Ich denke, dass man da differenzieren muss.
Hier herrscht schon wieder der O-Ton "Na wenn Mutti zu müde ist, dann gibt sie dem Kind Tropfen. Ich kann ja verstehen, dass Schlafmangel Folter ist, aber da musste jeder durch.". Auch der Artikel ist sehr einseitig geschrieben, denn es wird ausgesagt "Wenn Mutti 8 Stunden Schlaf braucht, dann muss aber nicht das Kind Schlaf benötigen.".
Es ist jedem bewusst, dass sich der Schlaf als Eltern verändert und es ist auch jedem klar, dass das Schlafbedürfnis der Kinder total unterschiedlich ist, aber hat sich vielleicht mal jemand Gedanken gemacht, dass es nicht nur um Muttis Schlafmangel geht?
Mein Sohn hat 2,5 !Jahre unter Schlafmangel gelitten. Das fing schon bei der Geburt an. Er hatte Probleme mit dem Start. Er war so müde, dass er sofort beim stillen eingeschlafen ist...hatte aber so ein Hunger, dass er sofort wieder aufgewacht ist...ein Teufelskreis. Der Tag- und Nachtschlaf war dementsprechend bescheiden bei ihm. Das hatte sich dann nach einem einem Jahr reguliert und seine Schlafprobleme waren noch da, aber zumindest hatte er 2 Stunden am Stück geschlafen. Er lag dann eben nur 4-5 Stunden wach eh er wieder schlafen konnte. Nachts hat er maximal 5 Stunden geschlafen und am Tag eine Stunde. Das Schlafbedürfnis von einem einjährigen sollte man kennen. Ja, das sind Durchschnittswerte, aber mehr Abweichungen als 2-3 Stunden sollte es nicht geben und erst recht nicht, wenn Folgen auftreten. Damit meine ich Folgen beim Kind und nicht bei der Mutter!
Das ging 2 Jahre so bei uns. Mein Sohn war sehr blass, hatte dunkle Augenringe, seine Konzentration war stellenweise minimal, er war immer wieder schlecht drauf und grob. Er kam einfach nicht zur Ruhe, weil es ein Teufelskreis war.
Ständig war ich mit ihm beim Arzt...bei Spezialisten...im Schlaflabor. Ich habe Schlaftagebücher geführt, Rituale streng befolgt, alles versucht, dass dieses Kind länger als 5 Stunden schläft. Er wurde organisch untersucht, aber es wurde nichts gefunden. Selbst die Fachleute aus dem Labor meinten nach einem halben Jahr "Es ist die Gewohnheit."...die innere Uhr ist gestört. Der Teufelskreis ab der Geburt hat sich zur Gewohnheit entwickelt.
Da alle Versuche über ein Jahr (wir waren insgesamt 2 Jahre in Behandlung!) nicht gefruchtet haben und Schlafmangel bei Kindern böse Folgen von Entwicklungsstörungen, Konzentrationsschwäche, Stoffwechselstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht etc. führen kann und man ihm den Schlafmangel angesehen und angemerkt hatte, wurde zu anderen Mitteln gegriffen.
Wir bekamen vom Facharzt Globuli verschrieben. Die hat er nachts in seiner Wachphase bekommen. Da ich meinem Sohn nichts gebe was ich nicht selbst probiert habe, habe ich die Globuli selbst getestet.
Die Nachtruhe hat sich kontinuierlich gesteigert...seine Schlafphasen haben sich immer mehr ausgedehnt. So wurde er tagsüber entspannter...hat sogar besser am Tag geschlafen. Er sah wieder gesünder aus, war ausgeglichen, hat besser gegessen, hatte mehr Spaß beim Spielen. 3 Monate gab es die Globuli phasenweise als Kur. Danach hat er 9 Stunden durchgeschlafen und seitdem hält sich das so....da war er dann knapp 3 Jahre alt. Heute ist er 6.
Es geht nicht immer nur um Muttis Schlafmangel und man kann auch nicht alles nur mit "Jedes Kind hat einen anderen Bedarf." abtun. Damit macht man es sich zu einfach. Genauso wie man es sich zu einfach macht, wenn man plötzlich "Zaubertropfen" verabreicht. Den Weg zum Facharzt inklusive Schlafprotokoll und die Versuche den Teufelskreis auf natürlichem Weg zu brechen, sollten schon da sein. Sonst macht man es sich zu einfach.
Hätte ich diesen Thread hier vor 4 Jahren gelesen, dann hätte ich wahrscheinlich jedem User, der hier schreibt "Och...ist Mutti müde? Hier geht es nicht um dich! Da mussten wir alle durch. Sollte jedem bewusst sein, wenn man ein Kind bekommt." (so fast man in diesem Zustand die neutralsten Beiträge auf, die Aussagen, dass man nur Geduld haben muss) ins Gesicht spucken können. Sowas durfte ich damals hier häufiger lesen, wenn es mal hieß "Ich (Mutti) bin müde.". Es hat sich aber nie einer gefragt (und das scheint in dem Thread hier ähnlich zu sein) wie es den Kindern damit geht. Dass aber jedes 3. Kind an Schlafstörungen leidet und es nicht das normale abweichende Schlafbedürfnis ist, das scheint kaum einer zu hinterfragen.
Es ist alles wieder nur schwarz oder weiß. Entweder akzeptiert man das "abweichende" Schlafbedürfnis des Kindes und ist der Held, weil Mutti das so toll macht oder man pumpt das Kind aus Egoismus mit Tropfen voll, weil Mutti schlafen möchte.
Nein, da bin ich gerne grau und sage, dass ich den gesamten Weg nicht bereue und kein schlechtes Gewissen habe, denn mein Sohn ist gesund. Er sieht gesund aus und kann sein Leben uneingeschränkt leben...was mit Schlafmangel nicht möglich war.
Liebste Grüße