xosi_12837798tjaaaaaaaaaaaaaaa, das ist nicht so easy.
Ich fang mal langsam an.
Person A und Person B gehen einen Abend zusammen weg.
Später werden Person A und Person B nicht die gleiche Geschichte darüber erzählen, auch ohne dass einer lügt. Weil sie weder das gleiche erleben, noch das gleiche erinnern, auch dann, wenn sie die ganze Zeit ununterbrochen zusammen sind. So weit, so normal, das ist immer so. Auch bei quietschgesunden Menschen.
Bei uns leider ungleich schlimmer. Wahrnehmung und Erinnerung sind leider beides Dinge, die von Emotionen leicht und gründlich verzerrt werden.
Also ja, die Situation, dass mir jemand sagt wie eine Situation aus seiner Sicht war und ich das auch mit viel gutem Willen nicht mit meiner Erinnerung an diese Situation auf Deckung bekomme - kenn ich. Kenn ich SEHR genau.
Was macht man da: Tja, man hat nur 2 Optionen:
a) man glaubt dem anderen
b) man glaubt sich selbst
a - erfordert vieles. u.a.:
- grenzenloses Vertrauen in die andere Person
- sehr viel von der Erfahrung, dass der eigenen Wahrnehmung und Erinnerung nun einmal nicht zu trauen ist, sehr viel Wissen über die eigene Erkrankung und deren Folgen
- ziemlich viel Selbstkontrolle
Die letzteren beiden Punkte bringt mit etwas Glück die Lebenserfahrung. Der erste ist immer heikel. Das muss man erst mal hinbekommen und ja, das kann auch verdammt gründlich schief gehen, wenn man den falschen Menschen mehr glaubt als sich selbst.
Nein, Du sollst Dir keinesfalls alles gefallen lassen.
Gerade bei Borderlinern schadet das Euch BEIDEN.
Wie ich das mache... hm, grob umrissen:
1. alle Menschen, die mir nahe stehen, wissen, dass ich mich zeitweise völlig zurück ziehe, dann auch nicht ans Telefon gehe, nicht aufmache, wenn es an der Tür klingelt, in Chats nicht antworte o.ä.
Sie wissen, dass das noch kein Grund zur Panik und auch nicht zum Notarzt rufen ist, sie wissen auch, dass das nichts, gar nichts mit ihnen, sondern ausschließlich mit mir zu tun hat.
Es gibt aber NOTFALL - Codes. Die jedoch sind wirklich nur für den NOTFALL, also werden im Grunde nie eingesetzt. Auch, wenn ich mich gerade eingrabe, kann es sein, dass meiner Schwiegermutter was passiert, die ins Krankenhaus muss, oder gestürzt ist und jemand von uns hin fahren muss (sie lebt 350km von uns weg und allein) - sowas eben. Wir haben hier mehrere Telefonnummern - gibt es bei den meisten Festnetzanschlüssen ja schon länger gratis dazu. Eine davon ist ausschließlich dafür, selbst wenn ich das Telefon ausmache, auf der Leitung gehen die Anrufe durch.
In ähnlicher Form gibt es das auf allen Kanälen. Das hat für die anderen die Sicherheit, dass sie mich im Notfall dennoch erreichen können und für mich gibt es damit ein Signal, das auch im umnebelten Hirn noch ankommt: AUFPASSEN, DAS IST WAS ANDERES, kein Generve, sondern WICHTIG.
2. wenn ich nicht halbwegs sicher sein kann, dass ich angemessen oder zumindest vertretbar reagiere, gehe ich ohne "Notfall" auch nicht ans Telefon.
Ist kein völliger Katastrophenschutz, passieren kann es dennoch. Wer mir nahesteht, weiß, wie er / sie das zu werten hat und ich werde mich wohl entschuldigen müssen, wenn es passiert.
3. ich bitte alle darum, Grenzen jederzeit anzusagen (bitte BEVOR das Porzellan in Trümmern liegt! ) und auch zu erinnern. Ich bin nicht so die Leuchte, wenn es darum geht, die Grenzen anderer überhaupt zu SEHEN.
Im Gegenzug ist es an mir, darauf auch zu achten - bzw. den Kontakt zu beenden, wenn es etwas ist, was ich nicht machen kann.
4. es gibt Codewörter. Worte, die tunlichst in KEINE ernste Situation passen. "Vanillestrudel" oder sowas. Die werden von anderen genutzt, wenn ich gerade dabei bin, mich irgendwo zu verrennen und Gespenster zu verprügeln, die außer mir keiner sehen kann. Mein Part: ab da runterfahren und Fresse halten. Egal, wie logisch mir mein "Zorn der Gerechten" in dem Moment erscheinen mag. Der Part der anderen: diese niemals mißbrauchen.
Genauso kann ich umgekehrt "STOP" sagen, wenn ich ein Thema gerade nicht vertiefen kann (weil ich in einen Trigger laufe, beispielsweise). Mein Part: das nie mißbrauchen (also auch nicht, um etwas zu blocken, was nicht schlimm, sondern einfach nur unangenehm ist). Der Part der anderen: Thema fallen lassen. Kein Warum, kein Aber, kein nachfragen, auch nicht vorsichtig, ...
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so und eh ich jetzt ganz Romane schreibe noch der letzte Punkt:
"Deshalb macht mich jetzt auch so wütend,traurig,verständnislos wie sie mir sagen kann, mich nicht zu mögen"
kann sein, dass sie das in diesem Moment so empfindet, kann sein, dass sie sich im Moment überfordert fühlt, ... ich weiß es auch nicht.
Unsere Emotionen ändern sich teilweise sehr schnell, sind gern weit entfernt von Logik und gern auch mal widersprüchlich. Ja, man kann auch zugleich jemanden nicht mehr mögen und bedauern, dass man einen der wenigen noch wichtigen Menschen verliert (also ich mag dich nicht, aber du bist mir wichtig im gleichen Moment) - zumindest wir können das. Ist für uns auch nicht schöner als für Dich, aber das hilft auch weder uns noch den anderen.
Was Du tun kannst?
Klare Spielregeln festlegen. Vorzugsweise, wenn es ihr wieder besser geht, bis dahin auf Abstand.
Was brauchst DU? Was ist Dir wichtig, was sollte von einer Freundin kommen?
Was geht für Dich gar nicht?
Solche Dinge eben - und dann gemeinsam darüber nachdenken, wie Ihr das praktisch umsetzen könnt, dass sie auch in den wenig guten Zeiten Deine Grenzen nicht überschreitet.
Der wichtigste Punkt bei allem ist aber:
Du kannst ihre Probleme nicht lösen, das kann sie nur selbst.
Du kannst ihr nur ganz, ganz, ganz wenig helfen, das kann sie nur selbst.
Wenn sie nicht gesellschaftsfähig ist, kann sie nur allein sein.
https://psychologie.gofeminin.de/forum/borderline-von-dem-gefuhl-in-gefuhlen-zu-ertrinken-ii-fd9946