niniroseDa hast du ja nicht einmal die Wendezeit erlebt, und kennst alles nur vom Hörensagen,
Zu deinen Punkten
- neutrale Informationen,
was verstehst du darunter?
Natürlich wurde im DDR Fernsehen, wie auch in den sonstigen Medien (Radio, Zeitungen) Parteilinie vertreten. Und vermutlich vieles, insbesondere Probleme, Skandale nicht erwähnt.
Allerdings waren in der DDR bis auf wenige Regionen Westfernsehen und Radio zu empfangen. Es heißt zwar immer, es wäre verboten gewesen, man durfte das nicht hören, sehen, aber natürlich hat das jeder, der es empfangen konnte, auch gemacht. Und ich wüßte auch nicht, dass da mal jemand wirklich Schwierigkeiten gekriegt hat, der Westmedien empfing.
Man hat insoweit also schon internationale, aber auch nationale Nachrichten aus dem Blickwinkel des sog. Klassenfeindes betrachten können. Und konnte sich dann ein eigenes Urteil bilden.
(In der Regel ist es so gewesen, wie ganz oft - die Wahrheit lag/liegt meistens irgendwo in der Mitte.)
- Entbehrungen
schwierig zu sagen.
Auto
Ich war zu Wende-Zeiten noch zu klein/jung für ein eigenes Auto.
Wir hatten aber eins. Mein Onkel/Tante hatten eins, die Nachbarn hatten eins, die Freunde/Bekannten meiner Eltern/Onkel-Tante hatten eins. Die Eltern von Klassenkameraden/Schulfreundinnen hatten fast alle eins. Ehrlich gesagt kenne ich tatsächlich nur zwei Familien, die kein Auto hatte.
Aber - natürlich hatten die Familien nur jeweils ein Auto, nicht wie heute, wie jeder meint, unbedingt eine eigene Karre zu brauchen.
Zudem war zu DDR-Zeiten der ÖPNV (aus meiner subjektiven Sicht) besser als heute.
Ich bin sehr ländlich aufgewachsen, und hier fuhren Busse, mehrfach am Tag. Schulbusse, aber auch Busse für die Werktätigen, morgens, mittags, nachmittags und abends. Und zwischen festen Zeiten, die sich am Schul- bzw. Arbeitsbeginn sowie Schulschluss/Hortschluss bzw. Arbeitsende/Schichtende orientierten, fuhren weitere Busse. Es gab von jedem kleinen Dorf gute Verbindungen in die Nachbardörfer und die Kreisstadt. Nicht wie heute, wo teilweise nur zwei Busse am Tag fahren.
Als Kinder/Jugendliche sind wir zudem mit dem Fahrrad gefahren, teilweise bis zu 20 Km, wenn wir irgendwohin zum Baden, ins Kino, zur Disco oder zu Jahrmärkten wollten.
- Angebot
sooo schlecht war das Angebot gar nicht.
Man hat nicht immer alles auf Anhieb erhalten (allerdings geht es mir im Westen seit Wendezeiten auch so, dass ich oft bestimmte Vorstellungen habe, und diesbezüglich nichts passendes finde; dabei bin ich bestimmt nicht so "spinnert", das mein Geschmack komplett aus dem Rahmen fällt)
Lebensmittel
wir mussten nicht hungern, sondern hatten "eigentlich" alles
Selten Bananen, Orangen in der Regel nur zu Weihnachten, im Sommer immer mal Wassermelonen
Ansonsten Obst und Gemüse satt, mit der Einschränkung, dass das Angebot sich natürlich nach der Saison richtete. frische Erdbeeren im Dezember gab es nicht - allerdings stellt sich die Frage, ob das wirklich notwendig ist.
Kein Mensch fällt tot um, wenn er im Dezember keine frischen Erdbeeren essen kann, Und der Umwelt/Natur wäre es wohl sehr viel zuträglicher, wenn sich Menschen mehr regional/saisonal ernähren würden.
Brot/Brötchen/Backwaren, Fleisch/Wurst, Milch/Molkereiprodukte, sonstige Grundnahrungsmittel - gab es alles.
Auch hier allerdings mit Einschränkungen, es gab immer "etwas" zu essen
Es gab aber nicht bis Ladenschluss 20 verschiedene Sorten an Brot/Brötchen/Kuchen/Teilchen oder Wurst/Aufschnitt, Käse/Quark. Wenn ein Artikel einer Warengruppe weg/alle war, dann war er alle und man musste halt mit einer anderen Sorte Vorlieb nehmen.
Sooo schlecht war das aber eigentlich gar nicht. Ich denke man wurde nicht so "verwöhnt", musste flexibel sein, wenn es halt keine Schnitzel mehr gab, musste man eben umdisponieren und was anderes kochen.
Es wurden dadurch auch nicht so viele Sachen weggeworfen (jedenfalls bei uns nicht).
Tiere wurden weitaus vollständiger zu Ernährungszwecken verwendet, als heute. Heute hat man mitunter den Eindruck, Tiere würden nur aus "Edelstücken", wie etwa Schnitzel und Schinken bestehen.
Zu DDR Zeiten gab es eben auch Innereien, Blutwurst/Grützwurst, Schweinskopfsülze etc. pp.
(or allem auch in den Schul- und Werktätigenkantinen standen diese Dinge regelmäßig auf dem Speiseplan).
- Betreuungsangebot
Krippe, Kindergarten und Hort
ich hatte eine Oma, und bin nicht in die Krippe gegangen, aber in Kindergarten und Hort
Und ich fand es klasse. Da wurde gespielt, gebastelt, geturnt.
Aus heutiger Sicht finde ich es sinnvoll. Ich höre jetzt so oft, dass viele Kinder nicht schulreif sind, so einfache Koordinationsübungen wie auf einem Bein stehen/hüpfen, eine Rolle vorwärst machen, nicht mehr (richtig) können.
Das war zu DDR Zeiten nicht in dem Maße ausgeprögt, weil man wie gesagt, schon mit den Kleinen, im Kindergarten, auch geturnt hat. Wir wurden nicht "getrimmt", aber man hat halt bestimmte Spiele gespielt, Hüpfspieke/Seilspringen.
Schulhort - da gab es die Morgenbetreuung und die Nachmittagsbetreuung. Ich bin in beide gegangen, weil meine Eltern auswärts arbeiteten. Und fand das nicht schlimm.
Im Nachmittagshort wurden mit den Kindern auch die Hausaufgaben gemacht; man hatte also auch von der Schule aus ein Auge darauf, wie ein Kind in der Schule mitkam, wo es Baustellen, Schwierigkeiten hatte, und hat dann gezielt unterstützt.
- Wohnsituation
auch schwierig zu beantworten.
Was ist beengt? Wieviel Platz braucht man denn? Und wie viele Menschen wohnen heute beengt? Weil nicht genügend Wohnungen zur Verfügung stehen, weil die Mieten nicht bezahlbar sind.
Und haben die im Westen denn in den 60/70/80er Jahren allesamt so viel besser gewohnt?
Es gibt heute noch - wir haben 2021 - sog. Schlichtwohnungen, Wohnungen ohne Heizung, Bad/Klo. Heute! Solche Wohnverhältnisse gab es doch vor 30/40 Jahren in noch viel größerem Umfang.
Ich habe/hatte Westverwandtschaft, die hatten zwar ein eigenes Haus, haben aber - wie wir in der DDR mit eigenem Haus - zum Heizen bis in die Anfang 80er Kohlen schleppen müssen; wir haben es bis zur Wende gemacht.
Klo auf halber Treppe hat es auch in beiden deutschen Staaten gegeben, auch das war ja kein Alleinstellungsmerkmal der DDR.