Ich kreise schon seit Beginn um diesen Thread....
....mein Vater starb, ohne das wir vorher Kontakt hatten 2009 im Krankenhaus an Krebs, schwer alkoholabhängig. Dein Thread hat mich aufgewühlt.
So wie bei dir hatte ein Großteil unserer Familie keinen Kontakt mehr zu ihm die Jahre vorher. Meine Geschichte ist noch nicht mal so schlimm wie deine....
Mein Vater war eigentlich eine gute Seele. Der Alkohol hat ihn verändert, ihn zerstört. Meine Eltern trennten sich 1999, er zog nach Süddeutschland an die Schweizer Grenze. Meine Mutter hoch verschuldet, er hatte vorher alle Post versteckt, meine Mama war ein naives Schaf, hat nicht gemerkt das die gemeinsamen Kredite, das Auto, die Einbauküche längst nicht bezahlt waren...due Miete war monatelang überfällig, da wir langjährige Mieter waren war die Gesellschaft monatelang kulant, aber als mein Vater ging standen wir unmittelbar vor der Zwangsräumung ... Mama hat nie aufs gemeinsame Konto geschaut. Er hat mich später während der Ausbildung finanziell ans Ende gebracht, dazu gehörte damals ja nicht viel, ich hatte keine Reserven, da ich bis ich auszog jeden zuverdienst meiner Mama gab. Sparkonten Hatten meine Eltern nie gemacht für uns. Ich habe einen Handyvertrag für ihn abgeschlossen, er hat das handy bekommen und nie zuverlässig gezahlt. Es wurde dann immer schlimmer, er hat nur noch gelogen. Er hat meine Schwester und mich zu Besuch kommen lassen und den Flug nicht bezahlt. Auf dem Rückweg fuhren wir alleine zum Flughafen, über die Grenze in die Schweiz. Dort erst erfuhren wir das der Flug nicht bezahlt war, und durften nicht fliegen. Er war nicht erreichbar. Mein Konto war leer, mein Cousin löste uns aus mit seiner Kreditkarte. Danach brachen wir den Kontakt ab, ich konnte es nicht mehr ertragen. Ich stand in der Schufa wegen des Telefons, und musste zusätzlich dazu noch den Flug bezahlen. Er zog um, meldete sich aber nicht an, ich atte jahrelang dadurch Probleme mit dem BAföG. Es sind noch weitere Dinge passiert, er rief mich an, sei in Spanien in einem Hotelzimmer und werde sich erschießen, wir telefonierten die ganze Nacht....im Nachhinein stellte sich heraus das er nie dort war... meine Schwester und ich wir konnten irgendwann nicht mehr...
Als wir erfuhren das er im Sterben liegt, war ich so verschuldet das ich den Flug zu ihm nicht hätte bezahlen können, meine Schwester sowieso nicht... sie ist ja jünger als ich.... wohnte damals noch zuhause. Ich war so wütend, ich wollte ihn nicht Sehen, ich konnte emotional weder vor noch zurück....ihr gibg es genauso obwohl ich glaube das die ihre Entscheidung von meiner abhängig machte. Wir reden bis heute kaum darüber obwohl wir uns sehr nahe stehen .
Aus heutiger Sicht wäre ich zu ihm gefahren, da ich nun als ältere Erwachsene weiß , das er sehr verzweifelt war. Er hat nie wieder Fuß gefasst nachdem er uns, seine Familie verloren hatte. ich habe meinen Frieden damit gemacht - ich war damals einfach so sehr wütend, und verzweifelt....aber ich bereue es, nicht bei ihm gewesen zu sein.
Was mich von dir unterscheidet, ich habe bis ich etwa 16 Jahre alt war, nur gute Erinnerungen an meinen Vater. Er hat uns geliebt, war ein guter Vater. die Sucht hat ihn ruiniert. Daraus resultierend Stelle ich mir heute viele "was wäre wenn" Fragen. "Was wäre, wenn meine Mama ihn nicht sofort verlassen hätte, sondern ihn aufgefangen?" "Was wäre wenn ich schon reifer gewesen wäre und ihn hätte auffangen können?" "Was wäre wenn er seine Enkel, meine Söhne und den Meiner Schwester, hätte kennenlernen können? Hätte ihm das die Kraft gegeben?"
Ich hadere auch mit dem Verhalten Meiner Mama, die vor seiner Veränderung die Augen verschloss, und als es zu spät war einen radikalen Schnitt machte. Es war ein leichtes ihn zum Schuldigen zu machen, aber auch sie konnte nie mit Geld umgehen.... besonders bitter ist, sie ist seit Jahren neu liiert. Mein "Stiefvater" ist alkoholabhängig - es fällt mir schwer zu akzeptieren das sie bei ihm bleibt....
Warum ich das alles schreibe weiß ich auch nicht... vielleicht um die zu zeigen das es eben alltäglicher ist aks du denkst, das es Kinder gibt die mit Ihren Eltern brechen, weil man sich selbst schützt.
Da ich auch viele gute Erinnerungen an meinen Vater hatte, muss ich zugeben, ja ich bereue es, die letzte Chance verpasst zu haben. Oft schaue ich meine Söhne an, und denke darüber nach wie traurig es ist das er sie nicht kennt.
Mein jüngerer Sohn heißt mit zweitem Namen wie er, vielleicht als eine Art Versöhnung.
Da du aber keinerlei unbeschwerte Erinnerungen an deinen Vater hast, weiß ich nicht ob du einen Grund hättest, es zu bereuen wenn du keinen Kontakt suchst. Die Gefahr ist groß, das es Wunden aufreißt die du mühsam verschlossen hast.