Nachdenken ist Hinterherdenken, liebe Feldi
Ja, ich will neue Menschen kennenlernen. Und wenn genug Sympathie da ist, lerne ich sie manchmal auch lieben.
Es gibt viele Arten von Liebe, eine kommt gerade in meinem Leben dazu. Vielleicht IST sie nicht rein platonisch, vielleicht mag ich auch den MANN in meinem Freund, aber was solls? Wo steht, dass ich nur EINEN Menschen lieben darf?
Ich bin meinem Mann in meinen Gefühlen und meinen Worten treu. Ich bin auch mir selbst treu. Was darüber hinausgeht, ist Sache meines Herzens, und warum soll ich meinem Herzen etwas verbieten, was ihm Freude bereitet? Wozu all die überflüssigen Grenzen und Beschränkungen? Wem würde damit geholfen, wem würde es besser gehen, wenn ich NICHT dazu stehe, was ich empfinde? Meine Gefühle sind nun einmal da, jetzt nehme ich sie auch an und spreche sie aus. Wäre ein heimliches, sehnsuchtsvolles Schmachten, ein sich-selbst-verbieten-und-verbiegen für irgendwen von Vorteil?
Wäre mein Freund eine Frau, würde dieses Konstrukt, in welchem wir uns befinden, keinen einen Pfifferling scheren. Jeder würde es als das akzeptieren was es ist: tiefe, innige Zuneigung, Freundschaft, Vertrautheit. Dass FreundINNEN sich sehr nahe sind und sich lieben können, wird allgemein angenommen, nicht wahr?
Ja, es ist ein Geschenk, und als solches nehme ich es wahr. Ein Geschenk, auf das es keinen Anspruch gibt.
Ich will mich daran freuen, solange es dauert. Ich will es schätzen, weil es kostbar für mich ist. Und ich werde es wissen, wen es an der Zeit ist, dies Geschenk loszulassen. Bis dahin koste ich es aus.
Und, liebe Feldi: WEIL es mir so viel bedeutet, fände ich es himmelschreiend undankbar, NOCH MEHR zu wollen als das, was ich unverhofft bekommen habe. Ich brauche keinen KÖRPER drumherum, um der Seele eines anderen Menschen nahe sein zu können.
Liebe hat viele Gesichter. Liebe findet viele Wege, um sich auszudrücken. Liebe ist ganz und gar unverständlich, weil nicht der Kopf liebt, sondern das Herz.
Ich danke Dir für Deinen Wunsch und freue mich auf weitere Gedanken.
LG, menschenskind