Guten Tag,
es ist schrecklich - alles dreht sich nur noch um Essen. Ich stehe morgens auf, überlege wann und ob ich frühstücke, gehe in die Küche, frühstücke gut und denke dann direkt wieder darüber nach, möglichst lange auszuhalten bis zum Mittagessen. Wenn ich dann aber doch 3 Stunden nach dem Mittagessen Hunger habe, habe ich schlechtes Gewissen - ich müsste ja 'eigentlich' noch satt sein. Dabei vergleiche ich mich mit anderen - frage ständig, wann wer heute schon gegessen hat, und wenn mir jemand um 17 Uhr sagt, er hätte bis jetzt nur um 11 gefrühstückt, vergleiche ich mich damit und werde direkt traurig.
Heute beispielsweise habe ich um 11 gefrühstückt, um 14 Uhr hatte ich wieder Hunger und habe zu Mittag gegessen, gerade habe ich meinen Eltern Geschenke für Ostern gekocht und gebacken und während dessen halt auch genascht - jetzt bin ich satt, habe keinen Hunger, und meine Gedanken drehen sich trotzdem nur darüber, was ich heute Abend um wie viel Uhr noch esse, was ich mir noch an Kalorien leisten kann - "Ich hab mich heute kaum bewegt, bin jetzt aber bestimmt schon bei 1400 Kalorien und darf heute aller höchstens noch 200 Kalorien essen.". Vorhin habe ich bei Rewe eine Orange gekauft, die 400 Kalorien gewogen hat - direkt berechne ich das in Kalorien und mache mir Gedanken darüber, dass eine Orange mehr Kalorien hatte als ich dachte.
Ich bin 168 groß, wiege 67 Kilo und müsste vielleicht ein Kilo abnehmen, um im Bikini im Sommer in mehreren Monaten gut auszusehen - sprich: Ich habe an sich keine Figurprobleme, kein Übergewicht, niemand sagt mir dass ich dick bin, trotzdem gucke ich in den Spiegel und finde nicht schön, was ich sehe.
Ich habe einen Termin bei einer Therapeutin, jedoch erst in mehreren Wochen. Jeden Tag denke ich mir "Morgen esse ich einfach intuitiv und höre mit Kalorien zählen auf!" - und dann esse ich zwischen Frühstück und Mittagessen zwei Stück Schokolade oder trinke einen extra Kaffee und ärgere mich über mich selbst. Wenn meine Mutter Kuchen mitbringt, ich eigentlich satt bin aber Lust auf etwas Süßes habe, esse ich das Stück Kuchen - um diesen Gedanken des ständigen Diätwahns irgendwie auszuweichen, denn ich weiß, dass ein Stück Kuchen mir nicht schadet - und tada: schlechtes Gewissen, beim Runden meiner Kalorien sehe ich eine höhere Zahl als ich mir "erlaube".
Ich wünsche mir so gerne wieder ein Leben, in welchem Essen nicht 24/7 ein Thema ist.