenüber?
Du willst das Thema nicht direkt ansprechen - dann rate ich zu Geduld. Und zu sukzessiver Änderung bei eurer Intimität. Versuche "absichtslos" intim zu werden, vielleicht ihm auch mal andeuten, heute nur Kuscheln oder er soll dich verwöhnen. Wenn sexuelle Intimität für ihn nicht mit dem Zwang zur Performance verbunden ist, kann irgendwann auch ein Gespräch in die Richtung Hilfsmittel gelenkt werden. Das Vertrauen so akzeptiert zu werden wie er nun mal ist, braucht es aber dazu.
(P.S. Ich ging in meiner Antwort davon aus, dass du Viagra nicht als KO-Kriterium für euch siehst)