Hallo ihr lieben,
kennt sich jemand von euch mit Demenz aus? Wie beginnt sie, wie äußert sie sich?
Und vor allem, wie geht man als Angehöriger damit um?
Ich bin gerade etwas ratlos.
Ich komme mit meinem Vater nicht mehr zurecht, weil ... naja, er wird von Tag zu Tag komischer.
Er verhält sich irrational, macht Dinge, die - tja, wie soll ich sagen ... einfach nur bescheuert sind.
Ein paar Beispiel:
er kam eben vom Einkaufen. Ich hatte ihn gebeten, drei Dinge von einem Discounter mitzubringen, weil er zu einem Geschäft neben dem Discounter wollte. Er kam zurück, mit dem ganzen Auto voll. Hat einen Monatseinkauf gemacht.
Wäre ja grundsätzlich nicht schlimm, aber: der Discounter hat ab Donnerstag wegen einer Neueröffnung eine Sonderrabattaktion. Alles, was er jetzt anschleppte, wäre billiger zu haben gewesen.
Das hatte ich ihm gegenüber mehrfach erwähnt, hatte mehrfach ausdrücklich gesagt, dass er bitte wirklich nur die bestimmtem drei Dinge kaufen solle.
Warum er jetzt für mehrere hundert Euro eingekauft hat, wollte er nicht sagen. Sondern war eingeschnappt und beleidigt, als ich fragte.
Er reagiert generell über, wenn man nicht seiner Ansicht ist.
Sein Vokabular bzw. seine "Einteilung" anderer Menschen erfolgt im Wesentlichen nur noch in zwei Hauptkategorien: @rschlöcher und Klugscheißer.
Er sitzt vor dem Fernseher und "beschimpft" die Moderatoren/Nachrichtensprecher auf dem Bildschirm.
Er steht am Fenster hinter der Gardine und schimpft über die Nachbarn.
Er telefoniert mit seinem Bruder, fühlt sich beleidigt und knallt den Hörer auf. Und wartet, bis sein Bruder sich Wochen später dann wieder meldet.
Er bringt Dinge durcheinander, vergißt Sachen, und beschuldigt anschließend immer mich:
- ich hätte etwas anderes gesagt, nicht er würde irren, sondern ich wüßte nicht mehr was ich sage oder tue.
- ich würde Dinge wegnehmen, verstecken, woanders hinlegen, um ihn als verrückt hinzustellen (letzte Woche habe ich angeblich seine Zeitung aus seinem Briefkasten genommen und Tage später heimlich wieder zurückgesteckt, um ihn zu verwirren; ich habe nicht mal einen Schlüssel zu seinem Postfach)
Er ist noch immer ungeimpft, möchte sich auch nicht impfen lassen; warum, will er aber auch nicht sagen.
Ich bin geimpft, zähle aber infolge einiger Vorerkrankungen zur Risikogruppe, und bin gesundheitlich Zur Zeit alles andere als gut beieinander. Die Inzidenz bei uns im Landkreis liegt bei über 900. Super Sache also, das Ganze.
Zumal eine Impfung für ihn sinnvoll wäre, er ist über 70, Herzkrank, hat mit dem Blutdruck zu tun. Und auch weitere Baustellen. Geht aber auch wegen dieser weiteren Beschwerden nicht zum Arzt.
Momentan geraten wir wirklich alle zwei, drei Tage wenigstens aneinander.
Und ich weiß nicht mehr, was ich tun soll.
Klar, nicht widersprechen, damit sich die Situation nicht hochschaukelt.
Aber dann fühlt er sich durch meine Nichtreaktion angegriffen, dann ist es meine "abweisende" Geste und schließlich meine Mimik.
Ich habe die Befürchtung, dass mein Vater dabei ist, dement zu werden.
Und ich komme langsam an meine Grenzen, psychisch, aber auch körperlich. Wie gesagt, es geht mir gesundheitlich gerade auch alles andere als glänzend.
Hat irgendjemand Erfahrungen mit dem Thema? Irgendeinen Tipp, Vorschläge, was ich machen kann, wie ich mich am besten verhalte?
Ich bin für jeden Rat dankbar.
LG