Hallo!
Hier eine Rückmeldung von einer, die die Trennung mit Ü45 gewagt hat. Meine Ehe (wir waren nahezu 25 Jahre zusammen) war tot, wir haben uns komplett auseinandergelebt. Ich habe mich weiterentwickelt, er ist stehengeblieben. Keinerlei gemeinsame Interessen mehr, viel Reibereien, ungerechte Arbeitsaufteilung (ich habe gefühlt alles gemacht) und zudem noch ein Alkoholproblem seinerseits... meine Gefühle sind langsam aber stetig abgestorben, Gesprächsversuche meinerseits waren nicht zielführend. Es kam, wie es kommen musste... ich verliebte mich irgendwann in einen anderen Mann, trennte mich von meinem Ehepartner und wagte einen Neuanfang mit dem "neuen Mann". Zu diesem Zeitpunkt war ich 46 Jahre alt und es gab einen gemeinsamen Sohn (16J).
Es war kein leichter Schritt - weder in Bezug auf meinen Ehepartner, noch hinsichtlich unseres Sohnes. Es gab viel Tränen, viel Reue seitens des Ehepartners (es hat sich jedoch auch herausgestellt, dass er sich nie ändern würde, um die Ehe zu retten...), finanzielle Einbussen hauptsächlich auf meiner Seite (so kam ich von einem Haus mit grossem Grundstück in eine kleine 2-Zimmer-Dachwohnung), während Mann und Sohn im Haus blieben.
Ich habe meinem finanziell schwächeren Ehepartner damals nicht den Boden unter den Füssen weggezogen... das gemeinsame Haus wurde nicht verkauft. Auch unterstütze ich noch weiterhin finanziell bei den monatlichen Ausgaben (Strom, Internet...). Das Haus gehört weiterhin zur Hälfte mir, obwohl ich es nur sehr selten nutze. Es war für mich auch eine Frage des Respekts, so zu handeln... immerhin waren wir über 25 Jahre zusammen, haben uns einmal geliebt und haben einen gemeinsamen Sohn. Auch mein neuer Lebenspartner hat seine Ex-Partnerin (waren nicht verheiratet) lange finanziell unterstützt und würde ihr auch heute noch helfen, sollte es bei ihr zu einem Engpass kommen. Auch das ist für mich selbstverständlich und verdient meinen Respekt. Man lässt einen langjährigen Partner nicht einfach so fallen...
Das ganze ist nun 7 Jahre her - Rückblickend kann ich sagen, dass ich in meiner derzeitigen Beziehung glücklicher bin, ich fühle mich geliebter, wahrgenommener, respektierter. Wir teilen uns die Aufgaben und unternehmen viel gemeinsam, haben auch viele gemeinsame Interessen. Mein Sohn akzeptiert meinen Lebenspartner und versteht die Hintergründe zur Trennung von seinem Vater. Er ist mittlerweile auch von zuhause ausgezogen und studiert in einer anderen Stadt.
Natürlich gibt es auch in dieser "neuen" Beziehung nicht nur Sonnenschein. Wir haben beide unsere Altlasten und man ist auch mit zunehmendem Alter immer weniger gewillt, sich umzustellen und Kompromisse zu schliessen.
Ich denke, dass ein sauberer Schnitt besser ist, als in einer toten Beziehung zu verharren. Es sollte jedoch fair sein - für alle betroffenen Parteien.
Letztendlich kannst nur du wissen, was "dein Herz sagt". Bedenke, dass unser aller Lebenszeit endlich ist und das Leben zu kurz ist, um es zu verschwenden...
Ganz liebe Grüsse,
Daisy