Hallo alle zusammen,
Ich muss mal weiter ausholen, damit diese ganze Geschichte klarer wird.
Ich war über 11 Jahre mit meinem Exfreund zusammen, seit ich 19 war. Naja jedenfalls habe ich mich schlussendlich getrennt. Während der Beziehung und auch danach durfte ich mir sehr oft von meinen Eltern anhören, dass sie ja niemals Großeltern werden würden. Nun muss ich dazu sagen, dass ich studiert habe und auch erst mit 25 Jahren angefangen habe, zu arbeiten. Ich empfand es damals als reif und vernünftig, erst einmal mein Studium zu beenden. Außerdem denke ich, dass ich insgeheim damals bereits wusste, dass das mit uns nicht für ewig sein wird. Es gab einfach zu viele Probleme, Unstimmigkeiten in der Beziehung. Ich wurde nicht wertgeschätzt, hatte das Gefühl, nicht richrig geliebt zu werden.
Nach der Trennung haben meine Eltern dann das erste Mal gesagt, was sie von meinem Ex-Partner hielten, nicht sehr viel.
Jedenfalls habe ich nun seit über drei Jahren einen neuen Partner und bin im Grunde sehr glücklich. Er gibt mir das Gefühl, geliebt zu werden und etwas ganz Besonderes zu sein.
Leider, und das stört mich natürlich auch und belastet mich sehr, studiert er noch. Er ist 36 Jahre alt. Er hat zunächst eine Ausbildung gemacht und erst später angefangen zu studieren. Er hat auch von Seiten seiner Eltern nicht viel Unterstützung erfahren. Bei denen war es immer eher so, dass der Vater Geld gegeben hat und die Kinder mussten selbst mit allem klarkommen.
Auch hat er bereits einen sechsjährigen Sohn aus einer vorherigen Beziehung. Das macht ja auch vieles nicht leichter. Und das ist auch ein Grund, weshalb er damals sein Studium nicht hinbekommen hat. Dieses Kind war nicht geplant, aber es ist eben da. Die Kindsmutter hat meinen Partner damals nicht unterstützt, sondern von ihm ja quasi verlangt, sein Studium zu vernachlässigen. Seit der Trennung von ihr damals (sie hatte ihn verlassen)acht er seine Sache sehr ordentlich und ist nun auch fertig mit seiner Masterarbeit, also er gibt sie jetzt ab und hat noch sein Kolloquium (mündliche Vorstellung und Verteidigung der Arbeit). Nur leider hat er noch keinen Job. Er hat Bewerbungen geschrieben, hatte Vorstellungsgespräch. Wir warten...
Naja, nun zum eigentlichen Problem. In regelmäßigen Abständen, muss ich mir, immer wieder, wenn ich alleine bei meinen Eltern bin, anhören, wie unfähig er ist und dass er nichts hinbekäme, dass ich total dumm sei, mit so jemandem zusammen zu sei. Meine Eltern hätten mir alles ermöglicht, damit mein Leben besser läuft und ich hätte jetzt alles in den Sand gesetzt.
Solche Dinge durfte ich mir nun schon sehr oft anhören.
Nun bin ich selbst in der 21 l. Schwangerschaftswoche. Wir haben es jetzt nicht darauf angelegt, aber auch nichts dagegen getan, es hat einfach direkt geklappt. Damit hätte ich nicht gerechnet. In meinem Umfeld hat es bei allen meinen Freundinnen gedauert, und auch bei meinen Eltern hat es damals über Jahre gedauert und deshalb habe ich da, vielleicht auch etwas voreilig, gesagt, ich möchte nicht zu lange warten, wenn es denn dann doch nicht klappt. Für uns beide stand schon länger fest, dass wir eine gemeinsame Familie gründen wollen.
Wir haben uns auch beide sehr gefreut, als wir im Dezember den Test gemacht haben und er sagte dann auch, dass sich meine Eltern sicher freuen werden. Ich war mir da nicht ganz so sicher.
Naja, ich glaube schon, dass sie sich einerseits freuen, aber gestern war ich mal wieder bei meinen Eltern. Er ist noch einmal in Ruhe seine Masterarbeit durchgegangen, hat ein bisschen an Feinheiten gefeilt, ich dachte, da ist es ganz gut, wenn ich ihm ein bisschen Ruhe gönne.
Nur ich hatte keine. Erst war alles gut, doch dann kippte die Stimmung und ich durfte mir eine Stunde lang anhören, dass er nichts hinbekommen hat, dass das so nicht weitergehen kann. Dass ich ja so blöd sei, alles zu befahlen, wie ich mir das dann denken würde, mit Kind. All solche Sachen. Ich war kurz davor, einfach aufzustehen und zu gehen. Sie sind sogar richtig laut geworden und haben mich angeschriehen. Mehrfach.
Ich bin dann gefahren und habe natürlich meinem Partner nichts davon erzählt. Habe heimlich im Badezimmer geweint, damit er es nicht mitbekommt.
Er zweifelt eh sehr oft am sich selbst, weil ihm alle Menschen in seinem Umfeld bis jetzt immer gesagt haben, dass er ein Versager sei und alles falsch macht.
Ich weiß nicht, was ich machen soll und wie ich mit solchen Situationen umgehen soll. Ich kann einfach nicht mehr. Mich belastet das alles so sehr.
Mich belastet schon die Situation zu Hause, da ich mir natürlich auch Sorgen mache, dass er vielleicht keinen vernünftigen Job findet oder das noch dauert.
Auch die Arbeit empfinde ich jetzt, aufgrund von Corona, sehr belastend. Ich bin Lehrerin und in der Schule ist es momentan sehr anstrengend, ständig neue Beschlüsse, man kann nicht im Vorfeld planen, Abstände werden nicht vernünftig eingehalten, in Niedersachsen sind Tests nicht verpflichtend. Ich finde es sowohl psychisch als auch physisch belastend, momentan als Schwangere in der Schule zu arbeiten.
Und nun noch diese Anfeindungen und bösen Worte meiner Eltern. Anstatt sich zu freuen, sind sie so.
Ich durfte mir auch schon anhören, ob es denn sicher sei, dass es ein Junge wird, ein Mädchen wäre ja schöner gewesen.
Ich habe das Gefühl, sie brauchen immer ein gutes und ein böses Kind. Früher war ich die gute, denn alles lief und sie mussten sich bei mir um nichts kümmern.
Mein Bruder war das Problemkind, als 16 jähriger sein Konto leergeräumt und abgehauen, von der Polizei aufgegriffen, Anzeigen wegen Prügeleien, dann Schule verlackt, mehrmals wiederholt, doch irgendwann hingekriegt, Anmeldung fürs Studium nicht geschossen gekriegt, ich musste die dann online für ihn machen. Er wollte immer mal wieder das Studium schmeißen. Es war schon eine sehr harte Zeit, von 16 bis 26 ca. In der Zeit lief ich so nebenbei, um mich brauchte sich ja nicht gekümmert werden.
Jetzt ist er über 300 km weit weg gezogen, zu seiner Partnerin. Studium ist fertig, ist nun auch Lehrer. Und er ist jetzt der gute und ich die böse. Versteht das bitte nicht falsch, zu ihm habe ich ein gutes Verhältnis, er kann dafür, dass unsere Eltern so doof sind, ja nichts.
Mit ihnen reden bringt nichts, das einzige, was ich jetzt noch tun kann, ist den Kontakt sehr zu reduzieren. Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
Ich habe jetzt sehr viel geschrieben und hoffe, dass sich irgendjemand das bis zum Ende durchliest und mir einen Rat gibt.