Hey ihr Lieben,


ich habe ein ziemliches Problem in den letzten Monaten entwickelt, was jetzt sehr zum Vorschein kam.
Alles fing damit an, dass ich letztes Jahr einen Schwangerschaftsabbruch hatte und in den ersten Augenblicken gut davon erholt hatte. Doch dann begann es irgendwie eine Spirale aus Sinnlosigkeit und Leere in mir zu werden. Ich habe einen Lebenspartner, der sich gut um mich und meine Tochter (nicht seine leibliche Tochter) kümmert. Allerdings haben wir oft Diskussionen gehabt, dass ich mich ja so sehr verändert hätte und so kühl geworden sei als wie ganz am Anfang der Beziehung.
Die vielen Diskussionen und das ständige an meiner Persönlichkeit herumgenörgel haben mich innerlich, befürchte ich, zerbrechen lassen.
Vor 3 Wochen brach es dann völlig aus mir heraus, dass ich ihm gestanden habe, dass ich den Abbruch einfach nicht wegstecken kann und ich mich schuldig fühle. Ich kann keine Babys in meiner Nähe ertragen, noch kann ich über Schwangerschaften und Co reden. Er wusste all dies nicht und war völlig überrascht und konnte einige Reaktionen von mir dann verstehen (z.B. Nähe von ihm zulassen/Sex war auch ein Thema). Er wusste mir nur nicht zu helfen. Ich habe ihm gesagt, dass ich öfters eine absolute Leere in mir spüre. Das wenn ich mein Kind auch anschaue und sie mich umarmt, ich einfach rein gar nichts fühle. Ich bin manche Phasen sehr in mich gekehrt und denke viel über mein Leben nach. Ich denke ebenso, dass ich nutzlos bin. Ich funktioniere eigentlich nur um mein Kind am Leben zu erhalten. Ich habe keine Hobbys, keine wirklichen Freunde und will eigentlich auch meine Familie (Eltern und Co) nicht damit belasten. Die haben schon genug Sorgen. Ich habe ab und an dran gedacht, wie es wäre, wenn ich einfach die Tür hinter mir schließe und gegen ne Wand fahren würde. Es wäre für viele denke ich leichter. (Mache ich nicht, dazu habe ich zu viel Verantwortung meiner Tochter gegenüber, aber die Gedanken waren einfach da "Was wäre wenn..?")
Ich habe irgendwie keine Freude mehr am Leben und fühle, dass so ziemlich alles sinnlos ist. Eine Dunkelheit in mir ist manchmal da, dass ich einfach nicht aus dem Bett aufstehen will und nur noch verkrümelt in der Ecke sitzen will mit Stille um mich herum.
Ich weiß nicht so recht wo ich anfangen soll, mein Leben wieder lebenswerter zu machen?
Der Job spielt auch eine große Rolle. Hab ne Ausbildung gemacht und nie in meinem eigentlichen Beruf arbeiten können, sondern Hangel mich auf ner komplett anderen Ebene von Gehalt zu Gehalt im Monat. Ich hab keine finanzielle Sicherheit, weil es befristet ist und auch bleiben wird und der Job ist einfach zu trocken. Wenn jetzt jemand kommt mit "Dann bewirb dich" oder "Such dir doch was anderes".. JA da bin ich stetig dabei, leider ist das im "Osten" schwer in meiner Branche was zu finden.


Ich bin einfach mit mir selbst sehr unzufrieden. Ich kann mich selbst nicht leiden und noch weniger im Spiegel ansehen. Ich fühle mich einfach wie ein Wrack, was alles mit seinem Sog nach unten zieht, dem es zu Nahe kommt.


Habe mir zu Montag einen Termin beim Arzt geben lassen um die Probleme anzusprechen, aber weiß nicht, wie mir mein Allgemeinarzt helfen könnte.
Steckt(e) jemand mal in einer änhlichen Situation?


Danke für eure Antworten.


LG

Liebe Brinabella,
Die Symptome weissen auf das Post-Abortion-Syndrom hin. Es ist in Europa wenig thematisiert, weil die feministische Bewegung und andere Lobbys stark dagegen angehen. Der "Bauch gehört der Mutter" ist wichtiger, als die Mütter richtig zu beraten und sich diesem Umstand zu stellen:
http://www.rahel-ev.de/der-rahel-ev/informationen/koerperliche-und-seelische-folgeerscheinungen-nach-abtreibung-post-abortion-syndrom/


Zuerst einmal ich selbst habe vor über 40 Jahren abgetrieben und auch ich kämpfte mit diesen Löchern. Mein Leben war ähnlich wie Deines, rangelte mich um den Job. Nur ich habe gar keine Kinder zur Welt gebracht. Ich war etwa 18 Jahre alt, als ich schwanger wurde. Meine Mutter war in Panik und drängte mich zur Abtreibung, ich war nicht dagegen und tröstete mich, dass die Kinderseele sich schon eine andere Mutter suchen würde. Nach der Abtreibung brach ich das Gymnasium ab. (Meine Nichte, 25 Jahre späterl, wurde mit 15 schwanger, brachte das Baby zu Welt, wurde glückliche Mama - Sie hatte das Gymnasium beendet, dann Jura studiert mit Bravour abgeschossen und bereitet sich auf die Prüfung der Anwaltschaft vor). Sie machte es anders.


Ich hatte dieselben Symptome, die Du beschrieben hast - ich entwickelte eine Kälte besonders gegen Kinder, ich fasste keine Säuglinge mehr an - deshalb habe ich mich von meinem ältesten Neffen und Nichte sehr zurückgezogen. Wenn ich eine Mutter einen Kinderwagen schob, ging ich auf die andere Strassenseite und ich konnte die Heile-Welt-Mutter-und-Kind nicht ertragen. In jener Zeit begann Gott zu suchen und ich ging in eine Seelsorgesitzung. Ich machte so etwas wie eine Generalbeichte: Die erste Sünde, die ich bekannte war Mord. Zuerst empfand ich das Wort etwas krass, musste bei genauerer Prüfung der Sachlage, der Genaugigkeit des Ausdruckes Recht geben. So bat ich Gott um Vergebung für die Abtreibung (und ich hatte gute Gründe dafür, was mich eben nicht schuldlos dastehen liess; Schuldgefühle entstehen auch da, wo Schuld vorhanden ist).


Kaum hatte ich dies ausgesprochen, liefen Tränen aus meinen Augen - ohne grosse Gefühlsregung. Es war wie wenn mein Körper auf das Schuldgeständnis reagierte. Von diesem Zeitpunkt an, wusste ich, mir war vergeben. Ich war frei, konnte atmen und lebte mein Leben weiter. Aber ich konnte immer noch keine Babies ertragen. Es dauerte einige Jahre bis ich wieder an einem seelsorgerlichen Event teilnahm. Eine Frau hatte ein Bild, von einem zappelten Gegenstand in Blut. Sie teilte diesen Eindruck der Gemeinschaft mit, niemand konnte mit dem Bild etwas anfangen ausser ich, ich wusste sofort worum es sich handelte. Was ich aber nicht verstand, war: ich wusste mir war vergeben worden, warum kommt diese Thema nochmals zur Sprache? Ich ging zur Leiterin des Kurses. Sie fragte mich, ob ich jemals innere Heilung für diese Sache bekommen hätte. Ich wusste, mir war vergeben, aber dass da noch was dazu käme, wusste ich nicht. So verneinte ich. Sie betete für mich, in dem Moment wurde von meinem Herzen ein Ring gelöst, von dem ich gar nicht wusste, dass dieser dort war. Vergebung ist das eine und "inner Heilung" das andere. Diese innere Heilung hängt mit der Ganzheitlichkeit und Komplexität unseres Menschseins zusammen. Als Frauen sind wir physisch dazu geschaffen, Kinder zu gebären. Wenn wir abtreiben, dann durchtrennen wir den Lebensnerv. Mutterschaft ist gegeben, Leben zu schaffen und nicht zu zerstören. Wenn wir gegen dieses Prinzip verstossen, kommt eine Todesenergie in unser Leben, die ähnliche Symptome verursacht, wie eine Depression. Sinnlosigkeit, Lebensmüdigkeit und das Absterben von Lust und Freude sind die Resultate. Die Schuldgefühle kommen, weil wir Schuldner geworden sind, nämlich unserem Schöpfer gegenüber. Wir haben das Leben nicht gegeben und dürfen es nicht nehmen. Da aber Gott für unsere Schuld gesühnt hat - in Jesus Christus - ist das auch kein Problem. Wir müssen nur diese Tatsache akzeptieren, dass ein Schuldverhältnis besteht und als Schuldner vor Gott kommen, um die Vergebung zu empfangen. Mehr nicht. Aber es braucht dann auch noch ein Gebet, dass die Zerrissenheit der Seele wieder heil wird. Das ist der zweite Schritt der Inneren Heilung.


Für Schuld gibt es Vergebung. Für innere Verletzung gibt es Heilung. Ich würde die Symptome ernst nehmen und entsprechende Hilfe suchen wie z. B. Rahel e.V.
Ich hoffe, das hillf Dir weiter
Grace

Danke für die ausführliche Antwort. Ich werde mir auch dementsprechend Hilfe suchen, da ich so nicht weiterleben kann. Allerdings (nimm es mir bitte nicht übel), werde ich sie nicht im sogenannten "Gott" finden oder suchen. Da gibt es für mich auch andere Möglichkeiten.
Aber ich denke dir dennoch sehr für deinen Bericht! Es hilft etwas, wenn es noch anderen so ergangen ist, wie mir & sie einen Weg daraus gefunden haben.


LG