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Hallo fluesschen,
ich hab überwiegend nur deine Beiträge gelesen, damit ich auf dich eingehen kann. Will sagen, es könnte sein, dass ich Vorschläge oder Aussagen anderer wiederhole. Dennoch wollte ich mich zu Wort melden, weil ich in meiner Beziehung die andere Seite kenne.
Ich leide leider auch an Depressionen und den Folgen daraus. Darunter leidet meine Frau, sehr ähnlich wie du es hier schilderst. Ich musste erst noch mal lesen welche Familien Verhältnisse ihr habt, aber da ihr zwei und wir ein Kind haben, bist du nicht meine Frau ;) aber ich, sehe auch Unterschiede zwischen mir und deinem Mann.
Ich versuch nun recht umfassend auf deine Posts einzugehen.
Da ich selber erkrankt bin und selber die Erfahrung gemacht habe, kann ich sagen, dass eine Verhaltenstherapie ein ganzes Stück weit helfen. Es gibt Überzeugungen oder Wertevorstellungen, die sich nur schwer oder gar nicht oder nach sehr langer Zeit erst verändern lassen - wenn gewollt.
Wahrscheinlich kommt dir dein Mann manchmal so vor, als stünde er sich selber im Weg oder hätte ein Brett vor dem Kopf oder seine Logik ist für dich völlig unverständlich oder er sehe nie deine Sicht oder würde Sachverhalte nie verstehen, wie du sie verstehst.
Letztendlich geht es hier um den Perspektivwechsel, das in einen anderen hineinversetzten (auch Empathie) und andere Wertevorstellungen. Da müsste er eine sehr hohe Toleranz haben, in einem guten Moment auch mal versuchen die Perspektive zu wechseln und auf Sichtweisen mal einzugehen.
Eine Situation zwischen euch mal durch einen Fernseher betrachten, also von Außen.
Wegen der Therapie, da sollte er auf die Meinung seines Arztes vertrauen, der wird ihm eventuell ins Gewissen reden können. Frag doch mal was sein Arzt ihm geraten hat. Letztendlich muss ein depressiver Mensch, sich helfen lassen wollen.
Je nach dem wie stark die Depression ist, sind einfachsten Aufgaben wie z. B. sich anziehen oder aufstehen oder einen Arzttermin telefonisch machen, unüberwindbar. Wenn er sein Bestes gibt, kann dies tatsächlich sein, wenn er z. B. eine mittlere Depression hat, dann kommt schon ein geregelter Ablauf ins Wanken.
Er sollte rausfinden was ihm gut tut.
Dazu darfst du Ihn nicht drängen, sondern eher sagen, nimm dir doch mal Zeit für das oder das. Eventuell hat er ein Hobby, neben dem Zocken. Kreative oder schaffende Spiele oder Hobbys - oder Aktivitäten in der Natur sind da förderlich. Waldbaden oder Fischen - Es hört sich eventuell etwas lustig an, aber durch den Wald stapfen, alleine oder am Fluss oder See sitzen - da hat Mann seine Ruhe und kann die Birne mal ausschalten. Du hättest auch deine Ruhe.
Die Erkrankung ist sicherlich der beeinflussende Faktor. Er merkt ja selber, wie stark ihn die Depression an jedem einzelnen Tag ausbremst. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es manchmal "unproduktive" Tage gibt, da kann ich nicht viel machen. Meine Frau hat Minimalanforderungen aufgestellt, bspw. eine Aufgabe im Haushalt pro Tag oder wenn es gar nicht geht, zumindest auf das Kind aufpassen, mit dem Spielen oder einfach nur kuscheln.
Bequemlichkeit oder Faulheit fängt bei Männern im Haushalt früh an, eventuell könnt ihr da klare Aufgaben verteilen.
Gibt es denn noch Motivatoren in seinem Leben? Wenn ja, sollte er die auch ausüben - so wie es eben passt.
Seine Probleme, die du in einem Beitrag schilderst - erscheinen mir, dass er an einer mittleren bis schweren Depression leidet. Die Erkrankung bringt leider Antriebslosigkeit mit. - mehr Schlaf ggf. durch die Medis ok -
Die Gewichtszunahme spricht auch für eine Depression, da kann man eventuell mit mehr Ballaststoffen gegensteuern. Ihr müsst beim Essen erstmal auf nichts verzichten, nur die Mengen ändern bspw. mehr Gemüse und die Reihenfolge beim Essen ändern (ich sag nur "der Insulin Trick").
Erst Gemüse (Ballaststoffe), dann Eiweiße (die Wurst), dann die Kohlenhydrate und dann wenig Süßes - könnte ein das Gewichtsproblem schon etwas abfangen.
Seine Einstellung zur Aufgabenverteilung, Werte und Moral wird sich nur verändern, wenn er es will und leichter mit Hilfe von Außen. Wenn er keine Therapie machen will, hat er eventuell Leute um sich, denen er vertraut, die auf Ihn positiv Einfluss nehmen könnten: Eltern, Freunde? Die sollten möglichst neutral Standpunkte vermitteln.
Du brauchst auch mal eine Auszeit für dich, ein Hobby, dem du nach gehen kannst oder einfach deine Ruhe.
Hast du vor euren Kindern eine Freizeitaktivität, die du heute nicht machst und gerne wieder machen würdest?
Traust du Ihm zu, mal für 1-2-3 Stunden (in der Woche) auf die Kinder aufzupassen?
Dann bau dir doch mal einen Blocker ein :)
Ich bin persönlich auch sehr schnell an meiner Belastungsgrenze, obwohl ich nur der Papa bin und nicht wie die Mama in permanenter Alarmbereitschaft bin. Dennoch haben wir einen festen Nachmittag in der Woche, in der ich immer auf unser Kind aufpasse und meine Frau was anders machen kann.
Wegen Hygiene, Nebeneinanderher leben und Sex ... könnt ihr eure Kinder nicht auch mal an einem Nachmittag irgendwo unterkommen, sodass ihr bspw. in ein Spa oder eine Therme oder ein Hotelzimmer mit Whirlpool fahren könnt. Eventuell seid ihr euch noch nicht so fremd, dass das euch gut tut.
Eine Gedanke, der mir gleich kam ist. Warum trennt ihr euch nicht einfach räumlich (wenn das geht). In eurem Haus gäbe es wohl auch eine freie Wohnung. Ich weiß von Paaren, die haben tatsächlich zwei Wohnungen, weil zusammen leben geht nicht aber zusammen sein und lieben sehr wohl. Dann hättest du, dein schönes Reich, er seine Depri-bude und die Kinder können jederzeit zu euch.
Ich habe Verständnis für deine Situation und erkenne deine Zwickmühle, du möchtest das Beste für deine Kinder bzw. eine Familie, einen Vater, aber auch ein eigenes schönes und glückliches Leben mit deinen Kindern.
Dann möchte ich dir noch raten, dir selber Hilfe für Betroffene zu suchen. Wurde meiner Frau auch schon empfohlen, weil als Angehöriger oder Partner, darf man sich nicht mit runter reisen lassen. Hier ist meine Frau eher resilient.
Zum Abschluss möchte ich noch schreiben, eine Depression fühlt sich bspw. so an wie Liebeskummer, nur dass du den Grund nicht kennst oder der Verlust eines geliebten Menschen, obwohl die niemanden verloren hast ... und die Traurigkeit kommt einfach so, du stehst am Fenster dir scheint dir Sonne ins Gesicht und bist traurig und weinst.