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Ja, Deine Geschichte ist wirklich sehr beeindruckend.
Es hilft mir Einiges klarer zu sehen. Ob es bei meinem Mann genauso war, weiss ich bis heute nicht. Vor einem halben Jahr fand ich es heraus, vor etwas mehr als 3 Monaten sprach ich die Trennung aus. Er tat genau das, was Du nicht getan hast. Er suchte alle Schuld bei mir.
Ich würde ihn gerne verstehen, alles begreifen. Alles was ich "weiss", das habe ich mir selbst "ausgedacht". Naja, ausgedacht, man kennt den Partner mit dem man 20 Jahre zusammen war ziemlich gut. Als er sah wie ich zusammenbrach, brach auch etwas in ihm. Aber er hat wohl glaube bis jetzt nie über sich selbst nachgedacht, nachgedacht wie es so weit kommen konnte. Sein Grund war unser Auseinanderleben. Weiter ist er nie gekommen.
Er lebte auch in 2 Welten, eine mit mir und eine ohne mich. Was Du beschreibst, das Abwenden vom Partner, wodurch der Andere sich weiter entfernt, dadurch der Andere wieder, ja, das war bei uns wohl auch so ähnlich, das weiss ich schon lange, zu lange. Wir waren auch in Therapie, ich bekam Schuld, wurde bestraft. Ich wünschte er hätte getan was Du getan hast, über sich selbst nachdenken. Welchen Ausgang dies genommen hätte, ich weiss es nicht. Es hätte auch zur Trennung führen können.
Ich habe ihm meine Hilfe angeboten, er nahm sie nicht an. Er wollte sich nicht kennenlernen. Er weiss was er getan hat, aber er übernimmt keine Verantwortung für seine Taten. Sich selbst so zu sehen wie Du es getan hast, das kann er nicht. Er weiss es, aber er kann es nicht akzeptieren.
Ich sah ihn vor 2 Tagen, wir hatten einen "Termin". Dinge regeln, Haus, Einrichtung. Ich wollte es regeln ohne ihn zu sehen, schriftlich, er gab nie Antwort. Was ich sah? Jemand der da sass wie ein begossener Pudel. Zerfliessend in Selbstmitleid. Er übernimmt sogar keine Verantwortung was die Regelung der Gemeinsamen Besitztümer angeht. Ich dachte dass ihm das Alles egal ist. Das kann natürlich so sein. Aber nachdem ich ihn sah, eben mit ihm sprach...Er kommt mit seinem "Fehler" nicht klar. Er arbeitet anscheinend seit der Trennung so gut wie gar nicht. Er kann es nicht, hatte keine Lust, muss mit der neuen Situation klarkommen. Das würde mir wohl auch so gehen, meinte er. Nein, ich arbeite, sogar extra Stunden. Mit der Situation klarkommen, wird bei mir auch noch dauern. Er hätte ja alles die selben Probleme. Ich schickte ihn weg mit den Worten: geh, ich schaffe es auch ohne Dich. Er verdrängt, das kann er gut, auf jeden Fall versucht er es. Er hat eine Maske auf, mit der geht er durch sein Leben, manchmal verrutscht diese. Solange er nicht mit seinem "Fehler" konfrontiert wird, scheint dies zu klappen.
Es ist traurig den Mann, den ich so liebe so zu sehen. Aber ich kann ihm nicht helfen. Ich habe es angeboten, er hat es nicht angenommen. Er verstand noch nicht mal warum ich ihm helfen wollte, bei ihm bleiben wollte. Er hatt noch keinen einzigen Schritt in Richtung Selbsterkenntnis getan. Das tut ihm zu weh.
Als ich die Trennung aussprach, für mich immer noch die schwerste Entscheidung meines Lebens, habe ich ihm den letzten Teil genommen den ihn mit "unserer" Welt verband. Jetzt lebt er nur noch in seiner Welt, einer Welt die er sich selbst baute. Er kommt damit nicht klar. Er kann sich selbst nicht helfen.
Er weiss was er tun müsste damit ich ihm helfe. Er müsste sich mir und sich selbst öffnen. Aber das kann er wie gesagt nicht. Der Schmerz ist zu gross. Ich habe mich ihm lange geöffnet. Es kam nie eine Reaktion, jetzt kann ich es nicht mehr, brauche alle Kraft die ich noch habe für mich selbst. Brauche all meine Kraft um zu verarbeiten, ich trauere, bin wütend, verzweifelt. aber ich verarbeite. Ich weiss das jede Träne wichtig ist die ich weine. Mich ihm öffnen, kann ich nicht mehr. Ich entferne mich immer weiter. In der Zeit des "Probierens" sagte er mal zu mir: ich bin sicher, wenn ich Dir sagen kann wie-was ich für Dich fühle, dann wird Alles wieder gut. Er hat es nie gesagt. Er konnte es nicht. Meine Tür ist zu. Irgendwann werde ich den Schlüssel umdrehen, diesen irgendwann wegwefen. Ich muss weiter. Ohne ihn, auch wenns immer noch weh tut. Es ist traurig dass er nie verstand warum ich bei ihm bleiben wollte, es auf jeden Fall probieren wollte. Liebe, das war der Grund. Es ist traurig dass er mir nicht sagen konnte-kann was er für mich fühlt.
Ich hoffe das eure Liebe so ist, wie ich dachte das unsere war. Für immer.
Ich bin nicht Deine Frau, kann nicht für sie sprechen, aber ich glaube dass es sich gelohnt hat.
Vielen Dank für Deine Offenheit.
Vielen Dank für Deine Geschichte.