Hallo, da sind ja mittlerweile einige Vorschläge eingegangen, vielen lieben Dank an all die konstruktiven Ratschläge und Ideen.
@ingrid1: Das ist eine sehr lange Geschichte. Ich werde mal versuchen, mich möglichst kurz zu fassen. Ich bin als Einzelkind in einer relativ gut betuchten Familie aufgewachsen mit hohen Erwartungen seitens meiner Eltern an mich. Meine gesamte Jugend hindurch habe ich mich bemüht, meinen Eltern gerecht zu werden und die Erwartungen zu erfüllen, doch es war meinen Eltern eigentlich nie gut genug. Mit der Volljährigkeit begann ich dann zu rebellieren, ich merkte, daß sich trotz der Volljährigkeit nichts änderte und ich immer noch um 20:00 Uhr ins Bett geschickt wurde. Ich rebellierte also sehr stark, begann mehr und mehr, nicht mehr pünktlich zu Hause zu sein und heute, im Nachhinein, denke ich, daß ich unterbewußt ganz genau deshalb auch auf die Ehe mit dem Vater meiner Tochter zusteuerte: weil ich aus meinem Elternhaus raus wollte, weil ich in der Ehe vermutlich unterbewußt die Chance sah, auszubrechen und mein eigenes Leben sofort führen zu können. Also heiratete ich mit 19 und bekam kurz vor meinem zwanzigsten Geburtstag meine Tochter. Die Ehe verlief nicht wie erhofft, ich war sie viel zu übereilt eingegangen, blind vor vermeintlicher Liebe. Er war Kurde aus Syrien, gerade erst seit wenigen Monaten in Deutschland, gaukelte mir natürlich die große Liebe vor, während er in einem Koffer mit Zahlenschloß die Fotos seiner Jugendliebe mit sich herumtrug.
Kurz vor der Geburt meiner Tochter holten meine Eltern uns zu sich, der Dachboden wurde ausgebaut und mein altes Kinderzimmer in ein Wohnzimmer für uns umgebaut. Doch das Zusammenleben verlief sehr spannungsreich, verständlicherweise waren meine Eltern nicht erbaut über die Ehe, mein Ex verhielt sich nicht den Erwartungen meiner Eltern entsprechend, wurde mit der Zeit mehr und mehr gewalttätig, faul und arbeitsunwillig. Als meine Tochter etwa ein Jahr alt war, zog ich die Reißleine, begann eine Ausbildung, allerdings in einer etwa 80km entfernten Stadt. In dem eher ländlichen Gebiet ohne tägliche Autofahrten nicht zu machen, so daß ich mir nach kurzer Zeit dort eine winzige Wohnung nahm. Als es daran ging, eine Tagesmutter für meine Tochter zu finden, schritten meine Eltern ein: ich solle sie die Woche über bei ihnen lassen, man lese in den Zeitungen immer so viel über Tagesmütter, die Kinder schlügen, Ehemänner von Tagesmüttern, die Kinder vergewaltigten, ich sollte sie besser bei ihnen lassen, da bekomme sie 24h am Tag Liebe, ich könne mich voll auf die Ausbildung konzentrieren, am Wochenende könnte ich nach Hause kommen oder meine Tochter von dort abholen, nach 3 Jahren Ausbildung könnte ich sie dann ganz zu mir holen. Ich war glücklich und dankbar für dieses Angebot, dem Kindesvater war es egal, er zog etwa zu diesem Zeitpunkt aus, ließ sich vom Sozialamt versorgen, beharrte weiter auf das Kindergeld, von dem er für sich eine Waschmaschine kaufte und ließ sich meist wochenlang nicht blicken, teilweise sah und hörte man drei Monate lang nichts von ihm, dann schneite er mal wieder für 5 Minuten vorbei. Er zog die Scheidung mit Bitten und Betteln, Streiten und Zanken in die Länge, um noch vor der Scheidung eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung zu erlangen, beim Verlassen des Gerichtsgebäudes am Tage der Scheidung erklärte er mir dann frei heraus, er habe mich ja eh nur geheiratet, um in Deutschland bleiben zu können, einen Tag später bestieg er ein Flugzeug in das damals noch friedliche Syrien, wo er seine Jugendliebe heiratete und wenige Monate darauf nach Deutschland holte.
Ich absolvierte weiter die Ausbildung, die Besuche bei meinen Eltern bzw. Abholaktionen kriselten mal mehr mal weniger, meinen Eltern fiel immer wieder irgendetwas ein, wieso ich meine Tochter jetzt gerade nicht abholen könne, wieso ich erst nächstes Wochenende kommen sollte.
Kurz vor Beendigung der Ausbildung lernte ich den Vater meines Sohnes kennen, diesmal kein Kurde, nein, von denen wollte ich künftig die Finger lassen, stattdessen ein Inder. Als er nach Spanien ging, folgte ich ihm. Er stellte mich vor die Wahl, entweder zurück nach Deutschland zu gehen, mir einen anderen Mann zu suchen und ihn zu vergessen oder für immer bei ihm in Spanien zu bleiben. Man könnte nun sagen, wie blöd ist diese Tussi, daß sie nicht die erste Möglichkeit ergriff und sich stattdessen für die zweite Möglichkeit entschied, allerdings bin ich trotz allem, was mir diese Entscheidung an Schmerz bringen sollte, heute heilfroh, sie getroffen zu haben, da ich heute sonst nicht dort wäre, wo ich bin und nicht an der Seite des für mich wunderbarsten Mannes. Diese auf den ersten Blick dumme Entscheidung hat mich um den halben Erdball geführt und letzten Endes zu meinem heutigen Partner, den ich sonst niemals getroffen hätte. Aber das ist eine andere Geschichte.
Nun stand also ein Umzug von Deutschland nach Spanien an, das Kinderzimmer in Spanien war bereits vorbereitet. Doch meine Eltern stellten sich quer, wollten meine Tochter nicht herausgeben, argumentierten, Spanien sei für ein Kind in diesem Alter viel zu gefährlich, da könne ihr ja viel zu viel passieren, nein, ich bekomme sie nicht. Kurz darauf hatte ich die erste von zwei Fehlgeburten, was mich emotional derart aus der Bahn warf, daß ich kurz entschlossen, nach endlosen fruchtlosen Diskussionen mit meinen Eltern, von Spanien nach Deutschland fuhr, meine Tochter vom Kindergarten abholte und mit nach Spanien nahm. Meine Mutter informierte ich unverzüglich darüber, daß sie meine Tochter nicht vom Kindergarten abholen brauche, das habe ich bereits getan. Was ich nicht wußte: lediglich 30 Minuten nachdem ich sie abgeholt hatte, hatte mein Vater meinen Ex-Mann zum Amtsgericht geschleift, wo er den damals zuständigen Richter gut kannte, die beiden waren per Du. Es wurde eine einstweilige Verfügung erwirkt, die allerdings nur auf deutschem Boden Gültigkeit besaß, und mir wurde das Aufenthaltsbestimmungsrecht entzogen.
Drei Wochen später kam mein Vater mich besuchen in Spanien, versuchte, meine Tochter zu überreden, mit ihm zu gehen, doch sie weigerte sich beharrlich, ließ sich auch von den in Aussicht gestellten Weihnachtsgeschenken nicht verführen. Wutschnaubend fuhr mein Vater von dannen. Damals war meine Einstellung derart, daß ich meinen Eltern meine Tochter, um die sie sich ja während meiner Ausbildung gekümmert hatten, auch nicht vollkommen entziehen wollte, die Beziehung zwischen meinen Eltern und meiner Tochter wollte ich hegen und pflegen und zu diesem Zwecke so häufig wie möglich gegenseitige Besuche organisieren. Also fuhr ich kurz danach zu meinen Eltern. Dort wurde die Haustür lediglich einen Spalt weit geöffnet, meine Tochter wurde mir entrissen und ins Haus gezerrt, durch den Spalt wurde ein Blatt Papier gereicht, dann wurde mir gedroht, ich solle das Grundstück verlassen, ansonsten rufe mein Vater die Polizei. Bei dem Platt Papier handelte es sich um die einstweilige Verfügung.
Meine Emotionen will ich an dieser Stelle außen vor lassen, etwa sechs Monate lang herrschte Funkstille, ich hörte und sah nichts von meiner Tochter. Dann plötzlich ein Anruf meiner Eltern: der Kindesvater wollte die aktuelle Situation nutzen, um das alleinige Sorgerecht zu beantragen, seine neue Frau sei jetzt da, er müßte sich also nicht mal selbst um das Kind kümmern sondern könne das der neuen Frau überlassen, vor allem jedoch habe er mit dem an seinem Wohnsitz gemeldeten Kind ein Anrecht auf ein paar m² mehr und ein paar € mehr pro Monat vom Sozialamt. Nun gelte es, dafür zu sorgen, daß meine Tochter nicht zu ihm müsse, das könnten wir jedoch nur gemeinsam erreichen, meine Eltern schlugen vor, mir den Anwalt zu zahlen, der sollte dafür sorgen, daß meine Tochter vorerst bei meinen Eltern verbleiben könne, da ich nach den letzten Geschehnissen eh nicht das alleinige Sorgerecht bekommen würde, es tue ihnen auch leid, was sie getan haben, aber nun müßten wir zusammenarbeiten.
Das Gerichtsverfahren zog sich mehr als 2 Jahre hin, dann bekam ich mein Aufenthaltsbestimmungsrecht zurück, daß Sorgerecht verblieb bei beiden Elternteilen, allerdings sollte meine Tochter bis zum Ende der Grundschulzeit bei meinen Eltern bleiben, um sich die Situation dann nochmal neu zu betrachten, zudem bekam ich das Recht, zu entscheiden, weilche Grundschule am Wohnort meiner Eltern sie besuchen solle, da der Kindesvater auch in diesem Punkt auf Ärger aus war.
Er versuchte danach noch 2mal, das alleinige Sorgerecht zu bekommen, das eine Mal wurde dies direkt vom Gericht abgeschmettert, das andere Mal kam es wieder zu einer Verhandlung, diesmal mit einem fragwürdigen Gutachter, der das Ansehen seiner Tochter reinwaschen wollte (die Tochter war von Norddeutschland nach Wien gezogen, wo sie vier Kinder von vier verschiedenen afrikanischen Ehemännern hatte, was natürlich sämtliche Gutachten dieses Psychologen dahingehend beeinflusste, daß sämtliche nicht-deutschen Mitbürger in höchsten Tönen gelobt und als erziehungsgeeignet angesehen wurden), doch das Gutachten wurde nach Infragestellung nicht weiter herangezogen, es wurde abermals beschlossen, daß alles so bleiben solle, wie es war, mit vierzehn Jahren solle dann meine Tochter selbst entscheiden, wo sie leben wolle.
All die Jahre über haben meine Eltern ihr natürlich eingeredet, wie schlecht sowohl ich als auch ihr Vater seien, erst vor 3 Jahren, als sie mich über einen längeren Zeitraum von 10 Tagen besuchen durfte, hatten wir Gelegenheit, ausführlich über alles zu sprechen, so daß sie nun die Sichtweisen aller drei Parteien kennt sowie wichtige Hintergründe.
Man könnte nun sagen, ich hätte mehr um sie kämpfen sollen, sie meinen Eltern wegnehmen sollen, doch aufgrund der damaligen Umstände sowie der gesamten Historie und der Art und Weise, wie ich unter meinem Vater aufwuchs, wäre dies vollkommen unmöglich gewesen. Als Tochter kommt man meist nicht so einfach an gegen einen Vater, der Zeit seines Lebens mehr als 300 Untergebene hatte, die auf seinen Befehl hin aus dem Fenster gesprungen wären, und der dieses Gehabe auch stets zu Hause auslebte.
Im Nachhinein werte ich das Verhalten meiner Eltern Hauptsächlich als Reaktion auf meine zwei Ehen mit Ausländern, die ja beide nicht gewollt waren durch meine Eltern, sie versuchen seit Jahren, meine Tochter zu einer verbesserten Kopie von mir zu erziehen, sind mit ihr noch strenger, als seinerzeit mir gegenüber, also wohl ein psychologisches Problem: sie wurden von mir enttäuscht, ich habe die Träume und Wünsche, die sie für mich hatten, nicht erfüllt, nun muß meine Tochter dafür herhalten.