Liebes Forum
Vorneweg: Ich möchte mein Verhalten nicht rechtfertigen oder entschuldigen. Ich möchte nur ein paar Gedanken loswerden und eure Meinung dazu hören.
Zur Geschichte. Ich habe vor 3 Monaten meinen Job in derselben Firma gewechselt. Von da an entwickelte sich etwas zwischen meinem vorherigen Vorgesetzten und mir. Wir haben einfach ein paar Mal zusammen gegessen und über den internen Chat geschrieben. Und irgendwann kam raus, dass wir uns beide attraktiv finden. Weder er noch ich waren / sind verliebt.
Ich war immer offen zu meine Freund und habe ihm irgendwann davon erzählt und vorsichtig gefragt, was er von einer offenen Beziehung hielte. Er hat weder ja noch nein gesagt, er müsse darüber nachdenken. Ich habe das Thema noch ein oder zweimal angeschnitten, doch ich habe gemerkt, er will nicht. So habe ich es sein lassen und weiterhin sporadisch mit meinem Vorgesetzten geschrieben. Nie haben wir uns ausserhalb der Firma gesehen, noch nicht mal geschrieben.
Bis zum letzen Freitag. Wir sind zusammen zum Bahnhof gefahren und haben noch etwas geredet. Dann ging jeder zu seinem Zug. Noch während der Heimfahrt meinte er, er würde später zu mir kommen... ich antwortete nein, tu das bitte nicht. Er blieb so hartnäckig bis ich irgendwann stillschweigend eingewilligt habe. Ich wollte es ja auch. Also kam er zu mir und ist am nächsten Morgen wieder gegangen. Am Abend ging ich wie gewöhnlich zu meinem Freund. Ich muss wohl anders gewesen sein als sonst, denn ich glaube er ist nicht der Typ, der mein Handy öfters kontrolliert hat. Ich habe keinen Code. Auch habe ich den Chat mit dem Vorgesetzten nicht gelöscht. Er hat es gesehen und am nächsten Tag angerufen und mich darauf angesprochen. Ich habe es sofort zugegeben und er hat die Beziehung beendet.
Ich weiss, dass es ein riesiger Fehler war und ich muss dafür gerade stehen. Doch frage ich mich manchmal auch, warum sexuelle Treue oft als Liebesbeweis angesehen wird oder umgekehrt, Untreue mit mangelnder Liebe gleichgesetzt wird. Gibt es da nicht noch viel mehr und meiner Meinung nach auch wichtigere Indikatoren? Das wir es immer gut miteinander haben. Dass ich immer für ihn da bin, ihn mit seinen Marotten akzeptiere. Dass ich mich sehr auf ihn einlasse. Kurz, wir im Grossen und Ganzen eine super Beziehung hatten. (klar, perfekt ist es nie). Er hat mir nie Grund gegeben, fremdzugehen, der Sex war auch gut und häufig. Und doch habe ich es getan.
Eine Frage, die ich mir immer und immer wieder stelle, sind wir Menschen wirklich so monogam? Oder bin nur ich es nicht? Ich möchte gerne einen Partner an meiner Seite, doch die Vorstellung, nie wieder Sex mit jemand anderem zu haben, finde ich schon beängstigend. Bin ich seltsam oder sehen das in Wahrheit viel mehr Menschen so und geben es nicht zu?
Ich frage mich wie es wäre, wenn wir Sex eine nicht so grosse Bedeutung beimessen würden, wie unsere Gesellschaft es tut. Wenn wir alle freier mit diesem Thema und unseren Wünschen umgehen würden. Wäre dies nicht befreiend?
Nun kann ich keine gesellschaftlichen Konventionen ändern, besonders nicht von heute auf morgen. Und dass eine offene Beziehung auch viele Probleme mit sich bringt, ist mir klar. Doch die Statistiken zeigen ja auch, wie oft monogame Beziehungen scheitern.
Was sind eure Gedanken dazu?