Hallo zusammen,
dies ist mein erster Foreneintrag. Ich probiere es einfach mal aus, mir alles von der Seele zu schreiben – vielleicht hilft es ja. Vielleicht bekomme ich auch ein paar Tipps und Anregungen von euch.
Ich (31 Jahre alt, verheiratet) stecke in einer Lebenskrise, aus der ich im Moment keinen richtigen Ausweg sehe. Alles dreht sich um die Frage „Wie werde ich die nahe Zukunft gestalten?“. Natürlich steht da auch die Frage nach einem Kind im Raum - doch das ist eigentlich nicht alles.
Ich kann mir ein Leben mit Kind gut vorstellen – bin aber auch nicht dogmatisch, was das Thema anbetrifft. Wenn es beispielsweise auf natürlichem Wege nicht klappen würde, wäre das zwar schade, aber ich würde keine weiteren Schritte wie künstliche Befruchtung o.ä. in Betracht ziehen. Mein Mann würde nur mir zuliebe ein Kind bekommen.
Und hier ist Problem Nummer eins: Ich liebe meinen Mann sehr und möchte eigentlich nicht, dass er sich für mich anpassen muss. Und auch wenn er sagt, er stehe zu hundert Prozent hinter seinem Wort, habe ich das Gefühl, ihn dadurch etwas aufzuzwingen, was er nicht möchte. Außerdem mache ich mir Sorgen, wie es mit dem Kind werden würde: Ich bezweifle, dass er sich selbstständig um das Kind kümmern bzw. sich mit ihm beschäftigen würde. Und das wiederum wünsche ich dem Kind nicht. Denn das soll mit einem Vater aufwachsen, der das Kind liebt und Zeit mit ihm verbringt.
Wir könnten es natürlich auch sein lassen. Noch dazu, wo ich nicht, wie oben geschrieben, zwanghaft an einem Kind hänge. Hier kommt aber Problemstellung Nummer 2: Wie gestalten wir unser Leben, wenn wir kein Kind bekommen?
Wir sind beide berufstätig und mögen unsere Jobs. Mein Mann macht aktuell „Karriere“. Er möchte schon noch die eine oder andere Leitersprosse erklimmen, aber wichtiger ist ihm, dass er Spaß an der Arbeit hat. Ich habe ebenfalls einen guten Job, der durch flache Hierarchien aber weniger Aufstiegsmöglichkeiten bietet. Auch mir ist es wichtiger, Spaß an der Arbeit zu haben, als die Karriereleiter zu erklimmen und dafür „undankbare Mitarbeiter*innen“ und Dauerstress aushalten zu müssen. Zumal wir beide schon jetzt gut verdienen und das Geld uns reicht, um ein Eigenheim abzuzahlen und trotzdem gut leben zu können.
Statt Karriere könnten wir unsere Zeit ja auch mit Freunde und Aktivitäten füllen, doch unsere sozialen Kontakte sind eher auf wenige Leute beschränkt, die wir ab und zu treffen, die aber immer mehr wegbrechen, da sie den klassischen Weg mit Familie einschlagen. Neue Freunde zu finden fällt uns sehr schwer – vielleicht weil wir etwas speziell sind.
Jetzt fragt ihr euch vielleicht, „Was heißt speziell?“ Nun ja, ich würde sagen, dass wir nicht so angstbesetzt und traditionell sind. Damit meine ich, dass unsere Freunde und Bekannten nach den Mottos leben: „Bloß nichts Neues ausprobieren“, „Für Spaß und Feiern gehen bin ich zu alt.“ Und „Oh je, was könnten denn da die Nachbarn sagen.“
Das gipfelt dann darin, dass diese Leute wieder in die Nähe der Eltern ziehen (wenn sie überhaupt jemals von dort weg sind), jeden Sonntag um Punkt 11.00 Uhr zu Mittag essen (natürlich nach der Kirche und immer Schweinebraten mit Klößen, danach um 15.00 Uhr Kaffee und Kuchen bei der Tante), jedes Jahr in die gleiche Ferienwohnung in Österreich fahren und nur noch Spieleabende mit Brettspielen bis 22 Uhr veranstalten – Kurz gesagt: Schön, wenn das für meine Freunde reicht – für mich nicht. Ich möchte nicht im Wissen leben, dass ich jetzt die nächsten 50 Jahre immer dasselbe am Sonntag essen werde.
Mein Mann und ich probieren gerne neue Dinge aus: Wir gehen in Sterne-Restaurants, ins Casino, verreisen spontan, kochen immer wieder neue Gerichte und gehen sogar noch am Wochenende in Bars um einen Cocktail zu trinken. Eigentlich ein schönes Leben – Aber wir würden es so gerne mit anderen Menschen teilen und nicht immer die „Exoten sein“, denn, auch wenn wir es regelmäßig anbieten, mitkommen möchte von unseren Freunden selten jemand, weil „zu weit“, „zu spät“, „zu exklusiv“, „zu NEU“.
So schön wie diese Unternehmungen auch zu zweit sind, nach 12 gemeinsamen Jahren – 5 davon verheiratet – wünschen wir uns auch mal von anderen Leuten Input und Initiative – abseits von Spieleabenden.
Nun kommt hinzu, dass unsere Freunde langsam eben Familien gründen und ich befürchte, dass wir als kinderloses Paar nicht mal mehr zu den Spieleabenden oder Geburtstagen eingeladen werden. Mit Kind würden wir den Anschluss zumindest nicht komplett verlieren, müssten aber unsere bisherige Lebensweise ein Stück weit aufgeben für das Kind. Hier kann ich meinen Mann total verstehen, dass er sich sorgt, dass wir auch in dieses extrem vorhersehbare Familienleben hineinrutschen. Das möchte ich auch nicht – glaube aber, dass wir da eine gute Balance hinbekommen würden.
Nun sitze ich fast jedes Wochenende traurig und deprimiert da und die Gedanken drehen sich endlos im Kreis. Für die Beziehung zu meinem Mann ist das natürlich auch nicht förderlich Habt ihr Rat?
Ich freu mich über eure Anregungen und Meinungen.