Unsere Erfahrung
Wir waren auch Pflegeeltern. Wir haben uns sehr gefreut, als die kleine zu uns kam. Pflegeeltern zu werden war für uns kein Problem. Gehaltsnachweis, Gesundheitszeugnis, erweitertes Führungszeugnis, Wochenendseminar.. Die Nächte waren unruhig, besonders am Anfang. Im laufe der Monate baute sich eine gute Beziehung auf. Die Kleine lernte laufen, kurzum es hat richtig Spaß gemacht. Doch es kam wie es kommen musste ... die leibliche Mutter wollte ihre Tochter zurück, ein halbes Jahr war seither vergangen. Wir hatten uns von Beginn an vorgenommen, keine juristischen Schritte beschreiten zu wollen. Es brach uns das Herz, denn einerseits kümmerte sich keiner um das Wohl des Kindes und andererseits wurden Auflagen der Mutter, aus denen wir einen dauerhaften Verbleib ableiteten ins Gegenteil gekehrt. Die Rückführungsphase lief mehrere Wochen, wir passten uns der Situation, so gut es ging. So schnell wie die Kleine einzog, so schnell zog sie aus.
Es war unbedingt eine tolle Zeit und Erfahrung. Ein Pflegekind zu haben kostet Energie, Zeit, Geld und bringt keinen Dank. Das Gesamtsystem ist Hinterfragenswert und der übliche Pflegeelternansatz, dass man dem Kind eine bessere Zukunft geben kann, zählt am Ende nichts. Was uns ausgefallen ist, dass im Zeitraum in dem wir uns als Pflegeeltern beworben haben, man regelrecht um uns buhlte. Ob wir es wieder tun würden? Nun, wir schwanken. Einerseits können die Kinder nichts dafür, was ihnen ihre Eltern angetan haben und wir können einen Beitrag leisten, dem Kind einen guten Start ins Leben zu geben. Andererseits ist die Erfahrung so schmerzhaft gewesen, dass sich die Frage stellt, warum sollten wir das tun? Ich denke, bei der Entscheidung, Pflegeeltern zu werden muss man sich bewußt sein, Erziehungsdienstleister zu sein. Nicht mehr und auch nicht weniger. Es ist tägliche Spagat, das Kind zu lieben und doch zu wissen, schon morgen könnte es zurückgehen. In diesem Sinne wünsche ich Euch eine gute Entscheidung.