Hallo ihr lieben!


Ich habe ein Thema das mich seit fast einem Jahr sehr beschäftigt und ich kann mit niemandem darüber reden, weil mich jeder für verrückt halten würde ..


Im August 2016 ist meine ehemalige beste Freundin plötzlich gestorben.


Ich habe mit ihr meine Ganze Kindheit verbracht, wir waren jeden Tag zusammen, wir waren wie Zwillinge. Wir haben uns immer gleich angezogen, hatten die gleiche Frisur, wir waren von der Art genau gleich .. Sie war wirklich wie meine Schwester. Sie hatte zudem auch eine Mutter, die sich nie wirklich viel um sie geschert hat, desswegen war sie fast immer bei mir zu Hause und meine Mutter war eigentlich sowas wie ihre zweite Mutter ..


Naja, als wir von der Volksschule ins Gymnasium wechselten kamen wir in getrennte Klassen. Von da an fing alles an sich zu verändern. Sie fand neue Freunde und ich war nicht mehr so wichtig, naja, das ganz normale älter werden halt. Das Ding war aber, dass ich irgendwie immer ziemlich abhängig war von ihr. Ich habe immer zu ihr aufgeschaut und sie war das wichtigste für mich, ist doch klar, nachdem sie ewig meine Beste Freundin war. Ich musste aber von ihr irgendwie immer nur erfahren, dass ich halt mal nicht mehr so wichtig bin, nicht mehr in ihrer Liga bin .. ich weiß auch nicht wie ich sagen soll. Es ist ja auch schon einige Zeit her.
Dann gab's wieder Phasen, wo wir wieder ein herz und eine Seele waren, jeden Tag zusammen waren, alles wie früher. Aber dann hat sie mich wieder für irgendwen ausgetauscht, Intrigen gesponnen, usw. usw. .. Teilweise habe ich sie wirklich gehasst!! als wir so 12-13 waren, hatte sie ihren Freundeskreis und ich meinen, wir verstanden uns jedoch trotzdem sehr gut, aber halt nicht mehr wie früher. Aber dann fing sie an auf Partys zu gehen und zu Trinken .. Wir waren 13!! Und ich hielt von dem Ganzen einfach nichts. Noch dazu, weil sie seit sie 8 Jahre alt war Diabetes hatte, und ihr Körper Alkohol erst recht nicht verträgt. Ich wollte sie immer davon abhalten, hab ihr gesagt, wenn sie damit nicht aufhört, will ich nichts mit ihr zu tun haben. Nach Ihren Partynächten ging es ihr manchmal so schlecht mit Ihrer Krankheit, dass sie ins Krankenhaus musste. Sie machte sich kaputt, hatte die falschen Freunde .. Ich habe alles versucht, doch irgendwann habe ich aufgegeben. Ich bereue es bis heute so sehr. Ich habe einfach den Kontakt zu ihr abgebrochen.


Einige Jahre später habe ich sie mal am Bahnhof getroffen und wir sind zufällig in den gleichen Zug gestiegen. Sie fragte mich dann, ob wir reden könnten. Ich lehnte das ab. Ebenfalls etwas, was ich bis heute bereue.


Mit der Zeit stürtzte sie immer mehr und mehr ab. Sie fing an zu Kiffen, irgendwann auch härtere Drogen zu nehmen. Und eigentlich wusste ich es, und eigentlich hätte ich wissen müssen, dass sie gerade durch ihre Krankheit, daran sterben wird.


am 16. Auust 2016 erfuhr ich dann diese schlimme Nachricht. Sie ist tot, im Alter von 17 Jahren. Sie hat nicht mal ihren 18. Geburtstag erlebt. Ich kann es bis heute nicht glauben. Ich schäme mich so sehr, dass ich sie damals im Stich gelassen habe. Ich frage mich jeden Tag ob ich es verhindern hätte können. Ich bin mir sicher es wäre nicht so weit gekommmen wenn ich sie da raus geholt und nicht im Stich gelassen hätte. Ich habe mich so sehr geschämt, dass ich nicht mal auf das Begräbnis gehen wollte, weil ich mir dachte, dass sich jeder denken würde, was zur Hölle ich hier zu suchen habe.


Es war dann jedoch so, dass sich eine ihrer zum Schluss engsten Freundinnen bei mir meldete, dass ich kommen soll, dass sich auch ihre Mutter freuen würde. Das Begräbnis war so schlimm. Ich habe so sehr geweint. Vorallem, weil ich in dem Lebenslauf, den sie Vorgetragen haben, eine große Rolle spielte.


Ich hätte mir ehrlich nicht mehr gedacht, dass ich für sie oder für irgendjemanden noch eine Große Rolle in Ihrem Leben darstelle. Aber es war doch so. Und umso größer ist mein schlechtes Gewissen, dass ich unsere Freundschaft so einfach sausen hab lassen. Jeden Tag schäme ich mich. Jeden Tag denke ich an sie.


Ich habe ab und zu Kontakt mit ihrer Mutter, der es auch sehr schlecht geht. Diese ist auch sehr lieb zu mir und gibt mir eigentlich auch das Gefühl, dass meine ehemalige Beste Freundin mich doch noch sehr mochte, obwohl ich sie im Stich gelassen habe .. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass sie mich hasst. Ich habe oft schon so Angst, dass sie sich an mir rächen wird. Ich weiß nicht wie ich mit dem Ganzen umgehen soll. Ich habe so große Schuldgefühle.


Ich weiß eigentlich nicht, ob mir hier irgendjemand Helfen kann aber vielleicht gibt es jemand, der auch schon mal sowas erlebt hat .. und ansonsten tut es schon gut einfach mal alles von der Seele zu schreiben.

Das ist wirklich traurig zu lesen.
Du warst/bist selbst jung und du kannst nicht perfekt handeln, weil du damals nicht in die Zukunft gucken konntest. Sie war dir im Herzen sehr wichtig und ich denke das wusste sie immer. Aber die Wege gehen deswegen trotzdem auseinander. Es gibt keine Garantie, dass du sie hättest retten können bzw ist das eher unwahrscheinlich. Nicht du hast sie aufgegeben, sie selbst hat es getan. Sie war eine eigenständige Person, die für sich die falschen Entscheidungen traf. Das hättest du nicht in allem verhindern können.
Du brauchst Zeit! Wie die Angehörigen nach dem Tod oft psychologische Betreuung brauchen, kann dir diese vielleicht auch helfen!
MiT der Zeit wird es besser werden. Sie bleibt immer in deinem Herzen. Mach dir keine Vorwürfe. Sie würde wollen, dass du glücklich wirst!