Hallo zusammen,


ich brauche bitte euren Rat.
Kurz vorweg um Missverständnisse auszuschließen: Wir sind gut situiert, haben ein großes Haus und finanziell sieht es auch sehr gut aus.


Wir haben 3 Kinder. 12, 6 und 4. Und ich habe das Gefühl, dass mich in letzter Zeit nur noch alles nervt. Ich möchte mein altes Leben zurück.... ich habe z.B. keine Lust mehr mit meinen Kindern Gesellschaftsspiele oder sonstiges zu spielen, habe keine Lust mehr auf abendliche Gutenacht-Geschichten vorlesen... keine Lust mehr, dass alle mittags ihr essen nicht aufessen; ja sogar so weit, dass ich noch nicht mal das kochen kann was ICH will (auch mal etwas ausgefallenes), weil die Kinder es dann ohnehin nicht essen würden.


Nach insgesamt 12 Jahren mit Kinder(n) bin ich einfach ausgespielt, ausgekocht und nicht mehr richtig belastungsfähig.


Dazu ständig der Geschwisterstreit untereinander. Durch den Großen sind die beiden Kleineren, insbesondere das mittlere Kind, pubertären Ausdrücken ausgesetzt. Nicht wirklich altersgerecht. Leider kann man es nicht immer verhindern. Das ärgert mich total.


Nach außen hin sind wir eine Bilderbuchfamilie. Aber ich möchte einfach wieder NUR ICH sein. Am Wochenende Serien schauen, das machen worauf ICH Lust habe ohne Rücksicht zu nehmen.


Ich weiß, es klingt furchtbar. Ich habe mich im letzten Jahr auch sehr stark verändert: Besinne mich sehr auf mich selbst, achte unheimlich stark auf mein Äußeres, mache mehrmals die Woche Sport. Ich habe Freiheiten für mich selbst. Aber ich habe immer noch das Gefühl, dass es mir einfach nicht reicht.
Ich sehne mir fast schon die Zeit ohne Kinder herbei; wenn alle erwachsen sind und ich einfach meine Ruhe habe.


Bin ich in der Midlife-Crisis? Bin ich überfordert? Was ist mit mir los?


Mein Mann hilft und unterstützt mich übrigens viel. Mehr Unterstützung kann ich auch nicht verlangen; er gibt alles was er kann.


Ich bin froh und dankbar über jede Antwort.

Ich habe zwar nur 2 Kinder und zum Glück sind sie erst 5 und 2,5 Jahre alt, somit bin ich vom Homeschooling noch verschont, aber trotzdem fand ich das letzte Jahr wahnsinnig anstrengend. Obwohl die Rahmenbedingungen bei uns auch besser sind als in so manch anderen Familien, wir auch keine Job/Geldsorgen haben, sind die letzten Monate doch ganz schön an die Substanz gegangen. Stellenweise war meine Geduld wie weggeblasen und mich hat hier alles nur noch genervt. Daher würde ich für mich persönlich sagen, dass ich nicht in der Midlife-crisis stecke, sondern mitten in der Corona-crisis. Dieser permanente Schwebezustand zwischen Inzidenzwert, Betreuungseinschränkungen, Quarantäne, fast niemanden treffen dürfen, die ganzen anderen Einschränkungen, die Sorge, wenn die Kinder mal 3x Husten.... das alles kostet doch viel mehr Kraft als ich mir lange eingestehen wollte. Und diese Kraft fehlt und dann kommt man eben viel schneller an den Punkt, wo einen alles nur noch nervt und man am liebsten alles hinschmeißen würde. Mir war das lange nicht so bewusst, ich habe mich auch nur einfach über mich selbst gewundert, weil ich mich so nicht kenne. Inzwischen bin ich mir sicher, dass dieses Fehlen von ganz vielen kleinen und großen Selbstverständlichkeiten sich doch sehr negativ auf mich auswirkt. Seit mir das klar geworden ist, verstehe ich mich selbst wieder besser und gehe nicht mehr so hart mit mir ins Gericht. Corona fordert eben auch bei mir seinen Tribut, obwohl wir es besser haben als so manch andere, keine Existenzängste etc, aber trotzdem ist es anstrengender als das frühere, normale Leben.

    mikesch07

    Corona-Krise trifft es genau würde ich sagen.


    Ich habe acht Kinder von denen zwei bereits erwachsen sind. Trubel bin ich gewohnt und ich kenne mich selbst als sehr geduldigen Menschen.
    Aber das letzte Jahr hat mich einiges an Energie gekostet.
    Geduld war in den letzten Monaten bei mir Mangelware und ich war von allem genervt.


    Aber seit die Schule wieder begonnen hat ist es schon eine Erleichterung. Obwohl ich nicht meckern dürfte. Mir und meiner Familie ging es im Gegensatz zu Anderen ganz gut während dieser Krise.
    Obwohl mir die ständigen Lockdowns ganz schön ins Geschäft gepfuscht haben.

    8 Tage später

    Für dich scheint es schwer zu sein die Verantwortung über einen langen Zeitraum für deine Familie zu tragen. Dir hilft nur eine innerliche Entscheidung für deine Kinder. Jeder kennt das, was du beschreibst. Deine Kinder haben eine Mutter verdient, die alles für sie gibt, und ja manchmal möchte man davonfliegen, wenn sie wieder und wieder streiten. Kannst du nicht Mal was ausgefallenes mit deinem Mann unternehmen. Irgendetwas lebendiges, etwas was nichts mit Kindern zu tun hat. Fallschirmspringen, über Talbrücke mit Glasboden laufen, in der Luft segeln, Rudern irgendetwas,was dich aus deinem Alltag Mal rausbringt. Es ist die tägliche Routine, die dich stört, aber eine Zeit wirst du noch durchhalten müssen. Wenn sie 16, 17 Jahre alt sind, wirst du deine Kinder auf eine neue Weise kennenlernen. Du erkennst dann, dass es sich gelohnt hat, ein paar Jahre alles zu geben.

    Kann es sein, dass das ganze auch mit dem Maßnahmen-Mist und dem Homeschooling zusammenhängt?


    Ich denke im Alltag kannst du schon viel Frust rausnehmen. Ich koche z.B. schon seit Jahren nur noch für mich. Es hat eh immer irgendwer gemeckert, das wurde mir irgendwann zu blöd. Wems jetzt nicht passt soll sich ein Butterbrot nehmen.


    Das kann man schon bei manchem machen. Vielleicht auch in ruhe zusammensitzen und Regeln besprechen.


    Meine Kinder gehen sich mit dem ständigen aufeinandersitzen auch gegenseitig auf den Keks.


    Also ich denke, dass man da schon Druck rausnehmen kann.


    Frei ist man halt nicht, solange man die Kinder Zuhause hat und dein Kleines ist halt noch klein.
    Das ist dann natürlich nicht so einfach.

      schnuckweidev

      die Regel gibt es bei uns auch. ;) Wer das Essen nicht mag, kann sich selbst 'nen Brot schmieren.


      Anyway, ich genieße die Tage, wo ich mal allein bin, trotzdem, gerade weil es dann eben keine Kompromisse gibt. Es ist nun einmal so, wenn man nicht allein ist, müssen Kompromisse sein. Und die gibt es bei mir sonst auch in Sachen Essen. Nur für mich kochen mache ich da auch nicht. Trotz der Regel, denn ich will ja auch, dass mein Mann auch meine Interessen nicht ignoriert, wenn er sich um die Aufgaben kümmert, die er übernimmt. Also gilt auch die Regel: wenn die Mehrheit (also bei uns 2 von 3) schon früher / erst später essen will, dann wird auch früher bzw. später Essen gemacht - beispielsweise. Bin ich allein, weil ich Mann und Junior auf Urlaub geschickt habe, gibt es nicht nur was ich und nur ich Essen möchte - sondern auch wann ich - und nur ich - Hunger habe. Das ist für die 2-4 Wochen im Jahr schon mal nice ;) Und nicht nur das, ist ja nicht gerade der einzige Kompromiss im Alltag.


      Aber alles in Allem würde ich mich den "Corona-Koller"-Antworten anschließen. Auch mich trifft das Corona-Thema eher sehr weich - aber auch bei mir macht sich nach inzwischen 15 (?) Monaten der "Lagerkoller" langsam ziemlich bemerkbar.
      @TE: man muss im Moment anders gegensteuern, um sich auszugleichen. Sich regelmässig und bewußt Zeit für sich selbst zu nehmen, die auch wirklich nur für sich selbst ist, ist zu allen Zeiten gut und wichtig. Im Moment muss man aber m.E. schon darauf achten, dass diese "ICH-Zeit" den Alltagstrott druchbricht. Such Dir etwas, womit Du Dich für mindestens 3h / Woche aus dem Üblichen "Trott" ausklinken kannst und wirst. Anfangen zu Malen (und zwar allein und ungestört!) oder einen Waldspaziergang machen (auch allein - oder mit einer Freundin) oder mal Reiten lernen oder ... irgendwas, was Du sonst nicht machst, aber schon immer mal machen wolltest - und zwar allein oder mit anderen Menschen als Deiner Familie.

      Leider kann ich dir nicht viel raten, da ich selbst keine Kinder habe, nur zu der Essenssituation wollte ich gerne was sagen. Habe das Gefühl, dass deine Kinder da etwas zu verwöhnt sind. So ein Theater würde ich an deiner Stelle nicht mitmachen. Ich denke mit 12 und 6 Jahren ist man durchaus in der Lage sich selber mal ein Brot oder eine SChüssel Müsli zu machen, wenn einem das Essen nicht passt. Du kannst nicht immer auf jeden Rücksicht nehmen, außerdem vermittelst du damit glaube ich deinen Kindern nur mehr die Botschaft, ihr müsst nur genug quengeln, damit alles nach eurem Willen geht. Wems nicht schmeckt hat einfach PECH gehabt.
      Das kann auch eine Vierjährige lernen denke ich. Wenn sie/er dein Essen nicht mag, gibts halt dann mal nichts, dann kann der Hunger auch nicht groß genug sein.


      Deine Kinder sind vielleicht auch einfach keine "ausgefallenen" Sachen gewöhnt, weshalb sie sowas nicht mögen. Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht, wie man so schön sagt. Was das Essen betrifft kannst du dir denke ich wirklich mal das Recht rausnehmen, das zu kochen, was DU willst und es gibt zB ein oder zwei Tage die Woche wo die Kinder sich was wünschen dürfen.