Hallo liebe Mitglieder,


Ich brauche dringend ein paar Meinungen.
ich habe meinen Vater nie kennengelernt, er hat sich von meiner Mama getrennt, als er von der Schwangerschaft erfahren hat und vor allem, weil meine Mama mich nicht abtreiben wollte.
Das habe ich in der krassen Form erst vor kurzem erfahren. Ich wusste nur, dass mein Vater weit weg lebt und, wie es meine Mutter immer formuliert hat, selbst Probleme hatte, weswegen er nicht für mich da sein konnte. Ich habe mir darunter alles mögliche vorgestellt. Drogen, Kriminalität, psychische Krankheiten. Mittlerweile bin ich 22. Seit Teenytagen hatte ich das Bedürfnis, meinen Vater kennen zu lernen, wurde aber eben von meiner Mama immer abgespeist. Erst vor kurzem, als ich nicht nachgegeben habe und seinen Namen wissen wollte, um ihn zu suchen, hat meine Mutter mir all die alten Dokumente zu lesen gegeben. Ich wurde von meinem Vater anerkannt, er hat immer Unterhalt für mich bezahlt. Er hat meiner Mutter einmal einen Brief geschrieben. Für mich. Dass es ihm Leid tue, nicht mein Vater sein zu können. Dass er mir alles Gute dieser Welt wünscht. Dass ich ihn aber bitte nie aufsuchen soll, da er das nicht möchte. Er hatte nie mit Kriminalität oder Drogen zu tun. Ich habe 2 Halbgeschwister, er ist verheiratet, Akademiker (meine Mutter übrigens auch).
Ich bin nun hin und her gerissen. Sein Brief war extrem deutlich und ich habe große Angst, dass er mich zurückweisen würde. Andererseits ist der Brief nun 20 Jahre alt. Eigentlich bin ich, finde ich, ganz gut geraten und ich habe ihm gegenüber auch keine Wut oder ähnliches, möchte auch nicht sein Familienleben auf den Kopf stellen und mich irgendwo reinzwängen. Ich bin einfach neugierig, wenn man das so sagen kann. Er war bei meiner Geburt schon 38, meine Mutter übrigens auch. Er war kein Teenager mehr, als ich gezeugt wurde. Er und meine Mutter waren vor meiner Geburt auch 3 Jahre ein Paar. Ich möchte so gerne wissen, was genau der Grund ist, dass er nicht für mich da sein wollte. Zu ihm zu fahren, würde ich mich nie trauen. Ich dachte an einen Brief.
Würdet ihr ihm einen schreiben? Falls ja, wie?


Vielen lieben Dank!

Ich sollte vielleicht noch hinzufügen: Ich möchte den Brief ohne Anschuldigungen oder ähnliches formulieren!!! Ich weiss, dass ich ziemlich privilegiert aufgewachsen bin, ich hatte die beste Mama der Welt, ausserdem die beste große Halbschwester, die 10 Jahre älter ist als ich und die immer für mich da war und ist, eine wunderbare Familie samt Oma und Opa und wir hatten nie finanzielle Probleme. Das einzige, was eben an mir genagt hat, ist diese Frage nach dem unbekannten Mann, der mich gezeugt hat. Zumal meine Schwester, die mittlerweile ihre eigene Familie hat, immer ihren Papa und dessen Verwandtschaft hatte. Ich war so oft neidisch auf sie. Dort lief nicht alles rund! Zwischen meiner Mama und ihrem Vater, überhaupt nicht. Aber er hat immer darum gekämpft, meine Schwester zu sehen und sie hat jetzt ein tolles Verhältnis zu ihm. Mein Vater dagegen war einfach nie da. Sie bekam zu Weihnachten und Geburtstag Geschenke, ihr Vater stand Freitag Abend vor der Tür und hat sie mitgenommen. Sie war mit ihm auf dem Verkehrsübungsplatz. Sie war auf den Familienfeiern der väterlichen Verwandtschaft eingeladen, kam freudestrahlend nach Hause. Und bei mir war das eben nie der Fall. Nicht falsch verstehen, ich gönne ihr das heute von ganzem Herzen! Damals war es eben schwierig für mich.
Aber alles das will ich meinem Vater nicht schreiben. Ich möchte ihn einfach kennenlernen und Antworten auf meine Fragen.
Sorry für den Roman....

Hallo, ich finde es ganz natürlich, dass du deinen Vater sehen und kennenlernen möchtest. Du könntest ihm einen Brief schreiben, indem du ihm mitteilst, dass du neugierig bist, wie er aussieht, ob er dir ähnlich sieht, wie er ist und du gerne wissen möchtest, wer dich gezeugt hat. Du könntest schreiben, dass du dir gerne selbst ein Bild von ihm machen möchtest um eine innere Ruhe zu verspüren. Weiterhin kannst du schreiben, dass du keine Bestreben hast, ihm sein Leben durcheinander zu bringen. Du möchtest einfach nur deine Wurzeln sehen, und ihn persönlich sehen und sprechen, damit du selbst etwas in dir zusammenfügen kannst. Ich wünsche dir, dass er dich trifft.

ein Monat später

Ich würde natürlich deinem Vater einen Brief schreiben. Sein Brief ist 20 Jahre alt. Bedenk einfach, egal wie er antwortet, du bist dann immer auf der sicheren Seite. Wie kannst du erfahren, was er wirklich denkt, wenn du ihn nicht kontaktierst? Schreib den Brief mit bedacht. Aber das weißt du glaube ich besser als ich. Ich habe in meinem Bekantenkreis auch eine solche Situation. Da haben sich Vater und Sohn nach 14 Jahren getroffen. Jetzt treffen sie sich regelmäßig und fahren auch zusammen in den Urlaub. Natürlich bist du nicht mehr 14 aber trotzdem wollte ich ein Bespiel nennen.

Ich finde die Idee mit dem Brief richtig gut! Aus meiner Sicht wäre wichtig, dass mit dem Brief keine Erwartungshaltung verknüpfst, damit du nicht allzu enttäuscht bist, wenn keine Antwort oder eine nicht gewünschte Antwort kommt.


Ich finde, du hast hier den Text schon toll geschrieben, wenn du ihm das in briefform mitteilst, bist du schon auf der richtigen Seite.


Hast du denn seine aktuelle Adresse?


LG H :crabe: