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nadia_12064838

  • 30. Juni 2010
  • Beitritt 30. Juni 2010
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  • Ja
    Ja.
    Heute erinnere ich genau, wann ich den ersten süchtigen Schluck zu mir nahm:
    Ich war emotional total überfordert und stand vor der Entscheidung, mich zur Wehr zu setzen oder in ein Heim zu kommen. Eines dieser Heime, deren ehemalige Kinder heute nicht mal im zuständigen Ausschuss des Bundestages Gehör finden.
    Ich habe mich also für die Flasche entschieden.
    Wurde introvertiert, ging immer weit über meine Grenzen.


    Da mein Vater selbst vor Jahren trocken geworden war reagierte meine Familie anders als in unserer Gesellschaft üblich:
    Meine Mutter brachte mir bei, immer ehrlich zu sein zu mir.
    Weiter lehrte sie mich, wie ich immer so an meinen Stoff komme, dass ich niemand etwas schuldig bleibe.
    Darüber hinaus lehrte sie mich, trotzdem ein wenig auf meine Gesundheit zu achten.
    Sie sorgte dafür, dass ich eine Lehre außer Haus begann.
    Dann sorgte sie dafür, dass ich von der Familie und Verwandtschaft isoliert bin.
    So hatte ich die Chance, nur mit mir konfrontiert zu sein und mich ehrlich zu erkennen.
    Dazwischen bin ich meinem Hobby nachgegangen: Sozialpolitik. Es war so anstrengend, dass ich das heute kaum schaffen würde. Doch ich war erfolgreich. Wovon ich nichts habe, denn alle, welche von mir profitierten, wollen nicht dazu stehen. Dabei will ich keinen Dank, nur die Anerkennung, da sich dies auf mein Leben positiv auswirken würde.
    In meiner Ausbildung zur Krankenschwester lernte ich bis 1978 alles, was es zum Thema bis heute wissenschaftlich fundiert zu wissen gibt.
    In Baden-Württemberg habe ich bis heute sehr große Schwierigkeiten, als Alkoholikerin anerkannt zu werden von den Ärzten. Analyse hatte ich mehrere Jahre unter anderer Diagnose. Klinikaufenthalte wurden mir teilweise aufgezwungen wegen falscher Diagnosen.
    Selbsthilfegruppen sind der Meinung, ein Alkoholiker hat immer bei irgend jemand etwas angestellt. Meine Verwandtschaft findet aber beim besten Willen nichts. Und sonst ist wohl auch niemand zu finden - außer jenen, bei denen ich mich entschuldigt habe und die niemand etwas angehen.


    ich bin 24 Jahre trocken. Trotz all der Aufgaben, welche mir die sogenannte Fachwelt gestellt hat und stellt.
    Heute wird mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, mich unter wahrnehmungsverändernde Drogen auf Rezept zu bringen.
    ich bin sozialpolitisch gut. Bund, Land und Kommune profitieren seit 1978 sehr von mir. Ich bin weder machtgeil noch herrschsüchtig. Ich weigere mich schon immer, mich einer politischen Wahl zu stellen, da ich dies bei meiner lebenslangen chronischen Krankheit als unverantwortlich ansehe.
    ich störe. Das ist gut so.
    Ich kann weinen.
    Ich kann nein sagen.
    Ich kann meine Grenzen formulieren. Werden sie nicht akzeptiert, kann ich ruhig und gelassen damit umgehen. Und einen Weg suchen, trotzdem gut für mich zu sorgen, ohne andere unnötig zu schädigen.



    DU


    musst gut für DICH sorgen.
    Geh zur Suchtberatung. Dort findest Du alle Informationen für Dich. Es gibt für DICH Selbsthilfegruppen. Vielleicht brauchst Du eine Therapie? Sie kann sehr hilfreich sein.


    Je mehr Du Dich auf Deine Flasche, Deinen Angehörigen, konzentrierst, je mehr verhinderst Du einen Ausstieg.
    Kein Mensch kann einen anderen tragen.
    Kein Mensch ist für eine Krankheit verantwortlich.
    Es ist keine Schande, krank zu sein.
    Es ist eine Schande, nichts dagegen zu unternehmen.

  • Ausschleichen
    Arzt wechseln. Sofort.
    Beim Arztwechsel im Vorgespräch die Problematik ansprechen und darauf bestehen, dass im Kardex eingetragen wird, es wird Begleitung durch den Entzug vereinbart. Bestenfalls schriftlich vereinbaren.
    Die Ursache angehen. Ruhig gleich. Eine gute Schmerzklinik zu finden, einen Termin, eine Kostenübernahme
    all das braucht Zeit. Bis dahin dürfte der Entzug überstanden sein.


    Alles Gute und viel Kraft


    dawala1

  • Angehörige
    Hallo!


    Ich stelle mich erst mal vor, damit Du mich auch verstehst:


    Ich bin seit 24 Jahren trockene Alkoholikerin,
    seit 18 Jahren frei vom zwanghaften Umgang mit Essen, hier Magersucht
    habe reichlich Erfahrung aus Selbsthilfegruppen zu vielen Suchtthemen
    bin gelernte Krankenschwester



    Es gibt einige grundlegende Tatsachen, die ich Dir hier aufführen möchte:


    Sucht ist eine Krankheit, welche Körper, Geist und Seele betrifft.
    Sucht ist eine chronische, lebenslange Erkrankung.


    Zur aktiven Sucht gehört ein Mangel an Ehrlichkeit. Dieser Mangel besteht vor allen Dingen sich selbst gegenüber.


    Sucht ist eine schleichende Erkrankung mit tödlichem Ausgang. Gerade dieser schleichende Verlauf macht eine ehrliche Wahrnehmung der tatsächlichen aktuellen Situation für den Betroffenen schwer. Den Punkt zu erkennen, wo eine Abhängigkeit vorliegt, bedarf es der Ehrlichkeit der betroffenen Person.


    Da Sucht nicht nur eine körperliche Erkrankung ist, nutzt eine Diagnose von außen nichts. Sie muss aus dem Menschen selbst kommen, soll die chronische Krankheit zum Stillstand gebracht werden erfolgreich.


    Das Suchtmittel wird in der Regel eingesetzt, um mit den eigenen Gefühlen umgehen zu können, sie ertragen zu können. Dieser Vorgang ist schleichend. Er wird in der Regel von der betroffenen Person nicht bewusst wahrgenommen.


    Sucht ist eine Familienkrankheit. Das bedeutet, das persönliche und oft auch das berufliche Umfeld der süchtigen Person wird in diese Krankheit schleichend mit einbezogen. Auf unterschiedlichste Art.



    Hier kann Hilfe von außen greifen.


    Es nutzt nichts, wenn Du ihm Vorhaltungen machst.
    Es nutzt nichts, wenn Du ihm sagst, Du hältst ihn für süchtig.
    Es nutzt nichts, wenn Du ihn dazu bringst, einen Arzt aufzusuchen.
    Es nutzt nichts, wenn Du ihn dazu bringst, eine Selbsthilfegruppe aufzusuchen.
    Es nutzt nichts, wenn Du ihn dazu bringst, sich an eine Suchtberatungsstelle zu wenden.
    Es nutzt nichts, wenn Du ihm Versprechen abringst.


    All diese Dinge kannst Du für DICH unternehmen.
    Sage ihm nichts dazu. Das geht ihn nichts an. DU leidest. ER nicht. Wer leidet soll gut für sich sorgen.


    Du wirst Selbsthilfegruppen finden, in denen sich andere Betroffene austauschen und unterstützen.
    Du wirst bei der Suchtberatungsstelle Gehör und Beratung finden. Dort werden Dir auch die Möglichkeiten vor Ort genannt für Deinen Partner. Sie sind allerdings nicht für Dich. Bedenke dies. Wenn er tatsächlich erkennt, dass er in der Sucht gefangen ist, kannst Du ihm diese Möglichkeiten aufzeigen.


    Du wirst einen Weg finden, wie Du Dich entscheiden willst. Willst Du immer mehr in die Sucht der Co - Abhängigkeit rutschen, des Helfersyndroms?
    Willst Du gut für Dich sorgen?


    Verstehe mich recht:
    Diese Entscheidung kann Dir niemand abnehmen.
    Der Verlauf einer Suchterkrankung ist fortschreitend verschlimmernd.


    Ich weiß. Es ist hart, was ich hier schreibe.
    In der Bibel steht: "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst."
    Das bedeutet:
    Erst muss ich mich schon selbst lieben, bevor ich jemand anderen lieben kann.


    Ich weiß nicht, was Ihr mit Glauben am Hut habt.
    Es kann hilfreich sein, wenn Du Dich für Dich damit beschäftigst. Vielleicht schaust Du Dir die verschiedenen Angebote an, gehst zu den Veranstaltungen und religiösen Feiern. Vielleicht mag er sich irgendwo anschließen. Besser ist, wenn er Menschen aus der einen oder anderen Gemeinschaft kennen lernt und sich evtl. selbst dafür entscheidet.


    Bereits im Alten Testament habe wir die Geschichte von König Salomon. Seine Lieblingsfrau hat ihm geholfen, aus der Sucht auszusteigen. Sie hat ihm zunächst Hilfsmittel gegeben, um den körperlichen Entzug zu überleben. Nach einem halben Jahr kam sie dann zu ihm, um ihn zu heiraten.
    Viele Jahre blieb er in seinem Glauben. Er war sehr erfolgreich. Dann ließ er sich von seinen Beratern dazu überreden, andere Dinge wichtiger sein zu lassen in seinem Leben als seinen Glauben. Der Erfolg ging zurück. Er starb unlustig.
    Heute ist das nicht anders. Da helfen alle von Ärzten verschriebenen Ersatzdrogen nichts. Droge ist Droge. Ob auf Rezept, frei oder illegal erhältlich.



    Ach so: Er wird Dir deshalb nichts darüber erzählen, weil er sich dessen schlicht nicht bewusst ist. Nimm es nicht persönlich. Lerne verstehen, dass diese Krankheit nichts mit Dir zu tun hat.


    Selbst, wenn Dich meine Zeilen nun angeregt haben sollten, die Beziehung zu beenden:
    Informiere Dich. Ohne etwas unterstellen zu wollen, kann Dir sonst geschehen, dass es in Zukunft auf vergleichbare Erfahrungen hinaus läuft.


    Weiter wirst Du sehr nützliche Informationen erhalten, um Deine zukünftigen Kinder so zu erziehen, dass sie selbst dann, wenn sie von dieser tödlichen Erkrankung betroffen sind, einen Weg finden, sie zum Stillstand zu bringen.


    Schau:
    So bin ich 24 Jahre trocken.


    Alles Gute für Dich und viel Mut und Kraft


    dawala1