Verantwortung
Das ist wieder dieser typische Zynismus: Die Opferrolle aufrechterhalten, weil es den eigenen Interessen dient. Die Ursachen zu diskutieren, wieso überhaupt Gewalttäter in Liebesbeziehungen geraten, obwohl diese Menschen ausschließlich Verachtung und gesellschaftliche Isolation verdient haben, ist legitim.
Meine Frage macht deutlich, dass jeder Mensch selbst Verantwortung dafür trägt, wen er in sein Leben lässt. Wenn jemand von seinem Partner geschlagen wird, dann ist das einerseits das Versagen des Gewalttäters, andererseits ebenfalls das Versagen desjenigen, der so einen Menschen überhaupt in sein Leben gelassen hat. Die Verantwortung liegt bei beiden.
Das jemand natürlich kein Interesse hat, daran erinnert zu werden, dass er selbst dafür verantwortlich ist, wen er in sein Leben, sein Haus und sogar in sein Bett lässt, dass ist natürlich klar. Entsprechend laut bellen solch getroffene Hunde: Nein, ich trage KEINE Verantwortung dafür, einen Gewalttäter das Geschenk einer Partnerschaft, Liebe und sogar Familie gegeben zu haben.
Verantwortungsbewußtsein ist das Rückrat der Zivilgesellschaft. Und diese Verantwortung, die Reife der Zivilgesellschaft, macht sich auch dadurch bemerktbar, dass Gewalttäter nicht geliebt werden, keine Kinder haben dürfen und gesellschaftlich geächtet werden.
Aber an diese Verantwortung will natürlich keine erinnert werden - besonders nicht diejenigen, die instinktiv wissen, dass sie dieser Verantwortung nicht gerecht werden würden.
Eine Gesellschaft, die Gewalttäter liebt und ihnen in Form von Familien Heimstatt und Geborgenheit gibt, ist eine verrottete Gesellschaft. Und jeder Mann und jede Frau, die diese Situation nicht präventiv verhindern will, sondern sich verweigert, macht sich schuldig.
Aber wer hat schon Interesse, sich diese Schuld bewußt zu werden. Lieber Opfer sein - das ist einfacher.