dinis_12452859Hallo Bella,
Du interpretierst sehr, sehr viel hier an der Stelle. Scheinbar habe ich es nicht geschafft, meine Argumente so auszuführen, dass Du ihnen folgen konntest. Daher versuche ich Dir nun hier mal ein wenig weiterführende Hilfestellung zu geben.
Thema "Putzen"
Bei meinem Vergleich war kaum das kleine Badezimmer zu Hause gedacht, als ich davon schrieb, die Aufgaben einer Putzfrau zu übernehmen. Ich führte die Begriffe Firma und Standort an. Auch betrachte ich eine Hausfrau nicht als Putzfrau. Als Reinigungskraft, die nicht nur privat im eigenen Badezimmer rumputzt, ist es durchaus üblich, dass diese mit entsprechenden Chemikalien direkt hantieren anstatt auf fertige Mischungen zurück zu greifen.
Man stelle sich nur mal vor, wie viele der fertigen Haushaltsmittel man bräuchte um alleine 300 Toiletten 2 mal täglich zu reinigen. Dazu käme, alleine das "Bad" betrachtet, noch alles drum rum - vom Boden bis zu den Spiegeln. Da wären wohl mehrere LKW-Ladungen pro Tag fällig, schätze ich.
Ja, ich "kann" nicht putzen. Natürlich kann ich mir Mühe geben und irgendein Ergebnis erzielen. Möglicherweise sieht das sogar besser aus als vorher - vom "Kann" ist das aber weit entfernt. Wenn ich putze ist das eher Rumgemurkse als alles andere. Nicht jeder kann halt alles. Ich sehe auch oftmals einfach gar nicht, was andere sehen.
So hat jeder halt sein eigenen Prioritäten. Dem einen ist es wichtig, dass jemand putzen kann, dem anderen sind seine Werte wichtig, dem nächsten sein Benehmen und so weiter. Ich könnte mich auch für meine Artgenossen fremdschämen, wenn ich sehe, wie unwichtig ihnen Dinge sind, die für mich eine Selbstverständlichkeit sind.
Thema "Spezialisierung"
Du behauptest, dass eine Spezialisierung nicht gut für die Produktivität wäre. Führe das doch bitte mal genauer aus. Dieser Logik kann ich nicht folgen. Mich würde es aber sehr wundern, wenn ich beispielsweise den gesamten Prozess der Industrialisierung, falsch verstanden hätte. Dummerweise hat bis zum heutigen Tag auch niemand Henry Ford mitgeteilt, dass er mit seinem Konzept der Fertigung von Automobilen am Fließband durch spezialisierte Arbeiter an entsprechenden Stationen falsch lag. Das sollte ihm doch mal einer mitteilen!
Nein, ich sehe unser "System" nicht ans unproduktiv. Wir haben mehr Möglichkeiten Dinge zu tun, weil wir uns ergänzen. Darüber hinaus können wir die Dinge, die wir tun, effizient erledigen, da sie von der Person erledigt werden, die über größere Erfahrung und Fähigkeit in dem jeweiligen Bereich verfügt.
Erfahrung senkt Fehlerwahrscheinlichkeit und erhöht Effizienz. Das ist in allen Bereichen so. Jemand, der schon 20 Regale zusammengeschraubt hat, wird beim 21sten schneller sein als bei seinem allerersten.
Erziehung / Werte
Welche Werte vermitteln wir denn? Soweit ich mich erinnern kann, war das hier noch gar nicht Thema und wurde auch nie gefragt oder hinterfragt. Das ist genau, was ich bereits schrieb. Lehrer und Umfeld nehmen Einfluss auf die Erziehung. Wenn Eltern da jedoch direkt nach der Schule Ansprechpartner für die Kinder sein können, dann wird der Einfluss zwangsläufig nicht so groß ausfallen als wenn Zeit für die Kinder nur am Wochenende überhaupt möglich wäre oder diese Interaktion durch Großeltern übernommen werden muss.
Antik / Gleichberechtigung
"Antiquiert" - nur weil etwas alt ist, ist es deshalb nicht automatisch schlecht. Ich lebe so und will auch anders nicht leben. Tatsache ist - und genau das meine ich - dass ich aufgrund dessen angegriffen werde. Ich jedoch habe nie ein bewertendes oder entwertendes Urteil gegen eine andere Lebensweise abgegeben, sondern nur die Dinge angeführt, die für mich von Vorteil in meiner Lebensweise sind. Ihr seid ein Teil der Gesellschaft und diese Anfeindungen, die hier stattfinden, sind auch in der Gesellschaft generell zu beobachten.
Genau das widerspricht aber der Gleichberechtigung. Weil die Gesellschaft beziehungsweise die gesellschaftliche Reaktion auf die Entscheidung für eine konservative Lebensführung in Anfeindung und Inflation mündet. Die Freiheit, die eigentlich herrschen müsste, sich im Rahmen der Gleichberechtigung frei für die eigene Lebensart zu entscheiden, schränken die Frauen den Frauen gegenüber ein. Denn der konservative Lebensweg ist ja verboten. Hausfrau und Mutter zu sein bedeutet, nichts zu erreichen - so der Gedanke. Dagegen muss man sich wehren, was tun. Frauen sind zu "besserem" geeignet. Ich erkenne da nur einen riesigen Komplex.
Nicht die Männer sind es, heutzutage, die der Gleichberechtigung der Frau im Weg stehen, sondern die Frauen sind es selbst.
Schade.
Sonstiges
Frauen sind nicht wie Männer. Männer sind nicht wie Frauen. Du bist nicht wie ich. Ich bin nicht wie Du. Ich bin auch nicht wie er und er ist auch nicht wie ich. Individualismus ist etwas, worauf wir sogar bestehen. Nicht umsonst möchte jeder Einzelne wahrgenommen und ernstgenommen werden.
Sobald es aber um Gruppenzugehörigkeit geht, da müssen dann auf einmal alle, die vorher Individuen waren, absolut gleich sein. Die Gruppe der Menschen - Männer und Frauen, alle gleich. Die Gruppe der Fußballfans - ob er nun Manfred oder Walter heißt - alle gleich. Die Gruppe der emanzipierten Frauen - alle gleich.
Ich weiß nicht, ob nur mir da der Widerspruch auffällt, dass das überhaupt gar nicht sein kann und nicht zusammen passt. Menschen sind Individuen, mit ihrem eigenen Erleben und ihren eigenen Vorstellungen, mit ihren eigenen Antrieben.
Nur weil eine Frau zu Hause bleiben kann und darf, bedeutet dennoch, dass sie auch das Recht zu arbeiten in Anspruch nehmen könnte. Aber nicht jedes Recht, das es gibt, muss in Anspruch genommen werden. Ich habe aber das Gefühl, dass die "emanzipierten Frauen" genau das von ihren Geschlechtsgenossinen erwarten würden. Die Tatsache, dass sich eine Frau gegen ein Berufsleben entscheidet reflektiert nicht auf die Gruppe aller Frauen. Es ist eine individuelle Entscheidung, ebenso wie das Gegenteil eine individuelle Entscheidung ist.
Ziel verfehlt? So? Welches Ziel interpretiest Du denn in meine Beiträge rein?
Ich hoffe, das war nun ausführlich genug für Dich.
Grüße
Dendrit