Also nach dem riesen Schock letzte Woche hat sich noch nicht so viel getan. Zumindest mal muss ich nicht mehr ständig weinen. Angefreundet habe ich mich mit dem Gedanken Zwillinge zu bekommen, nach wie vor nicht. Am Mittwoch hatte ich einen erneuten Termin beim Frauenarzt. Bin jetzt in der sechsten Woche und die Herzen konnte man auf dem Ultraschall schlagen sehen. Beide Babys haben ihre eigene Fruchthöhle, so dass sich jedes selbst versorgen kann, was für eine Zwillingsschwangerschaft laut meiner Ärztin soweit optimal ist. Schon verrückt, dass es bei mir optimal läuft, wo ich doch überhaupt keine zwei haben möchte. Ich weiß, ich sollte dankbar sein, aber so ist es im Moment noch nicht, auch wenn alle sagen, das kommt noch. Schlimm, wenn man beim Frauenarzt deprimiert rausgeht, statt wie andere Mütter, sich zu freuen. Fühle mich nach wie vor wie ein Unmensch. Ich hatte die Pille bereits vor zwei Monaten abgesetzt. Wie heiraten in zwei Wochen und danach wollten wir quasi loslegen. Dass es jetzt bereits vorher geklappt hat, war zwar nicht geplant, wäre aber bei nur einem Baby auch kein Problem. Ich weiß, dass keiner nachvollziehen kann, was genau mein Problem dabei ist. Selber der nette Herr heute bei Pro Familia konnte es nicht nachvollziehen, weil alle äußeren Umstände wirklich gut sind. Mein Verlobter steht total hinter mir und würde sich sehr über die Babys freuen, familiären Rückhalt und Hilfe hätten wir auch. Das macht es ja noch bekloppter. Es liegt einfach an mir und meinem inneren Gefühl dagegen. Ich finde es total furchtbar, dass man sich quasi immer aufteilen muss. Man kann beiden nicht so die Aufmerksamkeit schenken, wie man es bei einem könnte. Das hat für mich alles so den Beigeschhmack von Abfertigung und durchhalten, aber mit so richtig genießen hat das nicht mehr so viel zu tun. Das ist jetzt natürlich überspitzt, aber so dieses Grundprinzip des immer Aufteilens und nie 100 % für eins da sein, stört mich auch. Es ist wirklich schwierig es genau festzumachen, woran es liegt, dass ich mich wirklich kein bisschen freuen kann. Der Termin bei Pro Familia hat jetzt nicht wirklich was daran geändert, lediglich hat es mir nur noch offensichtlicher gezeigt, dass ich nach wie vor die Einzige bin, die Probleme sieht und es einfach nicht akzeptieren kann. Das Treffen mit den Zwillingseltern musste ich auf kommendes Wochenende verschieben, die Kinder haben einen Virusinfekt und das war mir jetzt zu heikel. Morgen treffe ich mich noch mit jemandem, der vor der gleichen Entscheidung stand, wie ich es jetzt tue, nur dass sie mit nur einem Kind schwanger war. Interessiert mich mal, was ihre Meinung geändert hat usw.
Stimmungsmäßig tendiere ich im Moment eher dazu die Babys zu behalten. Leider eher aus Pflichtgefühl und daher, weil ja keiner garantieren kann, dass es nächstes Mal nicht wieder so kommt und das ist ja nun auch keine Lösung. Und auf ein Kind zu verzichten, aus Angst, dass es wieder Zwillinge sein könnten, ist für mich auch keine Option. Ich hab nur wahnsinnige Angst, dass ich in zwei Jahren da sitze und es bereue, sie doch bekommen zu haben und im Gegensatz zu allen anderen, unglücklich zu sein. Auch wenn ihr jetzt vermutlich sagt, dass das nicht passieren wird, denn sobald die beiden da sind, liebt man sie auch. Tja, das kann ich nur hoffen. Entschieden habe ich mich allerdings noch nicht. Der nächste Frauenarzttermin ist in vier Wochen. Bis dahin muss ich mich entschieden haben. Den Beratungszettel zur Abtreibung habe ich heute "vorsorglich" mitgenommen. Mal sehen, ob das Gespräch mit der Freundin morgen hilft.
Weiterhin danke für eure Antworten! Ich weiß, es klingt total undankbar und bescheuert, aber ich kann es bisher nicht ändern.