Hallo Mädels,
ich mag mal eure Meinung hören.
Ich bin ja jetzt seit über 6 Jahren hier unterwegs und einige der alten Hasen wissen wahrscheinlich noch, dass ich nie das liebevollste Verhältnis zu meiner Mutter hatte, weil sie krank ist.
In meiner Kindheit hatte sich ja alles um ihre psychische Erkrankung gedreht. Meine Kindheit bestand daraus sie von ihren Selbstmordversuchen abzuhalten, mit ihr ihre Angstzustände und ihre Schizo. durchzustehen.
Bis ich 22 war habe ich mich um sie gekümmert. Ab meinem 20 Lj. wurde sie langsam stabiler und ihr Charakter kam immer mehr zum Vorschein (Lügen, Hetze etc.). Dann wurde ich selbst Mutter und ich wollte mich von ihr lösen, weil ich gemerkt habe, dass Mutterliebe auch anders geht.
Wir hatten 5 Jahre keinen Kontakt und es ging mir sehr gut damit. Letzten Sommer kam es wieder zum Kontakt...sie war da bereits 2 Jahre stabil. Es lief ganz gut, ihr Charakter machte bisschen Probleme, aber darüber konnte ich stehen.
Seit 3 Wochen ist sie wieder labil. Ganz plötzlich durch ein Trauma. Am Dienstag kam der Höhepunkt und sie wollte sich umbringen. Sie konnte gerade noch die Reissleine ziehen und hat gemerkt, dass sie in die Klinik will. Sie selbst ist aber nicht in der Lage sich zu kümmern.
Problem ist auch, dass sie in einem anderen Einzugsgebiet lebt als vor ein paar Jahren und sie somit nicht in die gewohnte Klinik konnte.
Die Klinik in die sie soll, in der war sie schon als Jugendliche und das würde ihr Trauma (was aus der Kindheit stammt) negativ beeinflussen.
Also habe ich mich ans Telefon gehangen und mit ihrem Psychiater und ihrer Psychologin gesprochen und mit der Klinik diskutiert.
Naja Ergebnis ist: nächste Woche Freitag kann sie auf Station.
Für psychisch kranke Menschen ist das eine Ewigkeit. Habe es jetzt so geregelt, dass sie auch erstmal in der Geschlossenen einen Platz bekommt, wenn sie in die Notfallaufnahme geht.
Will sie eigentlich nicht, weil es die Geschlossene ist und sie will noch das Wochenende abwarten. Mehr kann ich nicht machen...
Mich nimmt das mit. Mich nimmt das richtig mit. Meine Geschwister haben die Einstellung "Soll sie doch sterben.". Ich kann das nicht...so bin ich nicht. Das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Ich würde mir einen Vorwurf machen, wenn etwas passiert und ich nichts versucht habe. Das nimmt zwar keinen Einfluss auf ihre endgültige Entscheidung, aber ich habe zumindest alles gemacht um ihr zu helfen.
Mich nehmen die letzten Tage emotional mit. Ich versuche es mir nicht anmerken zu lassen, aber mein Mann kennt mich und er versteht es nicht, dass es mich so mitnimmt. Er kennt nur Brocken aus meiner Kindheit und das reicht ihm schon. Er kann es nicht nachvollziehen, dass es für mich trotzdem noch meine Mutter ist, ich mich so kümmere und es mich trifft. Aus Selbstschutz soll ich es doch lassen, aber ich kann das einfach nicht.
Ich will ihr ja gar nicht Händchen halten. Ich will mich nur kümmern, dass sie in die richtige Klinik kann und danach ihre Kur macht. Ein paar Pflichtbesuche ja, aber keinen intensiven Kontakt mehr.
Ist es wirklich so falsch was ich mache? Ist meine "sie ist trotzdem meine Mutter"-Einstellung so falsch? Ist es so falsch, dass es mich mitnimmt? Mal davon abgesehen, dass ich jedem Menschen helfen würde in so einer Situation. Ich gehe doch nicht an jemandem vorbei, der sich umbringen will...selbst wenn es da mal einschlägige Differenzen gab.
Versteht mich einer oder will mir jemand den Kopf waschen?
Grüsse von Carpe