wynda_11862825Jetzt ist's klarer...
Ja, jetzt verstehe ich die Situation etwas besser. Ich persönlich glaube, dass der Einfluß der KollegInnen geringer ist als Du es denkst. Es könnte gut sein, dass sie hauptsächlich einfach das bestätigen, was Deine Frau selber denkt und äußert. Ich würde mich auf das konzentrieren, was Euch beide angeht. Wenn hier alles im Lot wäre, dann wäre das auch gegen seltsame Sprüche von außen immun.
Natürlich besitzt niemand einen anderen. Trotzdem spricht nichts dagegen, Grenzen aufzuzeigen. Es geht dabei aber nicht direkt darum, Deiner Frau Grenzen aufzuzeigen, sondern Deine eigenen Grenzen. Du hast jedes Recht - und für eine funktionierende Beziehung vielleicht sogar die Pflicht - zu sagen, was Dir wichtig ist, was Du Dir wünschst und mit welchen Dingen Du nicht klar kommst.
Was das genau ist, das musst Du natürlich selbst herausfinden. Ich zum Beispiel hätte schon Probleme damit, wenn meine Partnerin regelmäßig bis in die Puppen zum Feiern unterwegs ist und sie mich nicht dabei haben will. Mir ist es nämlich wichtig, dass wir einen großen, gemeinsamen Schatz an Erfahrungen und Erinnerungen aufbauen, weil ich meiner Partnerin nur dann nahe sein kann, wenn ich sie immer neu kennenlerne. Also, gerne soll meine Partnerin weiter Sachen alleine machen, aber fürs Feiern bis in die Puppen, da wäre ich überwiegend gerne dabei. Und das darf ich mir auch wünschen.
Wenn Dir Vertrauen und Offenheit in der Beziehung wichtig ist, respektive "Ehrlichkeit und Loyalität ... ein Grundpfeiler (D)einer Beziehung" sind, dann spricht alles dafür, dass Deiner Frau auch genauso mitzuteilen. Das könnte für Euch zum Beispiel heißen, dass Sie ja ruhig bis 7.oo unterwegs sein kann, auch mit Kollegen und alleine, aber dass sie Dir offen sagen soll, was da passiert. Oder eine andere Variante, mit der Du umgehen kannst und die Deine Bedürfnisse und die Deiner Frau respektiert.
Damit die Beziehung funktioniert, würde ich an Deiner Stelle von Deiner Frau auch wissen wollen, was Sie sich wünscht und welche Bedürfnisse dahinter stecken. Also, sie geht dort hin zum Feiern mit Kollegen aber ohne Dich. Dort sucht sie nach ???, weil ihr ??? wichtig ist. Ersetze die ???. Wenn Ihr beide es schafft, dass (einigermaßen) offen auszutauschen, dann habt Ihr vielleicht noch ein Fundament dafür, Lösungen zu schaffen, mit denen ihr beide leben könnt, vielleicht sogar glücklich leben könnt.
Für Dich ist Ehrlichkeit und Loyalität wichtig, dass heißt eben auch Vertrauen. Im Moment vertraust Du Deiner Frau nicht, sondern Du rechnest damit, angelogen zu werden. Ich weiß nicht, wie ihr das mit den persönlichen Rückzugsräumen und der Privatheit handhabt. In meiner Beziehung wäre es undenkbar, dass einer am Handy des anderen die Nachrichten liest, was auch für Briefe, Emails, Chats gilt und bei uns sogar heisst, dass ich Ihren Geldbeutel nicht anfasse, wenn sie mich nicht explizit anweist, das zu machen. Das das Handy meiner Partnerin ausgeschaltet ist, wenn Sie mit Freunden unterwegs ist, würde ich deswegen nicht bemerken, weil ich nur in Notfällen anrufen würde.
Ihr scheint das anders zu handhaben, was auch völlig in Ordnung ist, wenn es für Euch beide passt. Mir ist nur unklar, ob es wirklich für Euch BEIDE passt und ich weiß nicht, ob es für Euch die optimale Regelung ist, wenn Vertrauen für Dich ein Grundpfeiler der Beziehung ist. Für mich bedeutet Vertrauen eben auch den Verzicht auf Kontrolle. Das ist manchmal schwer, kann auf einer Seite helfen, aber wenn dieses Vertrauen dann mißbraucht werden sollte, dann ist der Schaden natürlich noch größer. (Bei dem völligen Verzicht auf Kontrolle werden mir außerdem sicher einige hier widersprechen, also: Meinungsalarm).
Selbst wenn Du das alles hinbekommen hast: Herausfinden, was Sie will und was Ihre Bedürfnisse sind, eigene Bedürfnisse und Grenzen ausgetauscht, Wünsche ausgetauscht; auch dann kann dabei herauskommen, dass ihr keine gemeinsame Linie findet. Dass Ihr nicht bereit oder in der Lage seid, auf die wichtigsten Bedürfnisse (die "Grundpfeiler") des anderen einzugehen.
Völlig egal, von welcher Seite aus. In dem Fall brauchst Du keine Beratung, sondern es hilft Dir wahrscheinlich, eine Entscheidung zu treffen und dazu zu stehen. Jemanden nicht zu bevormunden oder nichts zu verbieten, dass halte ich auch für wichtig. Aber es ist nun mal so, dass das eigene Verhalten gelegentlich Konsequenzen hat. Sie soll und muss Ihre Entscheidungen frei und selbstständig treffen, ich würde aber dafür sorgen, dass sie die Konsequenzen kennt, indem sie weiss, was das für Dich bedeutet. Und Ihr beide müsst die Konsequenzen dann ziehen und ertragen - das ist der Preis für die Freiheit.