Mein Kind ist 2 Jahre alt und ich erziehe es nach den Leitgedanken "Liebe und Eigenständigkeit bzw. bedingungsloser Liebe" und mit den Ansätzen aus "Born to be wild". Ich "erziehe" nach Büchern,
weil ich weiß, dass ich meinem Instinkt nicht folgen darf und alles was mir vom Bauch her empfohlen wird, unbedingt zu vermeiden ist und definitiv nie umgesetzt werden darf.
Da mir diese "unabhängige" Kontrollinstanz fehlt, bin ich leider auch sehr unsicher, was meine Erziehungsentscheidung betrifft. Insbesondere weil sowohl im Real Life als auch hier im Forum,
viele Punkte definitiv gegenteilig gehandhabt werden.
Da mein Kind noch sehr jung ist, ist es natürlich auch schwer schon jetzt zu sagen, ob es funktionieren kann oder nicht. Nur rein vom Verstand finde ich diese Ansätze logisch und richtig. Aber
der Verstand weiß ja nun auch nicht alles.
Daher meine Frage ob jemand von Euch schon ältere Kind hat, die im Wesentlichen nach folgenden Grundsätzen erzogen werden, und wie Eure Erfahrungen damit sind (kleine Auswahl, die wohl auf
den größten Dissens stoßen):
- Kein Loben, Belohnungssysteme oder sonstiges "Toooll Gemacht"
- Kein Bestrafen (Es gibt etwas nicht, wenn das Kind sich nicht so oder so verhält oder andersrum, es gibt nur etwas, wenn es sich so verhält --> gibt es bei mir beides nicht)
- Keine Auszeiten (keine Stille Treppe, ins eigene Zimmer etc.)
- Keine (künstlichen) Grenzen. D.h. es gibt keine Grenze um der Grenze willen. Besonders Verhalten wird notfalls erzwungen, wenn es lebensgefährlich wird (Straßenverkehr, Steckdosen) oder
mir persönlich sehr am Herzen liegt (meine Blumen werden nicht auseinander genommen). Alles andere darf mein Kind. (Treppe rauf/ runter, Wohnzimmer toben, Essen wann und was es will, Schlafen wann
und wo es will.) Damit auch kein pauschales "Nein!". Alles wird begründet, und sei es mit einem "sorry, jetzt hab ich da aber gar keine Lust dazu" und wird auch immer wieder in Frage gestellt. Ein
"Nein" von gestern, kann heute ein "ja" bedeuten.
Hier im Forum würden dies wohl viele als sehr inkonsequent interpretieren
- Seine Meinung gilt genauso wie jede andere. Bspw: ich muss einkaufen, mein Kind will spielen. Ich überlege zunächst, ob ich wirklich jetzt einkaufen muss oder ob es später auch OK ist. Manchmal
verschiebe ich das dann gleich ganz. Auf den Umweg über die Baustelle bei Nachbars habe ich eigentlich auch keine Lust, aber mein Kind. Also gehen wir sehr oft dann auch zu dieser Baustelle. Weil hier steht
seine Meinung gegen meine. Und wenn ich nicht die besseren Argumente habe, dann gehts eben zur Baustelle.
- es wird immer getröstet. kein "tut doch gar nicht weh", "ist doch gar nicht schlimm". Auch wenn es wegen mir weint, nehme ich es trotzdem in Arm, wenn es sich bei mir über die von mir erfahrene
Ungerechtigkeit beschwert.
Ich denke nicht, dass diese Art der Erziehung zu allen Kindern oder auch allen Eltern passt. So habe ich beispielsweise gelernt, dass es tatsächlich Kinder gibt, die ein Schlaflernprogramm benötigten. Genauso
gibt es vermutlich Kinder, die deutlich mehr Regulierung von außen benötigen.
Doch obwohl ich bisher finde, dass es zu uns ganz gut passt, bleibt doch ein wenig die Angst, meinem Kind das Leben später sehr schwer zu machen, weil es eben so anders als viele andere erzogen wird.
Daher interessieren mich Erfahrungsberichte, von Eltern, die diese Ansätze kennen, sie bewusst eingesetzt oder abgelehnt haben und ob es Eltern gibt, die so angefangen haben, aber später doch wieder zu den klassischen Methoden übergingen.
Danke.