Ich bin eine mutter, die viel redet
und mein Sohn ist auch ein Kind, das viel mit sich reden lässt und das auch braucht, aber das zieht nicht immer. Wenn bei ihm der Bock kommt, dann lässt sich der auch nicht wegreden. Da kann ich mich 20x hinhocken und versuchen in einem vernünftigen Ton zu diskutieren. Das interessiert ihn in dem Moment nicht einen Milimeter. Der Bock ist da und will mit dem Kopf durch die Wand. Wenn er in dieser Situation seinen vorgegebenen Rahmen überspannt, dann werde ich auch laut. In letzter Zeit kommt es häufiger vor, dass er seinen Rahmen überspannt und Grenzen austestet und da lasse ich mir von meinem Kind nicht die Butter vom Brot nehmen...ganz ohne Gewalt. Aber ja, ich werde laut, wenn er es auch beim 5. Mal nicht im ruhigen Ton versteht und es weiter auf die Spitze treibt.
Er bewegt sich in einem lockeren Rahmen, hat viele Freiheiten, aber die Grenzen, die er hat, die muss er einhalten und wenn er in dem Moment nicht ein Stück kompromissbereit ist, dann hat er zu "spuren" und das setze ich mit meiner Stimme durch. Ich setze sehr viel Wert auf Kompromisse, die friedlich gefunden werden, aber wenn er komplett dagegen steuert, dann ist bei mir auch der Ofen aus und ich zeige meinem Kind klar und deutlich, dass ich sauer und traurig bin. Ich bringe meinem Sohn bei, dass er empathisch ist und da darf er auch erfahren, dass ich ein Mensch mit Gefühlen bin und keine Maschine. Ein Mensch, der traurig und wütend werden kann und das auch sein darf.
Für mich macht das keinen Sinn, wenn mein Sohn mich nur lachend sieht. Wenn ich würend bin, dann bin ich wütend und das darf ich auch sein und muss den Raum nicht verlassen. Er hat auch das Recht wütend zu sein und auch dabei laut zu werden und seiner Wut Luft machen. Das erkläre ich ihm immer wieder, dass er das nicht unterdrücken muss und mir zeigen darf, dass er wütend ist. Laut sein darf er, aber nicht schreien...das mache ich auch nicht.
Mir ist es wichtig, dass mein Kind ein reales Bild von mir hat. Ich bin seine Mutter...seine persönliche Heldin, aber ich stecke auch voller Emotionen und muss das vor meinem Kind nicht verstecken, weil das einfach nicht die Realität ist.
So erziehe ich meinen Sohn zu einem empathischen Kind.
Klapsen etc. gab es in den knapp 6 Jahren bei uns nicht und wird es auch nicht geben, aber ich zeige meinem Kind meine persönlichen Grenzen auf, denn die zeigt er mir auch und ich muss es akzeptieren.
Es gibt einfach Situationen, wo keine Diskussion und kein Kompromiss mehr zieht und wo dafür auch kein Spielraum ist.
Meine Aufgabe als Mutter ist es, dass ich mein Kind leite. Er hat sein Mitspracherecht und seine Freiheiten, aber trotzdem bin ich die erwachsene Person, die mehr Erfahrung besitzt und ihr Kind damit beschützt und aufzieht. Das hat nichts mit Macht zutun.
Deswegen finde ich das Argument mit dem Partner etwas merkwürdig. Mein Mann ist 10 Jahre älter als ich und hat die gute Kinderstube bereits durchlebt. Ihn muss ich nicht leiten, weil er erwachsen ist und Erfahrung hat.
Ihn lasse ich es auch spüren, wenn er mich wütend oder traurig gemacht hat. Da verlasse ich nicht das Zimmer. Er kann es ruhig spüren, dass er mich mit seinem Handeln verletzt hat. Das ganze muss aber sachlich und gerecht ablaufen und das ist auch beim Kind der Punkt. Man beschimpft keinen und wird nicht ungerecht. Man schreit nicht...man hebt die Stimme. Das sind 2 verschiedene Paar Schuhe.
Es gibt einfach Situationen, wo ich bei meinen sonst so kompromissbereiten Kind nicht mit ruhigen Erklärungen voran komme. Es gibt Situationen, da kann man aus der Situation verschwinden und es später nochmal in Ruhe versuchen, aber es gibt Situationen, da lässt es die Zeit einfach nicht zu und da muss er jetzt und gleich "funktionieren". Da hat man nicht die Zeit erstmal ne halbe Stunde den Bock abzuwarten und dann im ruhigen Ton es anzusprechen, dass es nicht so toll war etc. Das hatten wir in der letzten Woche 2 Mal. Er musste sich an Termine halten. Ich habe es eine halbe Stunde mit ruhigem Gemüt versucht, aber der Bock war da und alles war doof und Mama ganz besonders. Also habe ich ihn mir unter den Arm gepackt und das heulende Kind (21 Kilo) zum Auto geschleppt. War sicherlich ein Bild für die Götter. Er muss auch lernen, dass sich nicht alles nach ihm und seinen Launen richtet und ich nicht seine Termine verschiebe, weil er gerade alles doof findet, dem Bock freien Lauf lässt. und wir erstmal in Ruhe diskutieren müssen. Dienstag habe ich ihn sogar ohne Frühstück in die Kita geschafft, weil der junge Mann alle 3 Möglichkeiten, die er zum essen hatte, doof fand und was ganz anderes wollte, das überhaupt nicht zur Debatte stand, weil es einfach nicht da war. Ne halbe Stunde habe ich geredet und Kompromisse gesucht...alles doof. Also habe ich ihm gesagt, dass er dann eben ohne Frühstück in die Kita muss (wusste ja, dass es bald Obstfrühstück mit Schnitte gab), weil ich jetzt zur Arbeit muss. Ja, da wurde ich laut und habe mein heulendes und strampeldes Kind unterm Arm zum Auto geschleppt und mit Gegenwehr das Kind angegurtet. Ist dann halt so. Er muss auch lernen, dass er nicht der Nabel der Welt ist und das setze ich (zur Not) mit meiner lauten Stimme ein und konzequentem Handeln durch, denn das ist für ihn das Zeichen, dass er einfach zu weit gegangen ist und seinen vorgegeben Rahmen weit überschritten hat.