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grusha_12128112

  • 12. Juli 2005
  • Beitritt 6. Juli 2005
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  • An shandona
    bei mir ist es inzwischen 7 jahre her, daß mein 2 jahre jüngerer bruder zusammen mit meinem vater mit dem flugzeug tödlich verunglückten.


    ich war damals gerade 25 und war zu der zeit in schottland (erasmus). ich dachte immer wenn so große sachen passieren muß man doch etwas spüren, irgendeine vorahnung oder so. aber nichts. ich kam zurück ins haus meiner gastfamilie und da erfuhr ich es. am nächsten tag flog (!!) ich zu meiner mutter zurück.


    meine freunde und vor allem die freunde meines bruders standen mir sehr bei, verbrachten viel zeit mit meiner mutter und mir. es ist gut, wenn man spürt, daß man nicht allein ist. letztendlich jedoch ist man auf sich selbst gestellt damit fertig zu werden. nur du selbst kannst lernen damit umzugehen.


    allerdings glaube ich, dauerte es bei mir lange, ich glaub ein halbes jahr, bis ich tatsächlich begriff, das es nicht nur ein böser traum war. richtig daran zu arbeiten habe ich wohl erst über ein jahr später. als es nicht mehr ging, mich mit dem studium und vielen prüfungen abzulenken. ich hatte das glück einen super therapeuten zu finden, der mich wieder aufbaute, der mir half, mich wieder dem leben zu stellen, wieder stark genug zu sein, zu leben.


    mein verhältnis zu meinem vater war immer schon recht kompliziert und gespannt, heute jedoch sehe ich, wie ähnlich ich ihm doch bin. aber mein bruder...mein kleiner bruder, den ich immer beschützen wollte. wegen dem ich als mädchen in der volksschule jungs verhaute weil sie gemein zu meinem bruder waren. mein bruder, der in meinen augen der tollste, coolste, schönste mann war und ist, den ich je gesehen hab. mein bruder den ich immer schon vergöttert hab. ich hatte mir früher einige male vorgestellt meinen eltern könnte was zustoßen. aber ich wußte ich würde mit meinem bruder zusammen ALLES bewältigen können! ich hätte mein leben für ihn gegeben. jetzt bin ich mit meiner mutter und meiner großmutter alleine.


    auch ich wollte immer stark sein. vor allem für meine mutter. genauso wie du es beschrieben hast. du mußt nicht immer stark sein. schrei deinen schmerz hinaus, bitte andere um hilfe, und laß dir von anderen helfen.


    trauerarbeit geht über eine lange zeit. in der psychologie spricht man von 4 phasen:



    Erste Phase: Nicht-Wahrhaben-Wollen


    ich stand am grab und empfand absolut nichts.
    mir schien alles wie ein schlechter film zu sein in dem ich die hauptrolle spiele. ich dachte oft eines tages würde ich einen brief bekommen von meinem bruder. er und mein vater seien nach brasilien geflogen und dort untergetaucht. ich bildete mir oft ein einen jungen mann mit langen dunklen haaren, und einen bart mit dem er sein gesicht versteckte, damit ihn niemand erkennt, irgendwo auf der straße zu sehen.



    Zweite Phase: Aufbrechende Emotionen


    erster jahrtag. ich stand mit meiner mutter, meinen verwandeten und freunden am grab. dort brach ich zusammen und begann mit den fäusten auf das grab einzuschlagen. bis man mich davon wegzog. ich beschloss nicht mehr ans grab zu gehen, weil es mir nicht gut tat. ich hasste gott, alles ist so ungerecht.



    Dritte Phase: Suchen, Finden, Sich-Trennen


    da zog ich in die wg meines bruders, wohnte in seinem zimmer. ich wollte alles in mich aufnehmen was ich von ihm fand, wollte ihn ganz in meiner nähe spüren. schmerzhaft. melancholisch. intensiv. mein bruder war mir da so nah. ich sah ihn auch oft im traum. erzählte ihm dort immer was inzwischen alles passiert ist.



    Vierte Phase: Neuer Selbst- und Weltbezug


    heute bin ich ein anderer mensch. erlebe und lebe alles viel bewußter. mit viel mehr mitgefühl, viel mehr respekt und achtung. andere werte, andere prioritäten.



    bei mir haben diese 4 phasen wohl voll zugetroffen.



    mein bruder ist immer bei mir. vor allem wenn es mir richtig gutgeht. wenn ich traurig bin ist er weiter weg. vielleicht ist es wirklich so, daß trauer und schmerz wirklich andere gefühle "überdämpft". auch heute wünsche ich mir oft, auch nur eine stunde, auch nur einmal im jahr zu haben, in der ich ihn wiedersehen kann. wo ich ihn festhalten kann und ihm sagen kann wie lieb ich ihn hab.


    bei dir ist alles noch so frisch. ich wünsche dir viel kraft, viel mut, liebe menschen und gute freunde, die dich richtig kennen. die für dich da sind. hilf ihnen dir zu helfen. auch für sie ist es nicht leicht. sag ihnen was dir guttut. sag ihnen was du brauchst. rede über deine gefühle, verdränge nichts.
    stürz dich ganz bewußt in den schmerz, lerne ihn kennen. es ist wie ein tunnel. er ist lang und dunkel, aber am ende IST licht. lerne den tunnel kennen, lerne dich darin zu bewegen, dann hast du weniger angst davor, dann weißt du im hinterkopf immer daß du irgendwann da wieder rauskommst. er kommt immer wieder dieser tunnel. aber die abstände werden mit der zeit größer und du wirst immer mehr zeit im freien, im licht verbringen.


    alles gute...ich denke an dich!

    • sammie_11855137

      Schließe mich papillon an
      als mein bruder und mein vater starben wußten viele nicht wie sie mir umgehen sollten..ich glaube das ist eigentlich normal, es ist nicht leicht auf jemanden zuzugehen, der einen geliebten menschen verloren hat.
      eine freundin aber kam einfach vorbei bei mir zu hause, blieb eine woche lang bei mir, wich mir nicht von der seite, schlief bei mir, nur um für mich dazusein falls ich aufwache, falls ich weine, falls ich sie brauche. sie hat nichts besonderes gesagt oder getan, sie war einfach da.
      eine andere freundin kam einige tage nach dem unfall vorbei, läutete an der tür und als ich ihr öffnete, sah sie mich an, wir umarmten uns und sie weinte nur. ohne etwas zu sagen. in solchen momenten kann man nicht wirklich etwas sagen, was hilft. außer vielleicht, daß man für den anderen dasein wird.

    • Vor über einem Jahr wurde die Erstkommunion der Tochter meiner damlas besten Freundin gefeiert und ich war auch dazu eingeladen.


      Katrin, meine "Ex-Beste Freundin" und ich kennen uns seit wir 15 sind (heute sind wir 32), saßen in der Schule immer nebeneinander und standen uns immer schon sehr nahe. Vor allem als sie mit nur 18 Jahren ungewollt schwanger wurde, das Kind bekam und es nicht leicht hatte, da sie die Schule noch nicht beendet hatte. Ich stand ihr immer zur Seite, nicht nur weil sie meine Freundin war, sonder auch weil ich Kinder sehr liebe. 6 jahre später wurde sie wieder schwanger und bekam Anna, das Mädchen, das letztes Jahr besagte Erstkommunion feierte. Katrins beide Kinder lagen mir immer schon sehr am Herzen, irgendwie sind sie auch meine Kinder...zusammen sind wir auch schon einige Male mit den Kindern zusammen in den Urlaub gefahren und hatten immer eine sehr schöne Zeit. Als mein Vater und mein Bruder vor 7 Jahren ums Leben kamen stand sie mir sehr zur Seite, war immer für mich da, selbst als alle anderen nicht wußten wie sie mit mir und meiner Situation noch nicht umgehen konnten. Sie sagte nichts besonderes, sie tat auch nichts besonderes, aber sie war einfach da für mich...ohne daß ich sie darum gebeten hatte kam sie einfach zu mir und verbrachte viel Zeit mit mir.


      Zurück zur Erstkommunion. Dort kam ich mit ihrem um 3 Jahre jüngeren Bruder ins Gespräch...er hatte mir immer schon sehr gefallen und seinen Blicken nach ich ihm wohl auch. Es kam sehr schnell dazu, daß wir uns ineinander verliebten und seit über einem Jahr bin ich, der hartgesottene Single (5 Jahre Single) mit ihm zusammen und unglaublich verliebt. Nach dem Unfall meines Bruders und meines Vaters ging es mir lange Zeit sehr schlecht, aber endlich geht es mir wieder gut und ich bin dank meines Freundes wieder richtig glücklich.


      Schon bald zeigte mir Katrin ganz deutlich daß unsere Freundschaft vorbei war. Als ich das Gespräch suchte -um ihr zu sagen, daß sich für mich ihr gegenüber nichts ändern würde, daß sie immer meine beste Freundin sein würde, daß sie mir unglaublich wichtig sei, daß ich an ihrem und dem Leben ihrer Kinder unbedingt teilhaben wolle- da sagte mir eiskalt ins Gesicht, daß sie mit mir und auch mit ihrem Bruder nichts mehr anfangen konnte. Sie könne es selbst nicht begründen, aber es sei nun mal eben so.


      Ich ließ ihr ihre Zeit, aber nach 4 Monaten eiserem Schweigen und Distanz schrieb ich ihr einen ehrlichen, offenen Brief darüber wie weh mir das täte, wie sehr ich darunter leide...aber von ihr kam keine Antwort, kein Zeichen, keine Regung, nichts. Auch mit ihrem Bruder, mit dem sie und ihre Kinder im Haus ihrer Eltern zusammenwohnt (klassische Großfamilie - alle unter einem Dach) spricht sie praktisch nur noch das nötigste.


      Meine einzige Vermutung für ihr Verhalten ist, daß sie als alleinerziehende Mutter (sie hat sich von den Vätern ihrer Kinder getrennt) in ihrem Bruder eine Art Vaterersatz für ihre Kinder sah.


      An diesem eiskalten Schweigen,der Distanz und der Verachtung? Geringschätzung? Gleichgültigkeit? die sie mich spüren läßt hat sie bis dato nichts geändert. Ich wache jeden Morgen auf und denke an sie, jedesmal wenn ich sie sehe, bricht es mir das Herz, breche ich in Tränen aus, versehe ich nicht warum sie sich so verhält. Mein Freund und ich lassen uns in userer Liebe davon nicht beirren und gottseidank steht er so über den Dingen, daß er zu mir steht obwohl sein eigene Schwester gegen uns ist. Seine Eltern, Katrins Kinder und ich haben übrigens nach wie vor ein sehr herzliches Verhältnis zueinander.


      Trotzdem läßt es mich nicht kalt, trotzdem kann ich nicht einfach darauf pfeifen, trotzdem kann ich Katrin und ihr Verhalten nicht beiseite schieben...ich kann einfach nicht und leide sehr darunter.


      Weiß jemand Rat, kann mir jemand sagen was ich tun soll? Kennt jemand diese Situation? ich finde keine Antworten mehr darauf...


      Katzl73

    • keld_12050680

      Indirekter weg
      Danke für Deine Antwort! Hätte mir nicht so schnell was erwartet!!


      Das mit dem indirekten Weg hab ich mit meinem freund schon besprochen, aber er meint, daß es nichts nützen würde weil sie so unglaublich stur ist und weil er selbst nicht weiß, wie er sie darauf ansprechen soll. Auch mit einer anderen Freundin von Katrin habe ich einmal darüber gesprochen und die meinte ich solle ihr Zeit lassen...


      Was und wie soll er mit ihr darüber reden? Seine Mutter hat es auch schon einmal versucht, aber Katrin fuhr sie an, das sei eine Angelegenheit zwischen ihr und mir...

      • Vor über einem Jahr wurde die Erstkommunion der Tochter meiner damlas besten Freundin gefeiert und ich war auch dazu eingeladen.


        Katrin, meine "Ex-Beste Freundin" und ich kennen uns seit wir 15 sind (heute sind wir 32), saßen in der Schule immer nebeneinander und standen uns immer schon sehr nahe. Vor allem als sie mit nur 18 Jahren ungewollt schwanger wurde, das Kind bekam und es nicht leicht hatte, da sie die Schule noch nicht beendet hatte. Ich stand ihr immer zur Seite, nicht nur weil sie meine Freundin war, sonder auch weil ich Kinder sehr liebe. 6 jahre später wurde sie wieder schwanger und bekam Anna, das Mädchen, das letztes Jahr besagte Erstkommunion feierte. Katrins beide Kinder lagen mir immer schon sehr am Herzen, irgendwie sind sie auch meine Kinder...zusammen sind wir auch schon einige Male mit den Kindern zusammen in den Urlaub gefahren und hatten immer eine sehr schöne Zeit. Als mein Vater und mein Bruder vor 7 Jahren ums Leben kamen stand sie mir sehr zur Seite, war immer für mich da, selbst als alle anderen nicht wußten wie sie mit mir und meiner Situation noch nicht umgehen konnten. Sie sagte nichts besonderes, sie tat auch nichts besonderes, aber sie war einfach da für mich...ohne daß ich sie darum gebeten hatte kam sie einfach zu mir und verbrachte viel Zeit mit mir.


        Zurück zur Erstkommunion. Dort kam ich mit ihrem um 3 Jahre jüngeren Bruder ins Gespräch...er hatte mir immer schon sehr gefallen und seinen Blicken nach ich ihm wohl auch. Es kam sehr schnell dazu, daß wir uns ineinander verliebten und seit über einem Jahr bin ich, der hartgesottene Single (5 Jahre Single) mit ihm zusammen und unglaublich verliebt. Nach dem Unfall meines Bruders und meines Vaters ging es mir lange Zeit sehr schlecht, aber endlich geht es mir wieder gut und ich bin dank meines Freundes wieder richtig glücklich.


        Schon bald zeigte mir Katrin ganz deutlich daß unsere Freundschaft vorbei war. Als ich das Gespräch suchte -um ihr zu sagen, daß sich für mich ihr gegenüber nichts ändern würde, daß sie immer meine beste Freundin sein würde, daß sie mir unglaublich wichtig sei, daß ich an ihrem und dem Leben ihrer Kinder unbedingt teilhaben wolle- da sagte mir eiskalt ins Gesicht, daß sie mit mir und auch mit ihrem Bruder nichts mehr anfangen konnte. Sie könne es selbst nicht begründen, aber es sei nun mal eben so.


        Ich ließ ihr ihre Zeit, aber nach 4 Monaten eiserem Schweigen und Distanz schrieb ich ihr einen ehrlichen, offenen Brief darüber wie weh mir das täte, wie sehr ich darunter leide...aber von ihr kam keine Antwort, kein Zeichen, keine Regung, nichts. Auch mit ihrem Bruder, mit dem sie und ihre Kinder im Haus ihrer Eltern zusammenwohnt (klassische Großfamilie - alle unter einem Dach) spricht sie praktisch nur noch das nötigste.


        Meine einzige Vermutung für ihr Verhalten ist, daß sie als alleinerziehende Mutter (sie hat sich von den Vätern ihrer Kinder getrennt) in ihrem Bruder eine Art Vaterersatz für ihre Kinder sah.


        An diesem eiskalten Schweigen,der Distanz und der Verachtung? Geringschätzung? Gleichgültigkeit? die sie mich spüren läßt hat sie bis dato nichts geändert. Ich wache jeden Morgen auf und denke an sie, jedesmal wenn ich sie sehe, bricht es mir das Herz, breche ich in Tränen aus, versehe ich nicht warum sie sich so verhält. Mein Freund und ich lassen uns in userer Liebe davon nicht beirren und gottseidank steht er so über den Dingen, daß er zu mir steht obwohl sein eigene Schwester gegen uns ist. Seine Eltern, Katrins Kinder und ich haben übrigens nach wie vor ein sehr herzliches Verhältnis zueinander.


        Trotzdem läßt es mich nicht kalt, trotzdem kann ich nicht einfach darauf pfeifen, trotzdem kann ich Katrin und ihr Verhalten nicht beiseite schieben...ich kann einfach nicht und leide sehr darunter.


        Weiß jemand Rat, kann mir jemand sagen was ich tun soll? Kennt jemand diese Situation? ich finde keine Antworten mehr darauf...


        Katzl73