elvira1989Es ist hier schon sehr viel Interessantes und Richtiges gesagt worden. Wahrscheinlich wiederhole ich vieles daher, aber ich stelle mal ein paar zentrale Behauptungen ohne Anspruch auf sogenannte Wahrheit auf, die es an der Börse definitiv nicht gibt. (Ich denke immer an das Beispiel der dartwerfenden Affen, die genauso treffsicher waren wie die besten Börsenprofis).
- Anleihen. Zur Zeit und wahrscheinlich auf längere Zeit eine Anlageform mit schlechter Performance. Unter Berücksichtigung der hohen Inflation führt die Anlage unter dem Strich zu einer negativen Rendite. Die hohe Sicherheit z.B. staatlicher Anleihen ist daher in Wahrheit nur eine Scheinsicherheit fürs Geld. Ausnahme könnten "Wandelanleihen" einzelner Unternehmen sein, aber damit muss man sich auskennen. (Natürlich können Unternehmen theoretisch pleite gehen. Wer sich umschaut, findet Unternehmensanleihen mit extrem hohen Zinsen. Die meisten dieser Unternehmen könnten kurz vor der Pleite stehen. Nicht sehr sinnvoll, da zu investieren. Wer aber Risiken liebt, nunja ..., könnte den einen oder anderen Gewinn machen, darf sich aber nicht beklagen, wenn es schief geht).
- Breitgestreute ETFs. Noch ein paar Jahre sinnvoll. Einige glauben, das werde ein Dauerrenner bleiben, aber nichts auf dieser Welt hält ewig. Außerdem gibt es auch Kritik daran.
Einer, der einen Sparplan für einen MSCI World ETF abschließt, hat in den letzten Jahren nichts falsch gemacht. Aber entweder auf den Einstiegszeitpunkt achten (ich würde eine Konsolidierung von -20% ins Auge fassen) oder das Cost Average Prinzip monatlicher Sparraten z.B. in einem ETF-Sparplan nutzen - da kann man heute schon einstiegen (aber bitte niemals am 1. eines Monats, sondern abweichend investieren!).
Sich mit dem Cost Average Prinzip vertraut machen. Egal was an der Börse passiert, auf längere Sicht (z.B. mindestens 5 Jahre) wird man eher gewinnen als verlieren, selbst es zwischenzeitlich mal zu einem Börsencrash kommt. Warum? Im Crache bekommt man für seinen monatlichen Betrag mehr Anteile. Wenn die Kurse eines Tages wieder steigen, hat das einen Multiplikatoreffekt und gleicht die Buchverluste ganz schnell wieder aus. Wenn es dann gut läuft, dann wird es richtig lukrativ. Und genauso wie es zu crashs kommt, werden die Kurse eines Tages wieder steigen. Garantiert.
Von Branchen-ETFs, Sparten-ETFs, die Finger lassen. Immer sehr breit gestreut, am besten weltweit.
- Fonds: Es gibt viele Missverständnisse, was klassische Fonds von ETFs unterscheidet. Es ist nur das Handelsprinzip (nicht dass sich ETFs meist auf Indizes beziehen und passiv gemanaged werden. Cathy Woods ETFs in den USA zeigen, dass es auch anders geht). Kurz und gut: Fonds werden in erster Linie von einer Fondsgesellschaft gehandelt und können zusätzlich an der Börse erworben werden, ETFs werden ausschließlich über die Börse gekauft oder verkauft.
Dennoch gilt, dass das aktive Management bei den klassischen Fonds die Rendite ganz hübsch schmälern kann. Außerdem hat die Erfahrung gezeigt, dass die Einzelentscheidungen von Fonds-Managern schon mal ziemlich katastrophal ausfallen können und dass die typischen Indizes (z.B. der DAX) oftmals besser laufen auf viele riskante Investments.
Dennoch würde ich mir überlegen, ob nicht ein Fonds trotz seiner Kosten als zusätzliche "Beimischung" auch mal interessant sein könnte. Immerhin existieren ein paar außergewöhnlich gut gemanagte Fonds, die jeden ETF-Besitzer vor Neid erblassen lassen könnten. So gut meine MSCI World ETF Investments auch gelaufen sind, ich habe einen Fonds, der das noch bei weitem toppt. Aber bis ich den gefunden habe, habe ich einiges an Lehrgeld bezahlen müssen.
Also vielleicht erstmal die Finger davon lassen, sich schlau und schlauer machen.
- Aktien:
Nunja, ich hab ein paar, aber jemand zuraten möchte ich nicht. Ich weiß nicht so recht. Beschäftigungsintensiv. Wenn, dann würde ich mir Dividendenaristokraten im Stile Buffetts rauspicken. Ich hab z.B. Aktien mit geringer Volatilität (Schwankung an der Börse) und hohen Dividenden und einem ziemlich guten Geschäftsmodell. Aber wie gesagt: Da muss man sich schon wieder auskennen. Bei ETFs kann man weniger falsch machen. Außerdem gibt es inzwischen sogar ETFs auf sogenannte Dividenden-Aristokraten.
- Sachwerte: Dafür brauchst Du genügend Geld. Mit kleineren Sparbeträgen ist es kaum getan.
- Kryptowährungen: Ich selbst lasse die Finger davon, habe mir aber noch kein abschließendes Urteil gebildet.
- Zertifikate: Für Kenner sehr interessant, aber müsste man gesondert ausführen.
- Ethische und Umweltorientierung, sogenannte ESG investments.
Ich tue mich sehr schwer, hier Empfehlungen abzugeben. Schließlich kann man von hehren Prinzipien nicht leben. Am schönsten wäre es, seine ethischen Prinzipien und hohe Renditen zu kombinieren.
Leider nimmt man bei diesem Prozess hohe Risiken in kauf, denn Innovationen, vor allem ökologischer Art, kosten erst einmal irrsinnig viel Geld, bevor sie Rendite abwerfen. Abschreckend denke ich da an eine bekannte Windkraftfirma, deren Totalpleite viele Anleger ruinierte. - Parallel gibt es sicher auch große Gewinnchancen.
Es gibt eine Unmenge "nachhaltiger ETFs", aber ich befürchte hier, dass oftmals, auch in den diesbezüglichen Indizes, Masse statt Qualität eine Rolle spielt, weil wir die Qualität noch gar nicht kennen (also was sich durchsetzen wird). Siehe z.B. die Flops mit Wasserstoff-Investments.
Ja, ich denke, man kann Ethik und Investieren miteinander verbinden, aber wer sein Geld nicht verlieren möchte, sollte mehr als vorsichtig sein.
- Spekulatives, Optionsscheine etc.pp.
Das lasse ich mal gerne weg. Gibt genug Bücher dazu und ist hochriskant.
- SCHLUSSTIPP, den ich so noch nie gelesen habe.
NUR AUF SICH SELBST HÖREN.
Bitte keinen Finanzberater hinzuziehen. Ja, es gibt seriöse, es gibt gute, aber ... sie müssen doch zuallererst verkaufen!
Sich selbst schlau machen, auch wenn das schweißtreibend sein kann ...
Irgendwelchen tollen Renditeversprechen NIEMALS TRAUEN. Wer viel verspricht, garantiert hohe und höchste Risiken für Dein Geld.
Um sicherer zu werden, folgende Empfehlung:
Es besteht die Möglichkeit bei verschiedenen Banken, Anbietern, Brokern Watchlisten anzulegen. Also Beobachtungslisten mit Titeln, die man für aussichtsreich hält. Ich würde damit beginnen und ein paar Monate beobachten. Dann ersparst Du Dir viel Lehrgeld.
Z.B. wurden im Frühjahr diverse Rohstoffinvestments angepriesen. Ich bin glatt darauf reingefallen, hatte aber keine Ahnung, dass die Investments an riskanten Futures hängen. Wir kriegen Probleme mit allen möglichen Rohstoffen, aber das muss nicht heißen, dass die Kurse wirklich steigen. Nur wer weiß das schon? Ich bin noch früh genug ausgestiegen und werde später auch wieder einsteigen.
Solcherlei Erfahrungen macht man, wenn man eine Watchlist anlegt. Da sieht man, wie oft man daneben liegt, wenn man seinem Bauchgefühl folgt (mein Bauchgefühl war: Kupfer muss doch bei dem Mangel der Renner sein - ich lag daneben).
Diese abschließenden eher warnenden Hinweise sind m.E. wichtiger als alles, was ich oben geschrieben habe.