Ich weiß momentan nicht mehr weiter:
Mein Mann und ich sind seit 11 Jahren zusammen, seit 8J verheiratet, haben drei gemeinsame Kinder (7, knapp 5 und der Jüngste 3 Monate) und ein Haus gebaut. Ich bin aktuell in Elternzeit, mein Mann freischaffender Künstler. Als unsere ersten beiden Kinder klein waren, hatten wir versucht, daß ich Teilzeit arbeite, aber mein Mann hatte häufig monatelang keine Aufträge, so daß ich 2014 eine Vollzeitstelle anfing, um die Kosten zu decken. Und damit fing der Stress an: ich war von 07:00-18:00 weg, häufig auch an den Wochenenden, meine Kinder litten hierunter und ich auch. Obwohl die Kinder von 08:00-14:00 im Kindergarten waren, empfand mein Mann es permanent als zu wenig Zeit, um selber die wenigen Aufträge erledigen zu können, die er hatte und den Haushalt halbwegs zu schaffen. Oft kam ich abends nach Hause, das Geschirr vom Vortag stapelte sich, Wäscheberge lagen herum und die Kinder hatten Hunger. Mein Mann verzog sich dann ins Schlafzimmer, ich mußte übernehmen und konnte erst mich selber ausruhen, nachdem die Kinder im Bett waren. Insgesamt litt mein Mann auch furchtbar unter seiner Rolle als Hausmann, obwohl ich ihm immer wieder sagte, daß ich die Rolle des zuhausebleibenden eine extrem schwere und verantwortungsvolle Aufgabe finde, die meinen vollsten Respekt hat.
Vor einem Jahr wurde ich dann (ungeplant) schwanger und gleich zu Beginn sagte ich meinem Mann, daß er meine Elternzeit als Chance für sich nutzen soll, mindestens einen 450,- Job anzufangen, da wir mit dem Elterngeld allein niemals über die Runden kommen würden. Außerdem könne er dann seine Freiberuflichkeit so wieder aufbauen, daß ich nach der Elternzeit nicht wieder Vollzeit arbeiten muß.
Seit August bin ich nun zuhause, aber bislang ist nichts passiert. Die Sommermonate hatte er keine Aufträge, er saß nur zuhause herum. Zeitungsannoncen, in denen 450,-Jobs angeboten wurden, ignorierte er, obwohl ich ihm mehrere zeigte, die seinem Wunsch entsprechen konnten. Mittlerweile hat er wieder ein paar Aufträge, aber sein Tagesablauf sieht so aus, daß er irgendwann gegen 10uhr anfängt zu arbeiten, dann mittags wieder eine Pause von 2-3h und dann erneut 2-3h arbeiten, teilweise fehlt ihm dann aber irgendein Material und er fährt das dann einkaufen und dann war es das für den Tag. Und falls er dann doch mal ein paar Tage konzentrierter gearbeitet hat, benötigt er mindestens 3-4 Tage Erholung, bevor er den nächsten Auftrag beginnen kann. Mich nervt diese Arbeitseinstellung kollossal, da ich gewohnt bin, meine Zeit so konzentriert und strukturiert wie möglich zu nutzen.
Dazu kommen gesundheitliche Probleme bei ihm – er hat seit einiger Zeit Bluthochdruck, weshalb er oft Kopfschmerzen hat. Dieser wird jetzt endlich behandelt, trotzdem ist er permanent müde. Er selber sagt auch, daß er immer erschöpft, ausgelaugt und müde ist, antriebslos und für sich selber keine Zukunft mehr sieht außer seine Rolle als Vater. Ich habe ihm schon mehrfach gesagt, daß das alles stark nach Depression klingt und er bitte Hilfe annehmen soll – er lehnt das aber komplett ab. Ich habe ihm vorgeschlagen, ein regelmäßiges Hobby zu beginnen – abgelehnt. Sich mit alten Freunden zu treffen – abgelehnt. Ich bin fest davon überzeugt, daß eine regelmäßige Arbeit ihm sehr helfen würde, sein Selbstwertgefühl zu bessern – aber ich kann mich nicht für ihn irgendwo bewerben.
Er hat permanent schlechte Laune, kritisiert mich in allem was ich tue oder nicht tue (bin zu nachgiebig mit den Kindern, putze nicht genug, räume nicht auf usw), letztens warf er mir vor, ihn nur als Samenspender mißbraucht zu haben... meine Argumente läßt er alle nicht gelten und schließt sich lieber im Schlafzimmer ein.
Die schlechte Stimmung zuhause läßt auch die Kinder leiden – ich merke, daß die beiden Mädels sich häufiger streiten, die Große ist ausgesprochen zickig un die Mittlere macht konsequent immer das Gegenteil von dem,was man sagt.
Ähnliche Situationen wie aktuell hatten wir bereits 1-2 Mal in der Vergangenheit und ich habe immer versucht durchzuhalten, darauf zu vertrauen, daß es schon irgendwann besser wird... daß ich meinen Kindern nicht den Vater nehmen will und auch aus Mitleid mit meinem Mann, da ich nicht will, daß er nach einer möglichen Trennung komplett abstürzt. Bisher ging es wirklich irgendwann wieder besser, aber ich bin selber einfach an einem Punkt, daß ich einfach keine Kraft mehr habe, um für alle anderen stark zu sein. Das permanente Schlechtmachen raubt mir auch mein Selbstwertgefühl, ich kann mir einfach nicht mehr vorstellen, mit meinem Mann noch 20-30 Jahre zusammenzuleben. Ich frage mich dann oft was meine Kinder dann wohl denken, vllt nicht jetzt aber in 4-5 Jahren, da sich ja die grundsätzliche Situation bei uns nicht ändern wird....
Ich merke, daß ich mich mittlerweile für meinen Mann schäme, wenn die anderen Männer nach einer 40-50h Woche am Wochenende im Haushalt oder im Garten helfen, wenn die anderen Frauen sich darüber beschweren, daß ihre Männer neben ihrem Vollzeitjob am Wochenende noch freiberuflich einen Nebenjob haben ( ok, das ist das andere Extrem) – und mein Mann den ganzen Nachmittag verschläft. Die Kinder machen manchmal ja shcon Witze darüber, wenn wir nachmittags draußen waren, ob ihr Papa jetzt schläft oder wach ist, wenn wir nach Hause kommen.
Den ganzen Tag habe ich im Hinterkopf, ob mein Mann jetzt wieder meckern wird, da ich vllt das Sofa nicht aufgeräumt habe oder weil die Kinder ihr spielzeug haben herumliegen lassen. Dadurch bin ich selber sehr schnell gereizt und oft ungerecht zu den Kindern, was mir selber immer leid tut.
Vllt wäre eine Trennung auf Zeit gut – mich hält halt davon ab, daß ich weder meinen Kindern noch meinem Mann eine Trennung zumuten will, außerdem wüßte ich auch nicht, wie ich das finanziell alles schaffen soll... andererseits will ich auch nicht mich selber und meine Bedürfnisse vollständig aufgeben müssen.
Ich habe mal eine Online Beratung von Profamilia angeschrieben - die Dame meinte, ich könne meinen Mann nicht ändern und müsse versuchen, mir selber ein dickeres Fell anzulegen, bzw eine Therapie für mein Selbstwertgefühl machen.....